Zurück zur Startseite

Mein Name ist Lothar A. Baltrusch. Seit 2009 habe ich ein Patenkind in Vietnam: Thi Thao Huyen Pham. Anfang Mai 2013 bin ich durch 8 Länder gefahren über 15.000 km weit um sie zu besuchen. Hier meine Erlebnisse.

Kategorie: Unterstützer

Tag 16 – 01.06.2013 – Kurz vor Novosibirsk (Russland) – Tyazhin (Russland) 543 km

Die letzte „Gastiniza“ war sehr sauber – obwohl es eine Truckerabsteige war. Das Frühstück war spärlich aber es machte satt. Wenn man fremde Länder bereist, sollte man bereit sein, seinen Anspruch zu ändern. So ist das nun einmal – überall auf der Welt.

 

Bevor es auf den Highway ging, ging es in die Knie. Ölkontrolle, Reifendruck – Kette schmieren. Dann auf die Straße. Sie trug uns immer tiefer ins russische Herz. Es war kalt. Die Temperatur ging nicht über 8° aber wenigstens schien die Sonne. 150 km hinter Novosibirsk fanden wir – n Kaffee und n Tee wären nicht schlecht, Wärme von innen. Wir fuhren auf eine abgewrackte Tanke mit einer Bretterbude, die sich Cafe schimpfte. Draußen hing Weihnachtsdekoration. Innen war es warm, ein Fernseher lief, ein Mann saß auf einem Stuhl. Er sprang auf und bot uns sofort einen Platz an. Wir bestellten Kaffee und Tee.

 

Neben dem „Anschluss zur Welt“ stand ein Tablett mit Piroggen – davon auch bitte Zwei. Was sofort ins Auge fiel, war der riesige Kühlschrank. Voll mit Getränken – wahrscheinlich sein ganzer Stolz. Wie lange reichen die Getränke wohl ? Bestimmt ewig, denn hier hat er nicht gerade den Hammerumsatz. Sein Name war Fauzyllo, er war der Chef dieser letzten Oase. Nicht mehr lange, dann werden am sibirischen Highway nur noch feine, saubere Futterstellen diverser Ketten stehen. Schade eigentlich.

 

Fauzyllos erzählte von Deutschland. Er war in Frankfurt / Oder beim russischen Militär. Er sei verheiratet, hat 5 Kinder und verdiene den Lebensunterhalt hier in dem Cafe. Nach 10 Minuten fragte er ob wir Schaschlik essen möchten. Natürlich wollten wir – guter Geschäftsmann! Bezahlt haben wir für 2 Tee und 2 Kaffee plus 2 Piroggen und 2 Schaschlik 470 Rubel – also 11,50 Euro !!! Bestimmt sein Tagesumsatz.

 

Wir machten ein paar Bilder. Mir fiel auf, er hatte aus vielen Teilen der Welt Andenken an der Wand. Geldscheine. Leider hatte ich keine Euroscheine, also gab ich ihm einen „Way to Huyen“ Aufkleber – denn er hatte mittlerweile schon mitbekommen, wieso wir unterwegs waren. Er freute sich tierisch und klebte ihn über die Tür mit dem dreckigen Tuch, das den Eingang zu seiner Küche verbarg.

Danach ging es weiter Richtung Krasnojarsk. Wir fuhren durch ganz unterschiedliche Landstriche. Mal viel Tannen,- mal Birkenwald, mal Felder, immer auf sehr guten Straßen. Seit mehr als 14 Tage bin ich nun im „Training“ – habe viele Untergründe befahren und auch so manches Manöver bewältigt – und jetzt war es Zeit, dies alles zusammen anzuwenden. Wer die B236 von Schwerte-Ergste nach Iserlohn kennt, die für Motorradfahrer immer wieder gesperrt ist, der stelle sich diese doppelt so breit, doppelt so „wedelbar“, einfach doppelt so schön vor. 30 Kilometer nur für Andreas und mich. Vor gut 14 Tagen wäre ich die Kurven so gerade gefahren, da hätte ich ein volles Glas Wasser bis ans Ende gebracht – jetzt wäre im Glas nur noch ein Schluck. Es machte solch einen Bock. Und ich habe mich weder gezwungen gefühlt noch bin ich an meine Grenzen gegangen – nur an das bislang gelernte und niemals mit zu hoher Geschwindigkeit. Es zahlt sich aus, ein über 6000 Kilometer Training auf dem Bike zumachen, bevor man den Berg hinauf und dann wieder hinab wedelt.
Endstation war dann die Gastiniza New Orient. Sauber – einfach – billig und super Essen. Morgen geht’s in Richtung Irkutsk.
Kilometerstand gesamt: 6.542 km.

Einen schönen Abend – ach ja … Morgen, am 2. Juni, hat Andreas Geburtstag. Denke er würde sich über Glückwünsche aus „Germania“ freuen.
Lothar

Tag 15 – 30.05.2013 – Omsk (Russland) – kurz vor Novosibirsk (Russland) 573 km

31. Mai 2013 Novosibirstk Patenkind(er), Presse, Unterstützer, Vietnam-Reise 2013 6

Es war kalt. Deshalb haben wir die „Windbreaker“ angezogen – winddichte Unterwäsche, sehr sexy !! Dann gings los und wie  … Seitenwind aus Richtung Norden. Die Bikes wurden in die Schräglage versetzt und wenn uns ein Lkw entgegen kam, dann gabs erst ein Luftloch, dann einen „Windboxer“. Links, rechts oder/und auch von vorne. Dann wieder Gegenlenken und ab in die gewohnte Schräglage und das für 200 Kilometer !!! Die Temperatur um die 11 °, sonnig und wolkig – aber der Wind war eisig. Irgendwie suchte er sich eine Öffnung an meinem Held. Ein feiner Strahl schlängelte sich vom linken Ohr quer über den Hinterkopf zum rechten Ohr – eine eisige Furche.

Erster Stopp. Irgendwo im Nirgendwo. Pause, Kaffee. Dieser war der leckerste den ich je getrunken habe – auch wenn er nicht so aussah. Klein, schwarz und süß – obenauf schwamm der Prütt. Aus einem Plastikbecher tut er doppelt so gut, weil er auch die Finger erwärmt. Die Fahrt ging weiter. Der Nordwind ließ nach. Die nächsten 200 km vergingen im Flug.

Dann sah ich meine Liebe. Ja – ich habe mich verliebt. In einen UAZ 452. Der Russenbulli schlechthin. Ich sprach Andrej, den Fahrer an. Er und seine zwei Kumpels standen vor dem Cafe. Er erklärte mir seinen ganzen Stolz. Leider war er schon rostig – obwohl Baujahr November 2012 ! Ja ja – der russische Winter nimmt sich alles. Dann kamen die Kumpel dazu und es wurden Fotos gemacht – hin und her – jeder mit uns – wir mit denen.

Ach ja – unsere Bikes und wir waren natürlich wieder das „Heldenthema“. Andrej fragte nach meiner Email – er möchte mir die Fotos schicken. Also gab ich ihm einen „Way to Huyen“ Aufkleber. Dieser klebt nun an einem russischen  UAZ 452. Kurzerhand fuhren wir die knapp nächsten 200 km im Convoy. Kurz vor Novosibirsk ging der Himmel auf – leichter Regen – die Temperatur  5°. Also rechts ran  ab in die „Gastiniza“, das preiswerte Truckermotel am Highway. Die Jungs in ihrem UAZ 452 – schon leicht angeheitert vom vielen Bier unterwegs (außer Andrej) stiegen aus und verabschiedeten sich nicht ohne noch ein paar Fotos zumachen. Und dann gabs noch ein Geschenk. Andreas bekam ein wertvolles schweres Taschenmesser geschenkt – einfach so. Man stelle sich das mal in Deutschland vor. Russe kommt nach Schwerte, fragt nach dem Weg, Du fährt mit ihm bis nach Köln und gibst ihm aus Dankbarkeit Dein Taschenmesser !!

Kleine Infos von unterwegs noch. Wir sahen immer wieder zwei schwarze Pkw. Sie überholten uns wie blöd – standen dann ein paar km weiter am Seitenrand und „hatten“ eine Panne. Hielten Autos an und verlangten Geld. Wir sind immer wieder weitergefahren.

Morgen gehts an Novosibirsk vorbei Richtung Achinsk. Schlaft gut – Lothar

Kilometerstand gesamt: 5.999 km.

Einige Bilder von unterwegs:

Tag 14 – 30.05.2013 – Ishim (Russland) – Omsk (Russland) 329 km

30. Mai 2013 Omsk / Russland Patenkind(er), Presse, Unterstützer, Vietnam-Reise 2013 2

Bämmm – der Wecker ging. Aufstehen, denn die Waschanlage, in der unsere Bikes standen, öffnete um 8 Uhr – bis dahin mussten die „Pferde“ raus sein. Duschen fällt flach, weil nur kaltes Wasser. Andreas – ein ganz Harter – hat geduscht. Unten wartete schon Maxim.

Wir sind zusammen zu seinem Cafe gefahren. Dort gabs Kaffee, Tee und gefüllte Piroggen. Teichtaschen mit Kartoffeln, Pilzen, Kohl und Spinat. Lecker. Er fragte nach meinem Job und wollte mich im Radio mal hören. Somit hat Maxim jetzt die Antenne Unna App auf seinem Phone. Er schenkte uns selbst gemachten Honig und begleitete uns bis zum Highway. Eines Tages will er nach Deutschland kommen – bin gespannt. Die Straße war in Ordnung – doch die letzte Nacht forderte ihren Tribut. Nach 329 km war Schluss, Omsk! Morgen geht’s Richtung Novosibirsk.

Kilometerstand gesamt: 5.426 km. Das ist 1/3 der Strecke.

Lothar

Tag 13 – 29.05.2013 – Chelyabinsk (Russland) – Ishim (Russland) 626 km

30. Mai 2013 Chelyabinsk (Russland) Patenkind(er), Presse, Unterstützer, Vietnam-Reise 2013 3

Wir sind auf der M 51 – in Sibirien. Schon alleine das Wort bewegt einiges im Kopf. Sibirien. Kälte, Armut, Tristes und Einsamkeit. Letzteres stimmt. Endlose Straßen  – wir fahren wie in Trance. Der Himmel ist blau – mal 18 mal 25 ° – es rollt. Hin und wieder reißt uns eine kleine Baustelle aus der Monotonie. Kurz runter vom Gas – leichte Schlenker und weiter geht’s Richtung Omsk. Das Ziel werden wir heute wohl nicht erreichen – denn es sind immerhin über 800 km. Wir fahren an kleinen Siedlungen vorbei – die Leute an der Straße winken – und jedes Mal, wenn wir langsamer fahren, schauen sie so, als würden wir nackt auf einem Fahrrad durch die Gegend fahren. So ist das schon seit ein paar Tagen. Sicher, man kennt hier auch Motorräder – aber solche wie wir fahren – hat man hier wohl noch nie oder aber sehr selten gesehen. Jedes Mal, wenn wir anhalten, kommen sofort die Menschen und schauen auf das Nummernschild. „Ah – Germania!“ ist immer die erste Feststellung. Danach folg oft „Вы герои „ – auf deutsch „Ihr seid Helden!“ – weil wir den langen Weg auf zwei Rädern aus Deutschland kommen – macht uns ja doch ein wenig stolz !

Tankstopp. Wir treffen „Was“. Was ist ein kleiner, lustiger Russe. Als wir auf seine Tanke fuhren, guckte er schon sehr interessiert. Es dauerte keine 5 Minuten – da kam er uns lautstark entgegen. Erst umarmte er Andreas – als hätten die zwei sich 10 Jahre lang nicht gesehen – dann war ich dran. Die selben Fragen, ja wir sind Helden ! Er wollte unbedingt mit uns fotografiert werden – also „klick, klick, klick“.

Was quoll über vor Freude. Ich glaub er hätte uns auch seine Frau und Kinder anvertraut. Manchmal sind die Russe – und dann richtig – herzensgute Menschen. Haben aber auch zwischendurch Menschen getroffen, die gehen nicht nur in den Keller zum Lachen – die leben da – den ganzen Tag. Nicht – kein Grinsen, kein Zucken der Lippen – kein freundliches Wort. Manchmal hatten wir das Gefühl als zahlender Gast einfach nur zu stören. Aber, wie gesagt – die Ausnahmen machen das Leben schön.

Die Tanke selbst sah aus wie aus den 60ger Jahren. Neonreklame – ein wenig Amerikanisch und zerfallen. Nach einer Zigarette gings weiter – die Sonne im Rücken, den Schatten des Bikes vor sich auf dem Asphalt – Richtung Omsk.

Die Siedlungen flogen an uns vorbei. Manchmal nur aus 20 – 30 Häusern bestehend. Zwischen uns und ihnen oftmals ein Friedhof. Wer die Siedlung in seinem Leben nicht verlassen kann, zieht irgendwann näher an die Straße. Hin und wieder verfolgte uns ein Hund – hatte er wohl Langeweile oder verteidigte er sein Territorium ?

Ich habe einige Dinge in den letzten 13 Tagen gelernt. Erstens: Geduld. Zweitens: Demut. Drittens: Den eigenen Anspruch weglassen. Hier gelten andere Gesetze – andere Regeln.

Andreas und ich fuhren ewig lange, ohne dass uns ein Auto entgegen kam oder uns überholte. Wir rollten zur Grenze von Kasachstan. Da würden wir zwar Russland Richtung Omsk verlassen können, die Kasachen würden uns auch wieder rauslassen aber die Russen nicht mehr rein, weil wir kein neues Visum haben. Also wurde Kasachstan im Norden umfahren.   Dann wurde es richtig spannend. Eine leichte Kurve und dann lag sie vor uns – die 10 km lange … ja, was soll ich sagen – Straße ? Piste – oder einfach eine Möglichkeit die A und B verbindet ?  Unglaublich was hier abging. Lkw an Lkw und sie fuhren Slalom, damit sie die bis zu 80 cm tiefen und 1 Meter langen Schlaglöchern im Schneckentempo umfahren können. Wir mittendrin. Überall Staub und Dieselgeruch – dass bei 28 °. Der Hammer.. Wir also schön auf den schmalen „Kronen“ zwischen den Schlaglöchern – eben auch im Slalom durch.

Am Ende des “A nach B” Wegs – machte ich das Foto – aber leider war dort die Straße schon wieder schön. Nun gut – wieder was gelernt. Übrigens – das Sicherheitstraining vor der Abfahrt bei Alex Werner war eine sehr gute Vorbereitung. Hier konnte ich bislang alles anwenden. Lenker drücken, links – rechts. Ausweichen, langsam fahren im Stand – bei 80 km/h – Slalom, Zielbremsung usw. Danke Alex !!!

Wir fuhren auf den Ort Ishim zu. Hatten jetzt über 620 km hinter uns. Also – suchten wir uns ein Hotel. Dank Navi und der SMS Beschreibung von Bernd aus Schwerte, hatten wir es schnell gefunden. An einer Ampel blubberte es hinter mir. Upps – ne Harley, dachte ich. Plötzlich schauten mich zwei bernsteinfarbene Augen an. „May i help you?“ hörte ich.

 Wem diese Augen gehörten und was eine Autowaschanlage mit „You want a massage“ zutun hat – dass erfahrt Ihr bei den Kollegen der Ruhr Nachrichten Schwerte. Ich habe versprochen ihnen einen Bericht zu schicken. Mal kurz vorbeugend: Es ist ein Gefallen, mehr nicht! Das macht man unter Kollegen so. Also – demnächst die Geschichte online hier.

Die RN Kollegen haben nun den Artikel exklusiv veröffentlicht – hier also meiner “Nachgereicht”.

626 km von Cheylabinsk nach Ishim – Staub, Diesel, Hitze, Rüttelstreckckcke – wir waren müde. Andreas folgte seinem Navi – ich ihm. An einer Ampel schauten mich zwei bernsteinfarbene Augen an. „May i help you?“. Sein Name war Maxim, ein 28jähriger Russe auf seiner Harley. Er zeigte uns das gesuchte Hotel. Ein Plattenbau sondergleichen. Nicht nur das einzige Hotel am Platze – sondern auch teuer. Nach einem kurzen Gespräch mit Andreas fuhr er weg und kam Minuten später wieder. Er hatte uns eine Bleibe organisiert, in einer Autowaschanlage. Das Business lohnt sich. Jedes Auto hier hat die gleiche Tarnfarbe – einen satten Sandton. 1000 Rubel – also 25 Euro – allerdings ohne Frühstück. Maxim fragte ob wir Hunger hätten ? Natürlich hatten wir. Also bot er an loszufahren um etwas zu besorgen. Er kam mit Bier, Hähnchenteilen und Brot zurück und lud uns ein – er wollte keinen Rubel, wir waren seine Gäste an einer staubigen Straße auf einer Holzbank.

Da saßen wir nun und aßen. Ein deutsch/englisch/russisches Gespräch begann. Er fand die Idee mit dem Bike nach Vietnam zu fahren „ cracy“ – er selbst hat sein Land nie verlassen, träumte aber von einer Reise nach Deutschland. Vielleicht eines Tages – Andreas und ich haben ihn dazu eingeladen.

Es war 20 Uhr. Wir waren seit fast 12 Stunden auf den Bikes. Aber – der Tag war noch nicht vorbei. Die Autowaschanlage florierte auch um diese Uhrzeit. Wir dürfen erst um 0:00 Uhr „parken“. Hätten die Bikes auch vor der Tür stehen lassen können –aber „Nijet – die Verlockung für die Russen wäre zu groß. Also warten, Bier trinken und quatschen. Hin und wieder fuhr ein „Moskwitsch“ – eine fette Nobelkarosse vor. Ein Mann stieg aus – ging durch einen Seiteneingang, zwei kamen raus und stiegen ein. Das wiederholte sich 3 x. Einmal kam eine junge Russin dazu. Lange Beine, lange Haare – superschlank auf Highheels. Eine Kunst auf diesen Stein/Geröllwegen überhaupt zu gehen.

Ich fragte Maxim was das soll ? Er lächelte nur und sagte: „Thats friends“ – OK … dann ist das so.

Wir schleppten derweil unsere Sachen von den Bikes in den zweiten Stock. Die Zimmer lagen direkt über der Waschanlage. Typische russische Einrichtung, riesiges Bett – mittig davor an der Wand ein Flat TV. Dennoch irgendwie komisch. Kurz das Gesicht gewaschen – leider nur kaltes Wasser – schnell aufs Klo – leider ohne Licht – schnell wieder runter – vielleicht können wir vorher „parken“ – leider Nijet.

Zwei Stunden später waren wir beim russischen Whiskey. Ich holte aus meinem Zimmer Zigaretten. Auf dem Weg nach oben kam mir ein Mädel entgegen, schlang, lächelnd und scheinbar frisch geduscht. Ich roch wie ein Iltis. „ You want a massage?“ Der Gedanke war verlockend, hätte ich sehr gut nach 626 km gebrauchen können. Aber ich bin dem nicht erlegen aus selbstverständlichen Gründen. Wieder unten angekommen – die ganze Packung “Russendisco” an der Waschanlage. Endspurt. Volle Pulle „Chery Chery Lady“ von Modern Talking. Unglaublich. Maxim erzählte mir, dass Dieter Bohlen Kult sei in Russland – ich ihm, dass ich ihn schon mal getroffen habe. Das Leuchten in seinen bernsteinfarbenen Augen hätte ihr sehen sollen. Es war 0 Uhr. Dann ging alles sehr schnell – die Bikes geparkt – ab aufs Zimmer. Doch wir hatten die Rechnung ohne den Chef gemacht. Er lud uns ein mit ihm „and Friends“ die Banja zu besuchen. Die Banja ist die russische Sauna. Dazu gäbe es „Free Drinks“ – Nijet Nijet !!  Ab ins große Bett, Augen zu und Gute Nacht.

Mit all diesen Gedanken schlief ich ein – mitten in Russland, 5.097 km weit weg von Schwerte. Ein Drittel der Strecke ist geschafft. Morgen geht’s weiter.

Bis denne – Lothar

Tag 12 – 28.05.2013 – Ufa (Russland) – Chelyabinsk 411 km

28. Mai 2013 Chelyabinsk - Russland Patenkind(er), Presse, Unterstützer, Vietnam-Reise 2013 8

Am Anfang war das Aufstehen – immer noch sind es die Knochen – der Stress auf der Straße – immer noch ist es die Zeitumstellung, die wir merken. Vorteil: Ich habe um halb 7 mit Patrick Fuchs (Antenne Unna) via Satellitentelefon quatschten können, wir hatten dann schon halb 11. Dann gings los. Erst wieder durch die Stadt, ab auf die Landstraße M 5 Richtung Chelyabinsk.

Das Ural-Gebirge wartete. Zu dem Dieselstaubgemisch kam nun auch der Gestank von überhitzten Bremsen. Der erste Kamm war geschafft – ein phantastischer Ausblich über die Landschaft. Grandiose Ausschau bist zum Horizont.

 

 

Andreas und ich trafen „Nicolaus“ aus Griechenland. Er war seit 10 Tagen unterwegs – ganz alleine. Er will nach Magadan – da wo Andreas und seine Frau Claudia selbst vor ein paar Jahren waren. Ein cooler Typ – nur das Nötigste an „Handgepäck“ dabei und ein Ziel! Andreas gab ihm Tipps – auch dass es in der Mongolei eine super Unterkunft gibt – das Oasis. Vielleicht treffen wir uns da. Er schoss von uns ein paar Bilder – ich gab ihm einen „Way to Huyen“ Aufkleber (vorne über der Lampe klebt er!!) – es wird also demnächst ein bißl Werbung in Magadan geben und letztendlich in Griechenland – die Welt ist ein Dorf.

Für uns sollte es noch höher gehen. Die Temperatur, gewohnt waren wir 25 – 28°, würde nun alle paar Minuten weniger werden. Wir „kletterten“ hinter den Lkw Meter um Meter in die Höhe. Die Chance auf „dran vorbei zu kommen“ ging gegen Null, da uns die gleiche Anzahl an Lkw entgegen kamen. Also schön mit 20 – 30 km/h hinter den Trucks her. Es wurde kälter und Nebel zog auf. Dann – plötzlich, ohne Ankündigung – Asien (der russische Teil)

Ein einfaches Steinsignet markierte den Punkt. 850 m Höhe – Temperatur 9 Grad, nebelig und Nieselregen. Wieder rief ich per Sattelefon Antenne Unna an. Dann gings weiter „bergab“ Richtung Chelyabinsk.

 

 

An einem Truck-Stop habe ich meine ersten Soljanka probiert. Eine Suppe in der alles drin ist, was lecker ist. Hat mich an meine Zeit bei meiner Oma erinnert.

Ein paar Sätze möchte ich über Andreas verlieren. Wir kennen uns schon echt lange – sind allerdings die ersten Kilometer direkt am 17. Mai zusammen gefahren. Unsere Chemie stimmt – er ist ein sehr ruhiger – direkter und ehrlicher Mensch. Wir sind nun seit knapp 14 Tagen zusammen und es gab keine Schwierigkeiten. Er nimmt mich und die Situation so wie sie ist – genauso wie ich. Unterm Strich – es passt ! Ohne Andreas würde mein Traum nicht in Erfüllung gehen. Danke.

Grüße in die Welt – denn mittlerweile weiß ich – die halbe Welt ließt mit – USA (Kalifornien und Florida) – Spanien (Fuerteventura) – Österreich – Deutschland – Mongolei und Vietnam !!!

Morgen gehts nach Omsk !

Lothar