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Mein Name ist Lothar A. Baltrusch. Seit 2009 habe ich ein Patenkind in Vietnam: Thi Thao Huyen Pham. Anfang Mai 2013 bin ich durch 8 Länder gefahren über 15.000 km weit um sie zu besuchen. Hier meine Erlebnisse.

Kategorie: Unterstützer

Tag 05 – 21.05.2013 – Ludza (Lettland) – russische Grenze – Ludza (Lettland) 161 km

21. Mai 2013 Ludza / Lettland Patenkind(er), Presse, Unterstützer, Vietnam-Reise 2013 7

Die Nacht war gut – der Tag fing mit Tee und Sonne an. Gut geschlafen. Wir packten die Bikes und freuten uns auf Russland. Unterwegs kam der Regen. Was solls – wir freuten uns auf die Einreise. Fünf Kilometer vor der Grenze stehen normalerweise Lkw an Lkw. Heute aber nicht – also keine stundenlange Wartezeit.  Ausreise Lettland. Die Zöllner waren recht freundlich, bis … ja bis jemand von mir ein Papier verlangte, dass ich nicht hatte. Die Int. Zulassung, für das Bike von Touratech, war ihnen nicht genug. Was tun? Nach langem Hin und Her sagte “Arthur”, der diensthabende Chef, er würde jetzt ein Auge zudrücken – jedoch niemals die russischen Kollegen. Die Chance war also 50/50. Sollten wir es versuchen ohne das erforderliche Dokument einzureisen ? NEIN. Abenteuer hin oder her – ist das Visum abgestempelt – und die Papiere werden von den russischen Beamten verlangt – sind wir geliefert. Also – ab zurück nach Ludza ins Hotel Lucia.

Um es jetzt mal kurz zu machen – wir haben mit Touratech telefoniert – das Dokument kommt über Nacht mit DHL. Also – Tee trinken und 2 Tage mal runter kommen vom Abenteuerbaum. Aber – ich habe echt schon den Modus eingeschaltet – was passiert – das passiert.

Jetzt hat Andreas nur noch Probleme mit seinem Laptop Ladeteil – das ist zerschossen. Doch die Chefin des Hotels hat geholfen … der Lapi kann wieder laden. Echt Leute … es gibt Tage …

Konnte mich nicht so schnell melden – weil WiFi ist nicht überall zwischen Birken und Tannenwäldern. “Paldies” für Eure vielen Kommentare bei FB.

Unsere Route Tag 05 – Hin und Her …

Lothar

Tag 04 – 20.05.2013 – Kaunas (Litauen) – Ludza (Lettland) 349 km

20. Mai 2013 Ludza / Lettland Patenkind(er), Presse, Unterstützer, Vietnam-Reise 2013 2

Heute hat uns Bernd Degwer verlassen. Er ist seit dem Start aus der Teutonenstraße dabei gewesen und wir haben nun unseren „Online Junkie“ verloren. Danke Bernd – warst ne echte Bereicherung. Nach dem Abschied gings für uns nach Lettland. Ich muss sagen: Ich kann Lodda Matthäus verstehen – wunderschöne Landschaft, leichte Hügel und verlockende Kurven. Ähm .. sorry. Aus der Sicht von mir kann ich nur sagen – Hammercool ist Litauen und Lettland. Wir sind Straßen gefahren, die 30, 40, 50 km immer nur Richtung Osten gehen. Immer wieder tauchen aus dem Nichts 2-3 Häuser auf, mal links – mal rechts der Straße, dazwischen nur Tannen und/oder Birken bzw saftige Wiesen.

Die lange Fahrt macht durstig. Also Blinker rechts – Boxenstopp in Utena. Tanken – Pause. Die Sonne knallte erbarmungslos mit 26 °. Wir haben Zeit mal nachzudenken. Ich fange langsam an es zu glauben. Ich bin auf dem Weg nach Vietnam – obwohl, diese Gegend hier ja wenig mit meinem Ziel gemein hat.

 

Danach gings weiter Richtung Lettische Grenze. Um ein Haar hätte ich sie nicht bemerkt. Zerfallen, keine offiziellen Grenzschilder, sondern nur ein Grenzstein. Andreas machte ein paar Fotos und Hans-Jürgen drehte Filmmaterial. Die Straße schlängelte sich weiter durch die Landschaft. Kreisverkehre so groß wie das Kamener Kreuz – na ja, wenn man Platz hat !

 

Gegen Mittag erreichten wir Ludza. Kurz vorm Ortseingang – links ab, Schotterpiste durch den Wald – Ziel erreicht. Mehrere Blockhütten direkt am See. Die Frösche quacken – die Vögel zwitschern, die Mücken stechen.

 

 

Morgen geht’s auf die letzten 34 km im Baltikum. Dann ist sie da, die 4te Grenze – das 5. Land in 5 Tagen. Und bis Moskau sind es dann nur noch wenige Kilometer.

 

 

спокойной ночи Lothar

Tag 03 – 19.05.2013 – Drobin (PL) – Kaunas (Litauen) 413 km

19. Mai 2013 Polen / Litauen Presse, Unterstützer, Vietnam-Reise 2013 3

Das ist Gregor. Er hat letzte Nacht auf unsere Bikes aufgepasst. Er ist Nachtwächter im letzten Hotel in Polen. Während seines Dienstes hat er sich den rechten Fuß verstaucht, ist ihm ein Baumstamm drauf gefallen. Der Fuß war dick wie ein Handball – aber er meckerte nicht und zog seinen Job durch. Früh um 7 war ich mit ihm verabredet. Er wollte den Grund wissen, wieso wir mit den Bikes nach Vietnam fahren. Ich kann kein Polnisch – er kein Englisch oder Deutsch. Also hat Mr. Google geholfen. Schnell merkte ich – Gregor kann weder richtig lesen noch schreiben. Also habe ich ihm Bilder gezeigt und vieles mit Händen und Füßen beschrieben. Wir „quatschten“ eine Stunde. Später schlich er um unsere Bikes und bestaunte sie. Also habe ich ihn fotografiert und das Bild an die Mail seines Chefs geschickt – er war total aus dem Häuschen und bedankte sich x-Mal.

Wir brachen auf Richtung Litauen. Knapp 400 km lagen vor uns – es wurde für mich „die Reifeprüfung“. Erst lief alles normal. Schönes Wetter (25,5 °) Sonne und wenig Verkehr. Dann irgendwann trennten sich unsere Wege. Hans-Jürgen fuhr mit dem Tranzporter links, wir geradeaus. Und dann gings los. Eine Straße, eingebettet zwischen Nadelbäumen, leichte Kurven, kein Gegenverkehr und das für knapp 10 km – ein Traum, wenn da nicht der Belag gewesen wäre. Das Gegenteil von Tanzparkett – also in etwas so wie alle Schlaglöcher des Kreises Unna zusammen, schön verteilt zwischen Querwellen – ähnlich der Wellen einer seichten See. Und da gings drüber, Vollgas. Irgendwann muss ich das ja lernen. Andreas meinte per Funk – so wird der Sibirische Highway sein. Na klasse dachte ich – später war ich enttäuscht, als die Strecke zu Ende war. Aber es dauerte nur Minuten und es gab die zweite Prüfung. Sandpiste durch einen Waldweg. 2 km – auf und nieder mit Naturschlaglöchern und engen Kurven. Wer bremst – fällt zwar weich – aber fällt. Also, immer die Maschine unter Zug halten, sagt Andreas. Schon mal gemacht ? Ich nicht ! Er und Bernd (mit einer Straßen BMW!!) wurden am Horizont immer kleiner, also Gang rein und los – irgendwann muss ich das ja lernen. Das Ergebnis – alles ohne Sturz gemeistert. Am Ende der Piste wartete dann noch mal Sand pur in einem tiefen Loch. Kurzer Gedanke: Wer bremst – fällt. Also … Geschafft, wo sind meine Kippen. Solche Pisten werden wir noch oft haben auf den restlichen knapp 13.500 km. Was solls …

Hier das Video von Bernd:

Es ging zur Tanke, einmal voll machen. Der Liter Super 95 kostet 1, 30 € und er wird Richtung Osten immer billiger. Die Fahrt ging weiter Richtung Kaunas/Litauen. Noch 100 km, die zogen sich wie Kaugummi. Wovon ich echt geschockt war: Überall streunende Hunde. Nicht diese kleinen „Strakö“ – ab Schäferhund gings erstmal los. Die liefen ständig auf und über die Straßen. Die Armen.

Litauen – Grenze. 50 km weiter waren wir am Hotel. Die Bikes stehen abgeschlossen im Hinterhof. Das 3. Land in 3 Tagen (Deutschland, Polen, Litauen), zusammen 1427 km ! Ein 10tel der Strecke geschafft. Wenn das so weiter geht … wird es aber nicht. Morgen fährt Bernd Degwer noch mit durch Lettland, dann geht’s für ihn zurück. Wir fahren weiter zur Russischen Grenze. Wartezeit ca. 5 Stunden PLUS !!! Bin gespannt.

Einen schönen Wochenanfang in Deutschland.

Lothar

Tag 02 – 18.05.2013 – Frankfurt / Oder – Drobin (PL) 477 km

Das letzte deutsche Frühstück – dann ab auf die Bahn Richtung Osten. Grenzübergang Polen. Ich bin zum ersten Mal in dem Land aus dem mütterlicherseits meine Vorfahren kamen und es ist die erste Grenze, das erste Land auf dem Weg nach Vietnam. Erster Halt. Nach kurzer Zeit spricht uns ein Pole mit Akzent an. „Feines Motorrad – kann man damit auch zu zweit fahren ? Kann man damit auch im Gelände fahren und auch auf der Autobahn ? Was ist das für eine Marke ?“ Der Mann geht – anscheint sehr befriedigt mit unseren Antworten und kommt kurze Zeit später, gibt mir ne Maglite Taschenlampe und bedankt sich für das anregende Gespräch. So etwas erleb mal in Deutschland. Ach ja – nachdem er fragte woher wir kommen und wo wir hinwollen – sagte er – „Ich komme aus Herdecke J“ – Sachen gibt’s !

Kurze Zeit später lernen wir den Harley Fahrer Wojtek kennen. Er war auf der „Super Rallye“, die dieses Mal in Polen statt fand und wie jedes Jahr viele 1000 Biker aus der ganzen Welt angelockt hat. Er wollte ein Foto von und mit uns – als er hörte wohin wir wollten war er sprachlos – er konnte es nicht glauben.

Es ging weiter Richtung Warschau. Plötzlich Stau. Und was macht der Baltrusch ? Er fährt das erste Mal zwischen den Autos durch den Stau. Leute, was ging mir der Stift – aber es hat geklappt – schön mit 5 km/h laaaangsam zwischen den Autos und den LKW hindurch. Da hast sich das Sicherheitstraining bei Alex doch gelohnt – leicht wedeln und das Bike im Grenzbereich beherrschen. Bernd hat ein paar Fotos davon gemacht, weil … ich selbst würde es nicht glauben. Sieht aber schlimmer aus als es war !!! Übrigens – wir haben 4 x Maut bezahlt – umgerechnet jeweils 3,50 €. Und … man merkt es den Straßen an. So sauber und Lochfrei wie die Garageneinfahrt eines Eigenheims und das über viele 100 km Autobahn – ohne Baustellen.

Irgendwann mal runter von der Autobahn in Richtung Plock. Die Landschaft 1A !! Wir fuhren durch zauberhafte kleine Orte bei herrlichem Sonnenschein und immer wieder sah ich Hunde – deutsche Schäferhunde. Ist wohl ein Statussymbol. Alles andere als beschaulich, der Verkehr auf der Landstraße. Alles kleine bis große „Vettels“. Guckste mal einen Moment nach rechts – überholt dich jemand links mit einem irren Tempo. Aber das wusste ich vorher.

Plock. Sie ist eine der ältesten Städte Polens. Durch Plock fließt die Weichsel – ein über 1000 km langer Strom der in der Ostsee mündet. Ein paar Fotos und ein paar Filmsequenzen und danach an der Weichsel entlang.

Andreas ist unterwegs. Er ist gegen 7 Uhr losgefahren und müsste in den nächsten Stunden nach fast 1000 km bei uns sein. Sein Doc hat ihm grünes Licht gegeben – sein Knie ist zwar noch dick aber belastbar !  Das ist gut. Denn ohne Andreas wäre die Fahrt für mich unvorstellbar. Er war vom ersten Gedanken an, den ich an Vietnam hatte, dabei ! Hans-Jürgen fand ein super Hotel. Die Nacht 20 € incl. Frühstück. Am Abend haben wir dann auf das Team „Way to Huyen“ angestoßen und haben sehr sehr lecker und üppig gegessen. Jetzt sitze ich hier im Zimmer, schreibe diesen Artikel und schaue TV. Ein Film mit Anthony Hobkins „The Edge“ läuft – im Original mit polnischem „Drübergequatsche“ – ein Verstehen ist unmöglich. Deshalb – Gute Nacht. Morgen geht’s nach Litauen !!

Lothar

Tag 01 – 17.05.2013 – Schwerte – Berlin 537 km

„Way to Huyen“ läuft. Um 9:05 h rollten Andreas Hülsmann, 10 Biker und ich aus der Teutonenstraße Richtung Antenne Unna. Es war der emotionalste Augenblick meines Lebens (abgesehen vom Tag meiner Hochzeit mit Kerstin). So viele Menschen kamen zur Abfahrt. Auch meine Mama. Sie ist eine sehr starke und tapfere Frau aber auch sehr gefühlvoll. Das gipfelte in einem Meer von Tränen. Hatte sie mir immer gesagt: „Ach Lothar – muss das sein, fahr doch wenn ich nicht mehr da bin“. Mama – das geht nicht. Du wirst 90 Jahre oder älter, dann bin ich 70 und werde wohl nicht mehr auf das Motorrad kommen. Ich nahm sie in den Arm und weinte auch. Dann ging alles sehr schnell. Rauf aufs Bike – ich muss weg. Ich schaute in die Gesichter der anderen Abschiedsgäste – auch dort kullerten die Tränen. 1. Gang rein und weg. Ich habe die ersten Kilometer vor Tränen kaum was gesehen und vor geballten Emotionen konnte ich mich schwer auf die Straße konzentrieren.

In Opherdicke standen Leute an der Straße – sie wussten dass wir kommen – winke winke. Erster Stopp – Antenne Unna. Gefühlsdose auf und weiter geht’s. Meine lieben Kollegen haben eine Sondersendung gefahren. Seit 6 Uhr hat mich Sebastian Pasutti begleitet und jetzt hier gab es 2 Stunden „Nachschlag“. Danke an „mein“ Antenne Unna Team !! Immer mehr Leute kamen und auch der 3.te im Bunde – Hans-Jürgen Weigt war mittlerweile da. Es gab Interviews, Fotos nicht nur für die Presse und Krim Sekt. Ich hatte dann mal 2 Minuten „Ruhe und Zeit“ mit meiner Frau. Was da passierte – unser Geheimnis. 11 Uhr – Abfahrt Richtung A1. Am Kamener Kreuz standen Leute auf der Brücke und wieder winke winke. Blinker rechts – A2 Richtung Berlin. In Bönen fuhr Andreas Hülsmann ab und wir weiter !! Was war passiert ? Nun – leider hat sich Andreas in den letzten Wochen das Knie verletzt. Wasser unter der Scheibe. Er hat bis zuletzt alles gemacht, damit das Knie besser wird. Und heute am Abfahrtag musste er leider noch einmal zum Doc. Also haben wir den Tag so durchgezogen wir gedacht – damit alle ihn so erleben sollten, wie er geplant war. Wir fuhren weiter nach Berlin. Andreas startet am Samstag gegen 5 Uhr und kommt nach – wir treffen uns hinter Frankfurt Oder auf der Bahn und dann ist das Team „Way to Huyen“ komplett. Wir haben einen „Beifahrer“ – Bernd Degwer, mein Nachbar aus Schwerte fährt bis Litauen mit. Find ich total cool. So – jetzt geht’s zum Essen und dann ab ins Bett. Morgen läuft „Way to Huyen“ Richtung Polen.

Lothar