Es war kalt. Deshalb haben wir die „Windbreaker“ angezogen – winddichte Unterwäsche, sehr sexy !! Dann gings los und wie … Seitenwind aus Richtung Norden. Die Bikes wurden in die Schräglage versetzt und wenn uns ein Lkw entgegen kam, dann gabs erst ein Luftloch, dann einen „Windboxer“. Links, rechts oder/und auch von vorne. Dann wieder Gegenlenken und ab in die gewohnte Schräglage und das für 200 Kilometer !!! Die Temperatur um die 11 °, sonnig und wolkig – aber der Wind war eisig. Irgendwie suchte er sich eine Öffnung an meinem Held. Ein feiner Strahl schlängelte sich vom linken Ohr quer über den Hinterkopf zum rechten Ohr – eine eisige Furche.
Erster Stopp. Irgendwo im Nirgendwo. Pause, Kaffee. Dieser war der leckerste den ich je getrunken habe – auch wenn er nicht so aussah. Klein, schwarz und süß – obenauf schwamm der Prütt. Aus einem Plastikbecher tut er doppelt so gut, weil er auch die Finger erwärmt. Die Fahrt ging weiter. Der Nordwind ließ nach. Die nächsten 200 km vergingen im Flug.
Dann sah ich meine Liebe. Ja – ich habe mich verliebt. In einen UAZ 452. Der Russenbulli schlechthin. Ich sprach Andrej, den Fahrer an. Er und seine zwei Kumpels standen vor dem Cafe. Er erklärte mir seinen ganzen Stolz. Leider war er schon rostig – obwohl Baujahr November 2012 ! Ja ja – der russische Winter nimmt sich alles. Dann kamen die Kumpel dazu und es wurden Fotos gemacht – hin und her – jeder mit uns – wir mit denen.
Ach ja – unsere Bikes und wir waren natürlich wieder das „Heldenthema“. Andrej fragte nach meiner Email – er möchte mir die Fotos schicken. Also gab ich ihm einen „Way to Huyen“ Aufkleber. Dieser klebt nun an einem russischen UAZ 452. Kurzerhand fuhren wir die knapp nächsten 200 km im Convoy. Kurz vor Novosibirsk ging der Himmel auf – leichter Regen – die Temperatur 5°. Also rechts ran ab in die „Gastiniza“, das preiswerte Truckermotel am Highway. Die Jungs in ihrem UAZ 452 – schon leicht angeheitert vom vielen Bier unterwegs (außer Andrej) stiegen aus und verabschiedeten sich nicht ohne noch ein paar Fotos zumachen. Und dann gabs noch ein Geschenk. Andreas bekam ein wertvolles schweres Taschenmesser geschenkt – einfach so. Man stelle sich das mal in Deutschland vor. Russe kommt nach Schwerte, fragt nach dem Weg, Du fährt mit ihm bis nach Köln und gibst ihm aus Dankbarkeit Dein Taschenmesser !!
Kleine Infos von unterwegs noch. Wir sahen immer wieder zwei schwarze Pkw. Sie überholten uns wie blöd – standen dann ein paar km weiter am Seitenrand und „hatten“ eine Panne. Hielten Autos an und verlangten Geld. Wir sind immer wieder weitergefahren.
Morgen gehts an Novosibirsk vorbei Richtung Achinsk. Schlaft gut – Lothar
Kilometerstand gesamt: 5.999 km.
Einige Bilder von unterwegs: