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Mein Name ist Lothar A. Baltrusch. Seit 2009 habe ich ein Patenkind in Vietnam: Thi Thao Huyen Pham. Anfang Mai 2013 bin ich durch 8 Länder gefahren über 15.000 km weit um sie zu besuchen. Hier meine Erlebnisse.

Monatsarchiv: Juni 2013

Tag 42 – 27.06.2013 – Kunming (China) – Mojiang (China) 240km

27. Juni 2013 Mojiang (China) Presse, Unterstützer, Vietnam-Reise 2013 6

Heute sind wir spät losgekommen. Hans-Jürgen hat noch wegen seinem Sony Tab in der Stadt einen Laden gesucht, weil er mit dem Ding nicht mehr ins Internet gekommen ist. Er war erfolgreich. Erfolgreich hat dann auch wieder der Regen zugeschlagen. Andreas und ich mussten unterwegs den Nassanzug anziehen.

 

Bei diesem Stopp fand ich das Motive von dem Lkw. Dieser hatte wohl keine Bremsen mehr und hat sich dann in der „Nothalterampe“ geflüchtet. Frauen entluden den Lkw per Hand und mittels Rückenkörbe. Eine Sauarbeit im Jahre 2013 !!  Danach ging es durch den Regen wieder über Bergpässe und durch Täler. Die Temperatur um die 16 Grad. Nach einer Stunde riss der Himmel auf und es wurde bis zu 33 Grad warm. China gibt alles um uns zu gefallen. Bei trockener Fahrbahn fuhren wir durch lange und breite Kurven – manchmal U-Turn den Berg runter – mal wieder den Berg rauf. Das machte echt Spaß – hab ordentlich an Fahrpraxis dazu gelernt. Wir waren auf der „verbotenen Straße“ unterwegs, denn bei diesem Wetter über enge und schlammige Landstraßen – muss nicht sein. Und genau das hatte seinen Preis. Kurz vor Mojiang blieben wir an einer Tanke stehen und die Polizei kontrollierte unsere Führerscheine. Das erste Mal !! Die Beamten machten uns drauf aufmerksam, dass es gleich nach ein paar Kilometer ordentlich steil runter gehen würde, ohne Brüstung zum Abhang. Fahrer müssen sich hier oben anmelden, unten wird kontrolliert ob sie angekommen sind. China gibt alles! Wir sind dann aber, nach der Tankstelle, von der Bahn runter und … was soll ich sagen – wir mussten (auch zum ersten Mal) Maut zahlen für die Bikes. 102 Yuan (12,50 Euro). Ansonsten hätten die Beamten wohl die Bikes einbehalten – „Way to Huyen“ wäre zu Ende gewesen – also zahlten wir. Wenn man überlegt – wir sind fast 2000 km auf der „verbotenen Straße“ gefahren und haben gerade mal 12,50 Euro Maut bezahlt – dann ist das schon ein guter Schnitt.

 

Hotel erreicht, Hans-Jürgen hat den Transit waschen lassen. Ich habe geduscht, Kontakt mit Jürgen Eichhorn in Hanoi aufgenommen und wir sind zum Essen gegangen. Es gab Pannekauken !!! Mehr dazu demnächst in den Ruhr Nachrichten Schwerte. Gute Nacht. Wir sind knapp 400 km vor Laos.

 

Gesamtkilometer 12.988 km und Bilder vom Tag.

 

Tag 41 – 26.06.2013 – Zhaotong (China) – Kunming (China) 323 km

Die Nacht war wieder eine Qual – China quält mich. Um 3 Uhr wach geworden und dann über 3 Stunden gelegen. Wir sind hier über 2000 m hoch – denke es liegt auch daran, dass ich nicht schlafen kann.

Regen bei 19 Grad. Die Handschuhe färben ab – aber eigentlich eine Wohltat bei den Temperaturen jenseits der 30 in den letzten Tagen – doch die Straßen sind glatt. Nach 100 km reißt der Himmel auf. Es wird trockener. Die Bambuslandschaft geht, Laubbäume kommen – mitunter auch eine karge Feldlandschaft. Andreas und ich wedeln uns in die Höhe – immer höher. Knapp 3000 m ist die Grenze. Die Luft ist dünn – das Atmen fällt schwer. Ich merke den leichten Druck auf der Brust. Aber all das nehme ich in Kauf für den grandiosen Blick über die Berge und Täler.

 

Wir halten bei einigen Einheimischen, die direkt an der Straße sitzen und sich ein paar Yuan verdienen. Die ganze Familie sitzt zusammen. Sie verkaufen Kartoffeln und Eier. Scharfe Gewürze gibt es dazu.

 

 

Die Frau reibt die verkohlte Schale mit dem abgeschnittenen Unterteil einer Coladose ab. Zwei heiße Kartoffeln und ein Ei, 4 Yuan –  umgerechnet 49 Cent. Ich habe dem Kind einen Yuan schenken wollen. Mama und Papa haben sich mit Händen und Füßen gewehrt.

 

Die Chinesen nehmen kein Trinkgeld. Und wenn man mit einem großen Schein bezahlt, dann geben sie dir das Restgeld mit beiden Händen zurück – eine sehr langsame und würdevolle Geste. Dadurch zeigen sie dir ihre tiefe Dankbarkeit.

 

 

Die Temperatur steigt mit jedem Meter, die wir von den 3000 m ins Tal fahren. Es macht richtig Spaß, das Bike läuft gut. Die Atmung wird angenehmer und die Luft klarer. Vor uns Kunming – eine 8 Millionen Stadt. Kurz vor der Stadt geht mein Motor wieder aus – obwohl ich noch für gut 80 km Sprit habe. Wir bleiben stehen. Andreas gibt mir Benzin aus seinem Campingkocher. Bike läuft. Minuten später ging Andreas Maschine aus – wir füllten etwas Sprit aus meinem Tank in seinen. In Kunmimg tankten wir das gute 97 Octan. Beim letzten Tanken bekamen wir nur 93 Octan. Vielleicht liegt es daran. Keine Ahnung.

 

Das Hotel ist OK – Andreas und ich waren dann mit Chu beim …. Chinamann !!! Jetzt haben wir jeden Tag Chinesisch gegessen, immer schmeckt es anders – je tiefer wir kommen. Einfach geil !

 

Ach Leute, es gibt einfach soviel zu sagen. Immer wenn ich auf dem Bike sitze, denke ich über vieles nach – über zu Hause – über die Reise – über Huyen. Ich weiß diesen „Way to Huyen“ sehr zu schätzen und das es ein Privileg ist ihn zu fahren. Viele haben mich unterstützt, Familie, Arbeitskollegen, Freunde, Verwandte und auch fremde Menschen. Dafür Danke ich !!! By the way – ich kann es manchmal nicht glauben, dass ich auf dem Weg bin – denn soviel passiert – das reicht für ein ganzes Leben voller Erinnerungen.

Noch umdie 700 km bis zur Laotischen Grenze. Das heißt spätestens am Samstag sind wir in Laos.

Gesamtkilometer 12.748 km und Bilder vom Tag.

 

Tag 40 – 25.06.2013 – Muchuan (China) – Zhaotong (China) 340 km

Hätte ich es mal nicht so laut gesagt. Ich habe die Nacht in der „Harmoniehalle“ verbracht. Chu hat dieses Wort kreiert, allerdings hatte ich dort alles andere als harmonische Gefühle. Naja – wieder ein Kilo weniger. Lag wohl am Essen oder an was auch immer.

Wir sind über die Landstraße gefahren. Immer wieder querten wir Bergdörfer. Die Menschen sitzen schon am frühen Morgen zusammen und spielen Karten. Hunde lungern oder liegen auf der Straße rum und schauen sich den Verkehr an. Frauen saßen beieinander und taten nix. Generationen im Einklang.

 

Einige warten auf Kundschaft – Reifenhandel ist groß in Mode. Ich habe so das Gefühl, als würde man hier geboren, leben und sterben. Keine Perspektive auf ein besseres Leben. Überall Dreck und Unrat.  Manchmal komme ich mir vor wie in einer „Abenteuerfilm Kulisse“ – alles sieht so hingestellt aus – dennoch ist es real. Eine andere Welt.

 

Wir passieren die letzte Bezirksgrenze – ich glaube die 5te. Nun sind es nur noch 1000 km bis Laos. Die Grenze ist durch den berühmten „Yangze Fluß“ markiert. Er ist einer der wichtigsten Verbindungsadern Chinas. Auf ihm dümpeln kleine bis mittlere Schiffe. Eine ganze Stadt wurde an ihr gebaut, weil auf dem alten Platz ein Staudamm entstand. Nach rund 200 km Landstraße erreichen wir mal wieder die „verbotene Straße“ – drauf und Gas –die letzten Kilometer. Wir erreichen Zhaotong. 5 Millionen Menschen leben hier – für mich schon fast eine „normale Stadt“.

Müde –  und die „Harmoniehalle“ ruft.

 

Jetzt weiß ich auch wie die drei Worte geschrieben werden – Chu hat sie mir aufgeschrieben. „Wo ai ni“, gesprochen „Ur ei nie“ … also Honey!

Gesamtkilometer 12.425 km und Bilder vom Tag.

Tag 39 – 24.06.2013 – Chengdu (China) – Muchuan (China) 243 km

25. Juni 2013 Muchuan (China) Presse, Unterstützer, Vietnam-Reise 2013 0

 

 

 

 

 

Super gut geschlafen in einer echt noblen Suite für umgerechnet 45 Euro pro Nase. Unter der Dusche – Blick über die Metropole aus dem 17. Stock – oder aus der Wanne heraus – den selben Ausblick genießen. Selbst vom Klo … ! Draußen hat es geregnet – die Straßen sind glitschig wie Schmierseife.

Wir sind weiter Richtung Süden unterwegs. Es wird wärmer. Die Vegetation hat sich wieder geändert. Überall Bambus, Unterarmdick ! Aus dem Zirpen der Heuschrecken wurde ein Quacken wie das Millionen von Fröschen. Hörte sich beinahe an wie im Dschungel (aus dem TV) Immer wieder kleine Dörfer, die bremsten uns aus. Irgendwann hörte der Regen auf und die Schwüle kam. Das ist erst der Anfang.

Ziel erreicht. Muchuan, ein kleines 30.000 Seelendorf. Riesen Hotel, nix los. Eine Lobby, da passen locker drei Eigenheime rein. Das Zimmer – solala, es riecht nach Urin – ansonsten ok. Jedoch kein Internet – deshalb kommt dieser Artikel etwas später. Wir sind zum Essen quer über die Straße. Muffige Bude. Im Eingang hängen die Dorfschönheiten rum – alle haben ihr Handy am Ohr und knappe Kleidung – aber diese sicherlich der Witterung wegen. Ich habe mir mit Andreas Kartoffeln in einer scharfen Soße bestellt. Dazu Brot – sahen aus und schmeckten so wie Knack & Back roh. Dazu Klebereis mit weichen Erdnüssen, gerollt in Bambusblättern. Tee gibt es immer Literweise für lau. Hans-Jürgen wollte etwas „aus der Gegend“ – die Spezialität. Gesagt bekommen. Einen großen Teller Bitterspargel in scharfer Soße mit Huhn. Allerdings war der Kopf und Kamm, die Zunge und ich weiß nicht was zu erkennen. Andere Länder … eben. In der Küche wurde sauber gemacht, 30 Liter Eimer Wasser einmal quer über den Boden gekippt und dann ab mit der Suppe durch die Tür auf die Straße. Überall standen Essensreste auf gebrauchten Tellern rum. 30 Liter Eimer und hinein damit – die Hunde werden sich freuen – oder wer auch immer. Habe bis heute alles gut vertragen – probiere alles, auch den Spargel habe ich gekostet – allerdings ohne „Gesichter“. Danach gings zum Hotel zurück – Morgen geht’s wieder Richtung Süden.

Chu hat mir einen Satz beigebracht. Gesprochen wir er „Ur ei nie“ geschrieben sicherlich anders. Also – „Ur ei nie – Honey“

Gesamtkilometer 12.085 km und Bilder vom Tag.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Tag 38 – 23.06.2013 – Chenggu (China) – Chengdu (China) 520 km

23. Juni 2013 Chengdu Presse, Unterstützer, Vietnam-Reise 2013 1

Statt Kaffee gab es Red Bull zum Frühstück. „Chu“ hat gemeint : „Das ist chinesischer Kaffee, sind Vitamine drin“. OK – dann ist das so. Rauf aufs Bike und ab Richtung Chengdu. Über die Landstraße sind die über 500 km wohl kaum zu schaffen. Aber nach 5 Stunden und 180 km passierte ein Wunder. Kein Beamter an der Auffahrt zur Autobahn – also drauf. Wir sind incl. dem heutigen Tag,  bislang um die 1000 km „verbotene Straße“ gefahren. Bis es auf den Highway ging, sind Andreas und ich auf unseren Bikes durch wunderschöne Landschaften gewedelt. Haben Wasserbüffel gesehen, Reisfelder, umsäumt von malerischen Hügeln. Hin und wieder kreuzte ein Schmetterling, so groß wie eine Handfläche unseren Weg. Von tief Blau bis kräftig Lila, flatterten sie im Sonnenlicht.

Kurz bevor es auf die Bahn ging, trafen wir eine junge Frau. Sie war mit dem Fahrrad unterwegs, siw hielt in ca 20 Metern Abstand von uns und machte Handbewegungen. Sie wollte in Foto machen. OK – haben wir gesagt, sie kam näher. Ihr Rad – für unsere Verhältnisse eins aus dem Baummarkt. Sie selbst gerade mal 1.50 groß und zierlich. Nach einem kurzen chinesisch/englisch/Hand und Fuß – Gespräch, habe ich verstanden: Dieses Mädel kam aus Xi’an ( ca 400 km entfernt) und war auf dem Weg nach Lhasa – die Hauptstadt Tibets. Bis dahin sind es noch einige 1000 km und die verlaufen nicht wie die B1 von Unna nach Werl – schön gerade, nönönö. Berg rauf 1200 m, Berg runter u.s.w. Regen, Wind und Sonne kommen dazu. Alle Achtung, DAS ist eine Herausforderung. Schnelles Foto und dann habe ich Ihr noch meine Dose Pfefferminz mit „Harley Davidson“ Emblem geschenkt. Sie hat sich mehrfach bedankt. Ich hatte ein gutes Gefühl einem fremden Menschen gegenüber, den man nur 5 Minuten kennt. So ist das „On the road“ – ein Gedanke verbindet – der Traum vom Ziel – egal wo es liegt!

Weiter ging es – auf die Bahn und dann „Kilometer fressen“. Irgendwann mal ne Pause an einer Tanke. Wir haben aufgepasst, das wir nicht zu sehr auf dem „Präsentierteller“ parkten. Man weiß ja nie wie die Polizei tickt ! Aber es hat nie etwas genutzt – immer gab es Leute, die wollten ein Foto mit uns. Hab mir mittlerweile einen Spaß draus gemacht – ich frage auch immer nach einem Foto- klick !!!

Ziel erreicht – völlig fertig – Chengdu, die Hauptstadt der chinesischen Provinz Sichuan. 12 Millionen Menschen leben hier. Ich war in Los Angeles und in Miami – die Skyline mal 10 und man hat eine ungefähre Vorstellung von dem, was hier an Wolkenkratzer herum steht. Straßen, so breit wie Fußballfelder lang sind. Grünanlagen, wie bei uns in einem botanischen Garten, dienen hier als Mittelstreifen. Der Hammer. Aber es gibt auch eine Schattenseite. Mitte April 2013 gab es hier in der Provinz ein großes Erdbeben. Infos dazu hier. Wir werden nicht an dem Epizentrum entlang fahren.

Das war’s Leute. Heute mal nicht so viele Bilder – da ich die meiste Zeit auf dem Bike saß.

Bis denne – Lothar

Gesamtkilometer 11.842 km.