Ich bin kein Held – hab ich auch nie behauptet. Der Tag fing sehr nett an. Das letzte Frühstück, die letzten Worte mit Dimitri und Sibylle und ab ging es Richtung „Border of China“.
50 km nach der Stadt begann die Steppe, wunderschön im Licht des Morgens, rechts und links von der schönen neu asphaltierten Straße aus zu sehen. Ich freute mich auf die kommende Nacht unterm Sternenhimmel – doch es sollte alles anders kommen.
Nach weiteren 200 km hörte die Straße auf und wir mussten auf die Steppe ausweichen – Sandsteppe !!! Meine schlimmste Befürchtung wurden wahr. Aber wer A sagt … doch das B wie Bums hat nicht lange auf sich warten lassen.
Ein paar Minuten später legte ich die BMW auf die Seite. Alles gut gegangen – war einfach zu wenig Gas und zuviel Sand. Also – aufstellen und weiter. Das „weiter“ dauerte ganze 15 Minuten. Dann legte ich mich wieder hin – diesmal aber etwas, na sagen wir mal – intensiver.
Mein rechtes Bein war eingeklemmt zwischen Alukoffer und hinterer Fußraste, ich lag unter dem Bike, zwar weich im Sand aber ich konnte den Fuß nicht wegziehen. Ausbuddeln ging auch nicht, da sonst der Sand von der „Kofferauflageseite“ (tolles Wort) nach unten gerieselt wäre und das Bike mehr und mehr meinen Fuß abgedrückt hätte. Also: Erstmal n Foto machen !
In der Zwischenzeit hat Andreas gedreht und kam mir zur Hilfe. Bike hingestellt und … weiter. Aber auch das dauerte gerade mal 20 Minuten und wir hielten an. Ich hatte Angst weiter auf Sand zufahren – oder hatte ich Respekt ? Egal wie man es nennt – ich war nicht in der Lage die „unbekannten Kilometer“ zu fahren. Also haben wir beschlossen, dass Hans-Jürgen das Bike fährt – immerhin ein alter Steppenhase und ich den Transit. Mir tat der Unterschenkel weh aber das Fahren im Transit gut. So ging es bis nach Saymshand.
Es zogen dunkle Wolken auf. An Campen war nicht zu denken. Regen kam auf und Wind und wie sollte es auch anders sein – Gewitter. Die Straße – die wieder da war – wurde leicht schmierig und der Wind spielte mit uns, allerdings sehr fies.
Danach wurden wir mit einem Regenbogen in der (östlichen) Wüste Gobi entschädigt. Wir erreichten Saymshand – ein Ort, den Gott vergessen hat. Dubiose Gestalten, immer leicht angeheitert, sprangen auf der Straße rum. Das Hotel – ein Loch über einer Karaokebar und voll mit ordentlich „betankten Leuten“. Die Bikes standen in einem Tiefgaragenloch, die Betten waren hart wie ein Brett. Zum Abendbrot gab es Chips ! Ich ging müde, erschöpft und mit Wut im Bauch ins Bett. Wollte und will immer noch, die gesamten Kilometer bis Huyen auf dem Bike fahren, doch nun fehlen 200 km. Aber – ich bin kein Held – die Vernunft hat gesiegt. Und was Hans-Jürgen betrifft, da hab ich den höchsten Respekt vor dem, was er da mit dem Bike in der Steppe hingelegt hat !
Und noch etwas ist mir aufgefallen. In Ulaanbaator haben wir getankt. 41.700,00 Tögrök hab ich bezahlt. Nach knapp 200 km hörte die Straße auf. Kurz vorher sah ich ein Auto mit der Zahl 417 auf der Heckklappe. Kurz bevor das Gewitter anfing, sah ich am Straßenrand die Kilometrierung: 417. Als ich später zufällig auf die Uhr schaute, war es in Deutschland 14:17 h ! Seit ewig langer Zeit, „verfolgt“ mich die Zahl 417. Wieso ? Das würde ich auch nur zu gerne wissen. Keine Ahnung. Aber so ist es nun mal – vielleicht bekomme ich ja in Vietnam die Erklärung.
Gesamtkilometer: 9.420 km
Bilder des Tages
Andreas Hülsmann, Schwerte, Vietnam, Way to Huyen