Zurück zur Startseite

Mein Name ist Lothar A. Baltrusch. Seit 2009 habe ich ein Patenkind in Vietnam: Thi Thao Huyen Pham. Anfang Mai 2013 bin ich durch 8 Länder gefahren über 15.000 km weit um sie zu besuchen. Hier meine Erlebnisse.

Kategorie: Vietnam-Reise 2013

Tag 45 – 30.06.2013 – Oudomaxy (Laos) – Dien Bien Phu (Vietnam) 199 km

30. Juni 2013 Dien Bien Phu (Vietnam) Presse, Unterstützer, Vietnam-Reise 2013 5

Es sollte Regen geben – der blieb aber aus !!! Strahlender Sonnenschein bei milden 33 Grad und 90 % Luftfeuchtigkeit, dazu 1200 m rauf auf den Berg und wieder runter. Links Kurve, dann rechts Kurve, alle 50 Meter, was will man mehr ? Mir lief der Schweiß in die Stiefel, die Handschuhe hatte ich ausgezogen, weil meine Hände kochten, die Jacke etwas offen. Garen im eigenen Saft. Die 164 km bis zur Grenze zogen sich. Fünf Stunden haben wir gebraucht. Zwischendurch ein paar kleine Stopps – Kaltgetränke auftanken. Und dann standen die Laotischen Damen vor uns – erst wurde Andreas belagert – dann ich. Jede hatte etwas zu verkaufen. Wir ließen uns breitschlagen. Weiter gings – noch etwa 25 km bis zur Grenze. Oben auf einem Berg war es dann soweit.

Eine halbe Stunde später (der schnellste Grenzaustritt überhaupt) rollten wir auf ein Schild zu – VIETNAM !!! Ich war am Ziel (vorerst). Andreas ließ mich vorfahren und begrüßte mich über Heatset mit den Worten: „Lothar – Willkommen in der Sozialistischen Republik Vietnam“  – ein wahnsinniges Gefühl, ich hatte Tränen in den Augen. Nach fast 13.700 km – habe ich Huyens Land erreicht. Habe ich doch in den letzten Monaten auf diesen Tag hingehofft aber nicht wirklich dran geglaubt. Aber dann nahm das Schicksal seinen Lauf.

Wir standen vor dem Gate. Ein Beamter (Mr. Thang) empfing uns mit den Worten „Welcome to Vietnam – were do you come from?“ – „Germany“ … oh !!! Unsere Pässe wurden kontrolliert – wir bekamen die roten Stempel aber zwei Türen weiter war dann Ende der Freude. Die Bikes dürfen nicht rein und Hans-Jürgens Auto auch nicht! Zack … !!! Frage – wieso? Antwort: Ist so !

Mr. Thang war aber sehr sehr nett und ich zeigte ihm das Schreiben der vietn. Botschaft aus Berlin. Ein anderer Beamte telefonierte mit dem 1. Staatssekretär in Deutschland. So weit, so gut. Unsere Papiere waren an einem anderen Grenzübergang – in der Nähe von Hue. Hunderte von Kilometern weiter südlich. Wir hatten keinen Übergang im Visum jedoch einen mal mündlich in Berlin angegeben. Da war noch die Idee akut, dort in der Nähe von Huyen über die Grenze zu gehen. Das hat sich aber durch die Einladung von Jürgen Eichhorn aus Hanoi erübrigt. Und wie gesagt – kein Grenzübergang steht im Visum. Aber – Beamte sind Beamte – überall auf der Welt. Mr. Thang machte den Vorschlag, da heute Sonntag ist, bleiben die Bikes und das Auto an der Grenze stehen und wir dürfen mit dem Taxi nach Dien Bien Puh ins Hotel fahre. Haben wir dann gemacht. Und nun sitze ich hier in Viiiietnaaaam !

Morgen werden wir unsere Vehikel bekommen, dafür hat (nach ein paar Telefongesprächen) der Sekretär in Berlin und Jürgen Eichhorn gesorgt. Ich bin ge – und entspannt !!!

 

 

Kilometer 13.710 km. Bilder kommen später – WiFi ist echt lahm.

 

Tag 44 – 29.06.2013 – Mengla (China) – Oudomaxy (Laos) 164 km

29. Juni 2013 Oudomaxy (Laos) Presse, Unterstützer, Vietnam-Reise 2013 Kommentare deaktiviert für Tag 44 – 29.06.2013 – Mengla (China) – Oudomaxy (Laos) 164 km

Die letzte Nacht in China ist rum – schnell aufs Klo, kalte Dusche und los. Chu’s Traum war es – einmal vom Norden Chinas in den Süden zu fahren. Das sagte er mit auf den letzten 50 km China bis zur Laotischen Grenze. Diesen Traum hat er die letzten 14 Tage erlebt. Ich habe Chu zu Danken, denn ohne ihn hätte ich die Hürde China nicht geschafft. Er formulierte es wie folgt: „ Wir waren Fremde und trennen uns als Freunde. Jeder hat dem Anderen zu Danke für die Chance“. Und dann schob er noch eine chinesische Weißheit von Mao hinterher: „ Mao ging mal den langen Marsch, von 1935 bis 1936. Durchquerte sein China. Mao sagte danach: Der kleine Feuer kann ganze Grasssteppe anzünden“. Ich habe lange über diesen Satz nachgedacht. Danke Chu.

 

Zwei Stunden dauerte die Auseise aus China und knapp eine Stunde die Einreise nach Laos. Dann plötzlich war es wie – Vorhang auf – Film ab. Unbeschreiblich, was wir sehen durften. Eine Landschaft wie im Tropengarten im Dortmunder Zoo. Schwülwarm, wie eine Finnische Sauna während des Aufgusses. Die Straße gut und alle 50 Meter eine Kurve, rauf und runter, links und rechts. Das muss Garten Eden sein. Überall wuchsen Bananen oder Ananas. Echsen krabbelten über die Straße, gefolgt von Gottesanbeterinnen und fetten grauen Hausschweinen. Hunderte von Schmetterlingen flattern lautlos und majestätisch durch die Luft, mal Pechschwarz, mal schwarz/gelb, mal knallrot. Dicke fette Schnecken verträumen den Tag damit, die Straße zu überqueren.

 

Die Menschen leben direkt an der Straße, duschen nackt – während die einzelnen Autos vorbei huschen. Die Laoten sind ein sehr hübsches Volk – ein leichter „Indianertouch“ – gebräunte Haut und lange dünne schwarze Haare. Sie leben in kleinen Dorfgemeinschaften – deren Häuser aus Holz sind. Es mutet ein wenig an, wie eine stundenlange Fahrt durch eine Westernstadt an, deren Fassaden vom roten Staub der Erde gepudert wurden. Ich kann den Anblick und mein Gefühl nicht in Worte fassen – dazu war es „too much“.

Andreas und ich sind in Oudomaxy. Knapp 300.000 Menschen leben hier – sehr ländlich. Wir haben ein Guesthouse gefunden, 60.000 Kip pro Nase und Nacht incl. Save Parking und Wifi. Umgerechnet sind das 5,86 Euro !!!! Hans-Jürgen ist weiter gefahren um sich eine große Stadt und ein Kloster anzuschauen. Treffen uns Morgen an der Vietnamesischen Grenze.

 

Morgen geht es 200 km zur „Border of Vietnam“. Teil 3 von „Way to Huyen“ hat begonnen.

 

PS: Langsam nimmt die Mückenplage zu. Habe begonnen meine Malaria Tabletten zu nehmen.

 

Kilometer 13.511 km und … Bilder kann ich nicht laden – versuche es Morgen.

Tag 43 – 28.06.2013 – Mojiang (China) – Mengla (China) 359 km

28. Juni 2013 Mengla (China) Presse, Unterstützer, Vietnam-Reise 2013 0

Heute fuhr ich mit Chu im Auto. Wir haben über „Gott und die Welt“ geredet. Irgendwann waren wir bei  Klassicher Musik. Also sagte ich, er sollte in seinem Iphone nach Johann Sebastian Bach suchen. Er fand „Air“. Und so dudelte sein Smartphone und wir fuhren durch die südchinesischen Berge und hörten Klassik. Berge und Täler wechselten sich ab – sanft flog die Landschaft an uns vorbei, es war ein unbeschreiblicher – ja fast unwirklicher Moment, wir sprachen nicht, sondern genossen den letzten Tag zusammen.

Ohnehin ist Chu ein sehr ruhiger, in sich ruhender Mensch. Immer auf unser Wohl bedacht. Ein Mal hat er diese Ruhe verlassen – dass ist aber eine Geschichte, die gehört hier nicht hin. Wenn er sich über etwas ärgert, dann kommt schon Mal ein schnelles „Nönönönö“. Ansonsten sind seine Sätze sehr überlegt und wohl geformt. Er hat ein ansteckendes Lächeln. Noch nie habe ich solch einen jungen – sehr ausgeglichenen Menschen getroffen. Er beherrscht sehr gut den Spagat zwischen der Tradition und dem Modernen. Heute nannte er Andreas und mich „Freunde“ – obwohl er seit dem ersten Tag immer nur „Sie“ zu uns sagt – ein Augenblick seine Seele.

Nach Bach und anderen Klassikhelden – hörten wir Chinesische Volksmusik – sehr viel Melodie und gar nicht so weit von unserer Musik entfernt. Danach gab es Pink ! Also – selbst am Ende der Welt ist die Selbige die Gleiche.

Nächstes Jahr wird er seine Freundin heiraten – Andreas und ich haben ihn eingeladen, möchten ihm dann unsere Welt zeigen und Chu ist ganz wild auf Germany !

Ich werde ihn vermissen – den gute Mr. Chu !

Hotel erreicht in Mengla – 50 km vor der Grenze. Es hat fast die gesamte Strecke bei 33 Grad und knapp 80 % Luftfeuchtigkeit geregnet. Egal ! Morgen geht’s nach Laos.

Kilometer 13.347 km und Bilder vom Tag.

Tag 42 – 27.06.2013 – Kunming (China) – Mojiang (China) 240km

27. Juni 2013 Mojiang (China) Presse, Unterstützer, Vietnam-Reise 2013 6

Heute sind wir spät losgekommen. Hans-Jürgen hat noch wegen seinem Sony Tab in der Stadt einen Laden gesucht, weil er mit dem Ding nicht mehr ins Internet gekommen ist. Er war erfolgreich. Erfolgreich hat dann auch wieder der Regen zugeschlagen. Andreas und ich mussten unterwegs den Nassanzug anziehen.

 

Bei diesem Stopp fand ich das Motive von dem Lkw. Dieser hatte wohl keine Bremsen mehr und hat sich dann in der „Nothalterampe“ geflüchtet. Frauen entluden den Lkw per Hand und mittels Rückenkörbe. Eine Sauarbeit im Jahre 2013 !!  Danach ging es durch den Regen wieder über Bergpässe und durch Täler. Die Temperatur um die 16 Grad. Nach einer Stunde riss der Himmel auf und es wurde bis zu 33 Grad warm. China gibt alles um uns zu gefallen. Bei trockener Fahrbahn fuhren wir durch lange und breite Kurven – manchmal U-Turn den Berg runter – mal wieder den Berg rauf. Das machte echt Spaß – hab ordentlich an Fahrpraxis dazu gelernt. Wir waren auf der „verbotenen Straße“ unterwegs, denn bei diesem Wetter über enge und schlammige Landstraßen – muss nicht sein. Und genau das hatte seinen Preis. Kurz vor Mojiang blieben wir an einer Tanke stehen und die Polizei kontrollierte unsere Führerscheine. Das erste Mal !! Die Beamten machten uns drauf aufmerksam, dass es gleich nach ein paar Kilometer ordentlich steil runter gehen würde, ohne Brüstung zum Abhang. Fahrer müssen sich hier oben anmelden, unten wird kontrolliert ob sie angekommen sind. China gibt alles! Wir sind dann aber, nach der Tankstelle, von der Bahn runter und … was soll ich sagen – wir mussten (auch zum ersten Mal) Maut zahlen für die Bikes. 102 Yuan (12,50 Euro). Ansonsten hätten die Beamten wohl die Bikes einbehalten – „Way to Huyen“ wäre zu Ende gewesen – also zahlten wir. Wenn man überlegt – wir sind fast 2000 km auf der „verbotenen Straße“ gefahren und haben gerade mal 12,50 Euro Maut bezahlt – dann ist das schon ein guter Schnitt.

 

Hotel erreicht, Hans-Jürgen hat den Transit waschen lassen. Ich habe geduscht, Kontakt mit Jürgen Eichhorn in Hanoi aufgenommen und wir sind zum Essen gegangen. Es gab Pannekauken !!! Mehr dazu demnächst in den Ruhr Nachrichten Schwerte. Gute Nacht. Wir sind knapp 400 km vor Laos.

 

Gesamtkilometer 12.988 km und Bilder vom Tag.

 

Tag 41 – 26.06.2013 – Zhaotong (China) – Kunming (China) 323 km

Die Nacht war wieder eine Qual – China quält mich. Um 3 Uhr wach geworden und dann über 3 Stunden gelegen. Wir sind hier über 2000 m hoch – denke es liegt auch daran, dass ich nicht schlafen kann.

Regen bei 19 Grad. Die Handschuhe färben ab – aber eigentlich eine Wohltat bei den Temperaturen jenseits der 30 in den letzten Tagen – doch die Straßen sind glatt. Nach 100 km reißt der Himmel auf. Es wird trockener. Die Bambuslandschaft geht, Laubbäume kommen – mitunter auch eine karge Feldlandschaft. Andreas und ich wedeln uns in die Höhe – immer höher. Knapp 3000 m ist die Grenze. Die Luft ist dünn – das Atmen fällt schwer. Ich merke den leichten Druck auf der Brust. Aber all das nehme ich in Kauf für den grandiosen Blick über die Berge und Täler.

 

Wir halten bei einigen Einheimischen, die direkt an der Straße sitzen und sich ein paar Yuan verdienen. Die ganze Familie sitzt zusammen. Sie verkaufen Kartoffeln und Eier. Scharfe Gewürze gibt es dazu.

 

 

Die Frau reibt die verkohlte Schale mit dem abgeschnittenen Unterteil einer Coladose ab. Zwei heiße Kartoffeln und ein Ei, 4 Yuan –  umgerechnet 49 Cent. Ich habe dem Kind einen Yuan schenken wollen. Mama und Papa haben sich mit Händen und Füßen gewehrt.

 

Die Chinesen nehmen kein Trinkgeld. Und wenn man mit einem großen Schein bezahlt, dann geben sie dir das Restgeld mit beiden Händen zurück – eine sehr langsame und würdevolle Geste. Dadurch zeigen sie dir ihre tiefe Dankbarkeit.

 

 

Die Temperatur steigt mit jedem Meter, die wir von den 3000 m ins Tal fahren. Es macht richtig Spaß, das Bike läuft gut. Die Atmung wird angenehmer und die Luft klarer. Vor uns Kunming – eine 8 Millionen Stadt. Kurz vor der Stadt geht mein Motor wieder aus – obwohl ich noch für gut 80 km Sprit habe. Wir bleiben stehen. Andreas gibt mir Benzin aus seinem Campingkocher. Bike läuft. Minuten später ging Andreas Maschine aus – wir füllten etwas Sprit aus meinem Tank in seinen. In Kunmimg tankten wir das gute 97 Octan. Beim letzten Tanken bekamen wir nur 93 Octan. Vielleicht liegt es daran. Keine Ahnung.

 

Das Hotel ist OK – Andreas und ich waren dann mit Chu beim …. Chinamann !!! Jetzt haben wir jeden Tag Chinesisch gegessen, immer schmeckt es anders – je tiefer wir kommen. Einfach geil !

 

Ach Leute, es gibt einfach soviel zu sagen. Immer wenn ich auf dem Bike sitze, denke ich über vieles nach – über zu Hause – über die Reise – über Huyen. Ich weiß diesen „Way to Huyen“ sehr zu schätzen und das es ein Privileg ist ihn zu fahren. Viele haben mich unterstützt, Familie, Arbeitskollegen, Freunde, Verwandte und auch fremde Menschen. Dafür Danke ich !!! By the way – ich kann es manchmal nicht glauben, dass ich auf dem Weg bin – denn soviel passiert – das reicht für ein ganzes Leben voller Erinnerungen.

Noch umdie 700 km bis zur Laotischen Grenze. Das heißt spätestens am Samstag sind wir in Laos.

Gesamtkilometer 12.748 km und Bilder vom Tag.