Der Morgen erwacht. Öffne die Augen in einem übergroßen Hotelbett. Mindestens 4 Leute finden unter dem schweren Bettbezug bequem Platz. Der Raum ist edel eingerichtet – ein Flat an der Wand, Spiegel, dicker Teppich aber es riecht muffig. Es ist 5:00 Uhr. Die Sonne berührt mit ihren Strahlen zärtlich die Stadt. Die ersten Menschen sind unterwegs. Ich sitze hier, im Hotel, trinke Jasmintee und schaue aus dem offenen Fenster des 7. Stocks.
Gegenüber, vor dem Shopping Center, stehen die ersten Leute vor einer großen Leinwand und machen zu chinesischer Musik Frühgymnastik. Die ersten „Tucktucks“ sind unterwegs, das Hupkonzert beginnt. Heute werden wir die 10.000 km Marke knacken und das schon nach 33 Kilometern. Jetzt bin ich so weit von zu Hause weg und es durchfliest mich ein seltsames Gefühl. Meter für Meter, Tag für Tag nimmt die Entfernung zu. Meter für Meter komme ich Huyen näher. Ich weiß, dass sie sich freut. Das ganze Dorf ist voller Erwartung. Dabei gilt EUCH in erster Linie der Dank. Ohne Eure Unterstützung, ohne das Geld, wäre ich nicht hier, hätte es „Way to Huyen“ nie gegeben. Ich bin nur „Mittel zum Zweck“ – einfach nur das x, durch das eine Verbindung entstanden ist. Eine Verbindung zu über 260 Kindern in Vietnam. Wie werden sie mich empfangen ? Wenn ich an die vielen Menschen unterwegs denke – egal wo wir waren, wo wir standen – immer wieder wurden wir mit einem Lächeln begrüßt, wurden Fotos gemacht, wir wurden rumgereicht. Und das – obwohl wir nichts gemacht haben. Wie wird es in Huyens Dorf sein ?
Ich möchte eigentlich nicht darüber nachdenken – aber der Gedanke kommt immer wieder.
Über 1 ½ Jahre hat die Planung gedauert – in wenigen Tagen stehe ich vor dem Ziel. Das seltsame Gefühl zieht wieder auf.
Andreas Hülsmann, Schwerte, Vietnam, Way to Huyen
2 Antworten auf Tag 34 – 19.06.2013 – Jining, Ulanqab (China) – Gedanken