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Mein Name ist Lothar A. Baltrusch. Seit 2009 habe ich ein Patenkind in Vietnam: Thi Thao Huyen Pham. Anfang Mai 2013 bin ich durch 8 Länder gefahren über 15.000 km weit um sie zu besuchen. Hier meine Erlebnisse.

Kategorie: Patenkind(er)

Tag 49 – 04.07.2013 – Thuan Chau (Vietnam) – Hai Doung (Vietnam) 385 km

5. Juli 2013 Hai Doung (Vietnam) Patenkind(er), Presse, Unterstützer, Vietnam-Reise 2013 2

Aufgewacht um 5:30 h – im tiefsten Dschungel. Es sind nur die Geräusche der Tiere zu hören. Kein Straßenlärm, keine Menschen. Hoch oben wacht die Sichel des Mondes. Ich öffne das Fenster und lasse die Morgenluft rein – der Tag beginnt.

Wir fahren Richtung Hanoi. Es wird eine lange – zeitraubende Fahrt. Unendlich schlängeln sich die Kilometer durch den Dschungel – vorbei an hohen Feldbergen. Es ist – wie schon beschrieben, eine Fahrt durch eine Hochglanzpostkarte. Doch dann ändert sich die Anmutung. Es zieht „Industrie“ ein – es wird dreckiger, die Temperatur steigt auf  34 Grad. Der Verkehr nimmt zu. Quellend geht’s an die Stadtgrenze Dann beginnt das Unglaubliche.

Ich versuche es mal zu beschreiben. Man stelle sich vor, alle Autos in Schwerte sind Mofas und alle Mofas – Autos. Dann hat man so ungefähr eine Vorstellung, von dem, was hier auf den Straßen abgeht. Dann nimmt man die Strecke Geisecke – Westhofen und los geht’s. Alle in ALLE Richtungen gleichzeitig und dazwischen dann noch Kühe, die quer über die Straße gehen und Busse bzw Lkw, die mit sehr lauter Hupe überholen – auch wenn mir der Grund verschlossen bleibt. Ach ja – gespickt mit muckeligen 34 Grad – ein Traum. Und so ging es für knapp 50 km – quer durch Hanoi – Richtung Hai Doung. Danach wurde der Verkehr weniger allerdings die, die unterwegs waren, hatten kein Licht – wunderbar !

Wir erreichten Hai Doung. Jürgen Eichhorn fischte uns vom Highway und loste uns zu seiner Pizzeria. Ein Italienisches Restaurant mitten in Vietnam. Draußen vor der Tür waren echt viele Leute, sie empfingen uns. Ein italienisches Kamerateam filmte, die Fotomaschinen klickten – großer Bahnhof für „Way to Huyen“. Shake hands, immer wieder in die Kamera lächeln – es gab zur Krönung „Bratwurst“.

Jürgen hat mir im Nachhinein erzählt, dass er seit Wochen im Hintergrund die Fäden gezogen hat. 267 Mails und 80 Briefe ergaben die komplette Erlaubnis für uns, durch Vietnam zufahren. Ohne Umkennzeichnung der Bikes, ohne Führerschein auf vietnamesisch. Einzig unsere Pässe sind die Erlaubnis für „Alles“. Mehr dazu nicht an dieser Stelle.

Nach fast 400 km waren wir fix und alle, aßen Pizza, Pasta, tranken kühles Bier. Später fuhren wir zu Jürgens Haus. Dort wohnen wir in der Familie mit Ha, Jürgens Frau, Maya, deren Tochter und mit Jürgens Schwiegereltern.

Wir werden uns das Blindenhaus ansehen. Aus einer Hilfsaktion ist eine Herzensangelegenheit geworden. Mehr dazu – Morgen.

 

Gesamtkilometer 14.212 km.

Tag 34 – 19.06.2013 – Jining, Ulanqab (China) – Gedanken

18. Juni 2013 Tag 34 - 19.06.2013 – Jining, Ulanqab (China) - Gedanken Gedanken, Patenkind(er), Presse, Unterstützer, Vietnam-Reise 2013 2

Der Morgen erwacht. Öffne die Augen in  einem übergroßen Hotelbett. Mindestens 4 Leute finden unter dem schweren Bettbezug bequem Platz. Der Raum ist edel eingerichtet – ein Flat an der Wand, Spiegel, dicker Teppich aber es riecht muffig. Es ist 5:00 Uhr. Die Sonne berührt mit ihren Strahlen zärtlich die Stadt. Die ersten Menschen sind unterwegs. Ich sitze hier, im Hotel, trinke Jasmintee und schaue aus dem offenen Fenster des 7. Stocks.

Gegenüber, vor dem Shopping Center, stehen die ersten Leute vor einer großen Leinwand und machen zu chinesischer Musik Frühgymnastik. Die ersten „Tucktucks“ sind unterwegs, das Hupkonzert beginnt. Heute werden wir die 10.000 km Marke knacken und das schon nach 33 Kilometern. Jetzt bin ich so weit von zu Hause weg und es durchfliest mich ein seltsames Gefühl. Meter für Meter, Tag für Tag nimmt die Entfernung zu. Meter für Meter komme ich Huyen näher. Ich weiß, dass sie sich freut. Das ganze Dorf ist voller Erwartung. Dabei gilt EUCH in erster Linie der Dank. Ohne Eure Unterstützung, ohne das Geld, wäre ich nicht hier, hätte es „Way to Huyen“ nie gegeben. Ich bin nur „Mittel zum Zweck“ – einfach nur das x, durch das eine Verbindung entstanden ist. Eine Verbindung zu über 260 Kindern in Vietnam. Wie werden sie mich empfangen ? Wenn ich an die vielen Menschen unterwegs denke – egal wo wir waren, wo wir standen – immer wieder wurden wir mit einem Lächeln begrüßt, wurden Fotos gemacht, wir wurden rumgereicht. Und das – obwohl wir nichts gemacht haben. Wie wird es in Huyens Dorf sein ?

Ich möchte eigentlich nicht darüber nachdenken – aber der Gedanke kommt immer wieder.

Über 1 ½ Jahre hat die Planung gedauert – in wenigen Tagen stehe ich vor dem Ziel. Das seltsame Gefühl zieht wieder auf.

Tag 32 – 17.06.2013 – Erenhot (China)

17. Juni 2013 Erenhot / China Patenkind(er), Presse, Unterstützer, Vietnam-Reise 2013 2

Und ? … ne, immer noch warten ! Die Mühlen in China malen laaaangsam. Hab ja gelernt, Geduld zu haben. Das zahlt sich nun aus. Es fehlt immer noch dieser schicke Stempel. Also gings erstmal mit Andreas in die Stadt. Wir sind zum Markt. Eine überdachte Halle voll mit Düften jeglicher Art und den dazugehörigen Utensilien. Schaut auf die Bilder und ihr wisst was ich meine bei gefühlten 30 Grad !

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ständich und überall wollten die Chinesen Bilder mit uns – und wir dann auch.

Anschließend hab ich meine gelbe Touratech Tasche vom Staub der Wüste Gobi befreit, Socken, Unterwäsche und T-Shirt gewaschen und dann waren die Bikes dran. Es dauerte nicht lange und man bestaunte meinen Astralkörper 😉 und die Bikes. Innerhalb von wenigen Minuten standen die Köche/innen und das Personal bei mir und staunten – machten Fotos. Nur dumm, keiner konnte Englisch, bzw ich kein Chinesisch. Bis ein Officer der Grenzkontrolle auftauchte. Er wohnt auch hier im Hotel. Dieser konnte Englisch und schon war die multikulturelle Unterhaltung im Gange. Die üblichen Fragen, woher, wohin, wieso. Die Bikes waren sauber, ich mit meinem Latein am Ende und wir gingen unsere Wege. Später waren wir noch zum Essen und Morgen soll es nun los gehen. Das nächste Ziel: Datong und kurz vor der Stadt schauen wir uns „The great wall“ an – die „Chinesische Mauer“.

In diesem Sinne – Way to Huyen rollt wieder (hoffentlich) – Lothar

Bilder vom Tag

 

Tag 30 – 15.06.2013 – Erenhot (China)

15. Juni 2013 Erenhot / China Patenkind(er), Presse, Unterstützer, Vietnam-Reise 2013 1

 

 

 

 

 

Die Nacht war sooo kurz. Bin erst gegen 2:00 h vom Rechner – rückwärts ins Bett gefallen. Hab aber sehr gut geschlafen. Heute Morgen dann um 8:00 – Frühstück. Und wie immer auf dieser Reise … andere Länder – andere Sitten. Keine Brötchen oder Brot, kein Käse oder Marmelade – nö. Es gab ein warmes Buffet. Nudeln, Kartoffeln, Pfannkuchen mit vielen Kräutern, warmen Fisch und warme Milch. Hab allerdings nur die Pfannkuchen gegessen und die Milch getrunken. Wird schon … !

Danach ging in die „kleine Stadt“, wie Chu, unser Guide sagt. Erenhot hat „nur“ 74.000 Einwohner. Der Verkehr läuft bedächtig, viel Menschen sind mit den lautlosen E-Rollern unterwegs, wir gingen zu Fuß. Da die WiFi Lage in China uns auch noch länger beschäftigen wird, waren wir auf der Suche nach einem passenden Gerät. Und was soll ich sagen – läuft! Ich kann wieder mit meinen Geräten ins Netz. Bekomme alles außer FB – kann ich aber auch mal ohne. Hauptsache ich habe zu meinem Schatz Kontakt.

Überall rauchen die Menschen – sehr gewöhnungsbedürftig. Hab ich mir doch nach dem Essen am Tisch im Restaurant eine angesteckt – irgendwie komisch. Selbst im Hotel, obwohl überall „no smoke“ steht, qualmen die Chinamenschen als gebe es kein Morgen.

Im Bad – jetzt kommt der Klopper, gibt es Hausschuhe, frische Socken und Unterwäsche, Rasierer und Kondome zu kaufen. Letztere in zweierlei Größen, die, denken echt an alles.

 

 

Gegen 14:00 sind wir zum Dinosaurier Park gefahren – der chinesische Jurassic Park. Hier wurde das weltweit besterhaltende Dinoskelett gefunden. Überall sieht man Ausgrabungen. Schon echt unglaublich, wenn man bedenkt. Dass vor 60 Millionen Jahren hier die Dinos zu Hause waren. Dann kam der Meteor – der Rest ist Geschichte.

 

Zurück im Hotel. Die Ketten der Bikes müssen geschmiert werden – 5 Minuten Sache.  Seit dem Sturz in der Wüste Gobi habe ich Kopfschmerzen und der rechte Nacken tut weh. War schon in der Apotheke und habe mir so komische Wärmepflaster gekauft. Stinken wie Tiger – haben aber etwas geholfen. Da schlug Chu eine Massage vor. War da skeptisch – man hört ja soviel. Aber ich habe mich massieren lassen. 80 Yuan hat das gekostet – umgerechnet 9,81 € für eine ¾ Std. Es war ein Stückweit die Hölle. So richtig mit auf dem Rücken trampeln und „keine Gnade“ … ob es was geholfen hat – fühle ich morgen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Dann waren wir beim „Straßengrill“ – unzählige Grillexperten bieten vom rostigen selbstgebauten Grills, lecker Fleisch an. Es war soooo lecker ! Hoffe es bleibt so.

 

In diesem Sinne – Kaichiba, Lothar

(Warten übrigens immer noch auf die Freigabe der Bikes, durch den Zoll. Morgen solls was werden !? Und für die Statistiker: In knapp 3 Wochen fast 10.000 km gefahren. Die Zeit in Ulaanbaator ist schon abgezogen!)

Bilder vom Tag

 

Tag 28 – 13.06.2013 – Ulaanbaator (Mongolei) – Saymashand (Mongolei) 466 km

14. Juni 2013 Saymshand (Mongolei) Patenkind(er), Presse, Unterstützer, Vietnam-Reise 2013 0

Ich bin kein Held – hab ich auch nie behauptet. Der Tag fing sehr nett an. Das letzte Frühstück, die letzten Worte mit Dimitri und Sibylle und ab ging es Richtung „Border of China“.

50 km nach der Stadt begann die Steppe, wunderschön im Licht des Morgens, rechts und links von der schönen neu asphaltierten Straße aus zu sehen. Ich freute mich auf die kommende Nacht  unterm Sternenhimmel – doch es sollte alles anders kommen.

Nach weiteren 200 km hörte die Straße auf und wir mussten auf die Steppe ausweichen – Sandsteppe !!! Meine schlimmste Befürchtung wurden wahr. Aber wer A sagt … doch das B wie Bums hat nicht lange auf sich warten lassen.

 

 

Ein paar Minuten später legte ich die BMW auf die Seite. Alles gut gegangen – war einfach zu wenig Gas und zuviel Sand. Also – aufstellen und weiter. Das „weiter“ dauerte ganze 15 Minuten. Dann legte ich mich wieder hin – diesmal aber etwas, na sagen wir mal – intensiver.

 

Mein rechtes Bein war eingeklemmt zwischen Alukoffer und hinterer Fußraste, ich lag unter dem Bike, zwar weich im Sand aber ich konnte den Fuß nicht wegziehen. Ausbuddeln ging auch nicht, da sonst der Sand von der „Kofferauflageseite“ (tolles Wort) nach unten gerieselt wäre und das Bike mehr und mehr meinen Fuß abgedrückt hätte. Also: Erstmal n Foto machen !

In der Zwischenzeit hat Andreas gedreht und kam mir zur Hilfe. Bike hingestellt und … weiter. Aber auch das dauerte gerade mal 20 Minuten und wir hielten an. Ich hatte Angst weiter auf Sand zufahren – oder hatte ich Respekt ? Egal wie man es nennt – ich war nicht in der Lage die „unbekannten Kilometer“ zu fahren. Also haben wir beschlossen, dass Hans-Jürgen das Bike fährt – immerhin ein alter Steppenhase und ich den Transit. Mir tat der Unterschenkel weh aber das Fahren im Transit gut. So ging es bis nach Saymshand.

Es zogen dunkle Wolken auf. An Campen war nicht zu denken. Regen kam auf und Wind und wie sollte es auch anders sein – Gewitter. Die Straße – die wieder da war – wurde leicht schmierig und der Wind spielte mit uns, allerdings sehr fies.

 

 

Danach wurden wir mit einem Regenbogen in der (östlichen) Wüste Gobi entschädigt. Wir erreichten Saymshand – ein Ort, den Gott vergessen hat. Dubiose Gestalten, immer leicht angeheitert, sprangen auf der Straße rum. Das Hotel – ein Loch über einer Karaokebar und voll mit ordentlich „betankten Leuten“. Die Bikes standen in einem Tiefgaragenloch, die Betten waren hart wie ein Brett. Zum Abendbrot gab es Chips ! Ich ging müde, erschöpft und mit Wut im Bauch ins Bett. Wollte und will immer noch, die gesamten Kilometer bis Huyen auf dem Bike fahren, doch nun fehlen 200 km. Aber – ich bin kein Held – die Vernunft hat gesiegt. Und was Hans-Jürgen betrifft, da hab ich den höchsten Respekt vor dem, was er da mit dem Bike in der Steppe hingelegt hat !

Und noch etwas ist mir aufgefallen. In Ulaanbaator haben wir getankt. 41.700,00 Tögrök hab ich bezahlt. Nach knapp 200 km hörte die Straße auf. Kurz vorher sah ich ein Auto mit der Zahl 417 auf der Heckklappe. Kurz bevor das Gewitter anfing, sah ich am Straßenrand die Kilometrierung: 417. Als ich später zufällig auf die Uhr schaute, war es in Deutschland 14:17 h ! Seit ewig langer Zeit, „verfolgt“ mich die Zahl 417. Wieso ? Das würde ich auch nur zu gerne wissen. Keine Ahnung. Aber so ist es nun mal – vielleicht bekomme ich ja in Vietnam die Erklärung.

Gesamtkilometer: 9.420 km

 

 

 

 

Bilder des Tages