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Mein Name ist Lothar A. Baltrusch. Seit 2009 habe ich ein Patenkind in Vietnam: Thi Thao Huyen Pham. Anfang Mai 2013 bin ich durch 8 Länder gefahren über 15.000 km weit um sie zu besuchen. Hier meine Erlebnisse.

Kategorie: Unterstützer

Tag 47 – 02.07.2013 – Dien Bien Phu (Vietnam)

2. Juli 2013 Dien Bien Phu (Vietnam) Presse, Unterstützer, Vietnam-Reise 2013 5

Die Nacht war der Hammer. Blitz und Donner so gewaltig wie ein Heavy-Metal Konzert. Laut, Hell und schrill !!! Von den Bergen kam die geballte Naturgewalt auf die Stadt zu. Einziger Vorteil – es wurde kühler. Heute Morgen dann Dauerregen. Sollte nun der Anruf von der Grenze kommen –  dann Prost Mahlzeit. Das wäre wie unter der Dusche in Klamotten. Andreas und ich trafen uns zum Frühstück mit den US Guys – Charlie und Peter. Sie wollten heute zur Border of Laos, da wo unsere Bikes stehen. 164 km Berg rauf und runter bei Dauerregen – oh oh. Dazu kam es aber nicht. Es hörte nicht auf.

Wir tranken süßen vietnamesischen Kaffee und Tee, aus der benachbarten Konditorei holte ich Gebäck. Fertig war das Frühstück. Gegenüber des Cafes – wildes Treiben. Punkt 8 Uhr wurde die Speismaschine angeschmissen, dunkle Dieselwolken quälten sich aus dem Auspuff in die Freiheit. Unter lautem Getöse fing die Trommel sich an zu drehen – Baustelle, mitten in der Stadt. Rund 25 Bauhelfer, Männer und Frauen, werkelten. Jeder hatte eine Aufgabe. In Windeseile war der Beton fertig und wurde mit einem Flaschenzug in 4 Metern Höhe gezogen, auch dafür gab es einen sehr lauten Motor. Der Rahmen für die neue Decke bestand aus Unterarmdicken Bambusrohren. Wir saßen und aßen und schauten. Irgendwie bekamen das die Menschen mit und unterhielten uns mit Gesten und lauten Worten – aber alles sehr freundlich. Die Bilder und das Video dazu gibt es später – kann mal wieder nix laden.

Dann – klingelte mein Travelphone. Mr. Thang war dran – der Beamte von der Grenze. Und … ? Nein ! Nur soviel, die Papiere sind im Land, in Hanoi, er warte jetzt auf die Mail von der Botschaft dort und dann, ja dann könnte es klappen. Wir haben nichts weiter zu tun, als zu warten – also machen wir das. Da Mr. Thang schon einmal am Phone war, gab ich es Charlie. Er und Peter hatten sich Bikes hier in Vietnam gekauft (Bilder später). Sie hatten Papiere. Zulassung und den Kaufvertrag. Reicht das, um aus Vietnam nach Laos zu reisen ? Mr. Thang gab sein OK und die Jungs waren Happy. Also – auf in den Tag. Jedoch braucht man bei Regen und nasser Straße für die Strecke bis zur Border gut 1 ½ Stunden und dann noch bis zur ersten Stadt in Laos (da wo wir unsere letzte Nacht verbracht hatten) noch einmal 6 Std.. Incl der Wartezeit an der Grenze sind das ca. 9 Stunden. Und das bei Regen – „nönönönö – gefährlich“ würde Chu jetzt sagen [Hi Chu – ich weiß Du liest mit !!!]. Also beschlossen die US-Boys noch eine Nacht zu bleiben.

Frühstück war beendet – die Betondecke gegenüber fast fertig – auf in unser Guesthouse. Denn Charlie und Peter hatte ihre Bleibe gekündigt. Und was soll ich sagen – ich bin mal wieder umgezogen. Vom Zimmer ohne Fenster, gestern in ein Zimmer mit zwei Betten und Fenster und heute dann in ein Zimmer mit einem großen Bett und … Balkon zur Straße hin !!! (Bild folgt später) Charlie und Peter bezogen mein Zimmer. Das jetzige ist echt super geil. Habe auf dem Balkon gesessen, den Artikel geschrieben, schaue auf die Hauptkreuzung, Mofas hupen, Menschen quatschen und exotische Tierlaute sind auch zuhören. Der Regen ließ nach. Es war angenehm warm. Wir beschlossen später in die Stadt zugehen – also einmal quer über die Kreuzung. Dort ist täglich Markt. Ich brauche einen Gürtel – denn seit Wochen hängen mir die drei Hosen (Kurze, Jeans und die Bikerhose) in den Kniekehlen. Ich denke 6-7 Kilo sind weg. Find das ganz ok. Und was die Malaria Pillen angeht – ich vertrage sie, habe keine Beschwerden, keine Alpträume – alles gut. Das sind alles positive Dinge, die ich berichten kann und das gefällt mir. Bis auf eine Kleinigkeit – ICH WILL MEIN BIKE !!!

Spaziergang durch die Stadt – über den Markt. Peter brauchte Dongs und ging an einen ATM Automat und … Karte weg. No card – no money. Der Automat hatte sie behalten. Also – wieder mal die Wartekarte gezogen und über eine Stunde gewartet, dass die Bank auf macht. Bank auf – Kate da … das war ja einfach ! Wir haben dann irgendwo n Sandwich gegessen und dann gings aufs Zimmer – Nickerchen. Schlaucht echt, den ganzen Tag nix zumachen 😉

Gegen 18 h Viet Nam Zeit ging mein Travelphone. Mr Tang war dran. „Hello, Lothar ? Good news – all is ok !!! You can come and drive with the bikes!!“ Es klang wie – Glückwunsch – 6 Richtige !!! Morgen früh kommt das Taxi. Wir fahren dann zur Border. Dort bekommen wir die Papiere und los gehts. Dennoch glaube ich es erst, wenn ich die Kreuzung gegenüber des Guesthouse hier – Richtung Hanoi – auf eigenen Rädern überquere. Es bleibt spannend.

Ach ja … jetzt heißt es wieder warten – auf 19 Uhr Viet Nam Zeit … dann geht’s zum Spanferkelessen mit den US-Boys !!!

 

Immer noch Kilometer 13.710 km und Bilder kommen später – WiFi bleibt echt lahm.

Tag 46 – 01.07.2013 – Dien Bien Phu (Vietnam)

1. Juli 2013 Dien Bien Puh (Vietnam) Presse, Unterstützer, Vietnam-Reise 2013 3

Die Bikes haben noch kein “GO” – warten auf uns an der Grenze und wir auf die Papiere aus Hanoi. Im Hintergrund wird daran eifrig gearbeitet – aber Beamte brauchen Zeit !

Habe das Zimmer gewechselt – jetzt kann ich sogar aus dem Fenster schauen – hatte vorher keins !!!

Mal wieder dieselbige totschlagen. Bei schwülen 33 Grad nicht so einfach. Stunde im Guesthouse, Stunde in der „Außensauna“ usw. Der Schweiß läuft in Strömen, kann gar nicht soviel trinken.

Habe zwei Amerikaner kennen gelernt aus Dallas. Charlie und Peter. Nette Typen. Haben sich hier zwei Bikes gekauft, damit wollen sie nach Laos und dann weiter. Nur Verrückte Menschen – aber sehr nett.

Auf dem Markt habe ich einen Käfig voller Geckos gefunden. Riesengroß die Tiere, fast so wie Ratten. Sie werden hier gegessen !!! Och neeeee …

Und jetzt gerade gehts los – Donner, Gewitter und Regen. LmaA – Dien Bien Puh liegt in einer Ebene – rundum Berge – wer schon einmal am Gardasee oder so war, … genau ! Nur noch n Tacken heftiger.  Bin froh nicht auf dem Bike zu sitzen !

Hoffe dann doch auf Morgen – hoffen auf die Weiterfahrt.

Ihr seht – auch in Vietnam hat man ganz gewöhnlichte Tage.

Immer noch Kilometer 13.710 km und Bilder kommen später – WiFi bleibt echt lahm.

Tag 45 – 30.06.2013 – Oudomaxy (Laos) – Dien Bien Phu (Vietnam) 199 km

30. Juni 2013 Dien Bien Phu (Vietnam) Presse, Unterstützer, Vietnam-Reise 2013 5

Es sollte Regen geben – der blieb aber aus !!! Strahlender Sonnenschein bei milden 33 Grad und 90 % Luftfeuchtigkeit, dazu 1200 m rauf auf den Berg und wieder runter. Links Kurve, dann rechts Kurve, alle 50 Meter, was will man mehr ? Mir lief der Schweiß in die Stiefel, die Handschuhe hatte ich ausgezogen, weil meine Hände kochten, die Jacke etwas offen. Garen im eigenen Saft. Die 164 km bis zur Grenze zogen sich. Fünf Stunden haben wir gebraucht. Zwischendurch ein paar kleine Stopps – Kaltgetränke auftanken. Und dann standen die Laotischen Damen vor uns – erst wurde Andreas belagert – dann ich. Jede hatte etwas zu verkaufen. Wir ließen uns breitschlagen. Weiter gings – noch etwa 25 km bis zur Grenze. Oben auf einem Berg war es dann soweit.

Eine halbe Stunde später (der schnellste Grenzaustritt überhaupt) rollten wir auf ein Schild zu – VIETNAM !!! Ich war am Ziel (vorerst). Andreas ließ mich vorfahren und begrüßte mich über Heatset mit den Worten: „Lothar – Willkommen in der Sozialistischen Republik Vietnam“  – ein wahnsinniges Gefühl, ich hatte Tränen in den Augen. Nach fast 13.700 km – habe ich Huyens Land erreicht. Habe ich doch in den letzten Monaten auf diesen Tag hingehofft aber nicht wirklich dran geglaubt. Aber dann nahm das Schicksal seinen Lauf.

Wir standen vor dem Gate. Ein Beamter (Mr. Thang) empfing uns mit den Worten „Welcome to Vietnam – were do you come from?“ – „Germany“ … oh !!! Unsere Pässe wurden kontrolliert – wir bekamen die roten Stempel aber zwei Türen weiter war dann Ende der Freude. Die Bikes dürfen nicht rein und Hans-Jürgens Auto auch nicht! Zack … !!! Frage – wieso? Antwort: Ist so !

Mr. Thang war aber sehr sehr nett und ich zeigte ihm das Schreiben der vietn. Botschaft aus Berlin. Ein anderer Beamte telefonierte mit dem 1. Staatssekretär in Deutschland. So weit, so gut. Unsere Papiere waren an einem anderen Grenzübergang – in der Nähe von Hue. Hunderte von Kilometern weiter südlich. Wir hatten keinen Übergang im Visum jedoch einen mal mündlich in Berlin angegeben. Da war noch die Idee akut, dort in der Nähe von Huyen über die Grenze zu gehen. Das hat sich aber durch die Einladung von Jürgen Eichhorn aus Hanoi erübrigt. Und wie gesagt – kein Grenzübergang steht im Visum. Aber – Beamte sind Beamte – überall auf der Welt. Mr. Thang machte den Vorschlag, da heute Sonntag ist, bleiben die Bikes und das Auto an der Grenze stehen und wir dürfen mit dem Taxi nach Dien Bien Puh ins Hotel fahre. Haben wir dann gemacht. Und nun sitze ich hier in Viiiietnaaaam !

Morgen werden wir unsere Vehikel bekommen, dafür hat (nach ein paar Telefongesprächen) der Sekretär in Berlin und Jürgen Eichhorn gesorgt. Ich bin ge – und entspannt !!!

 

 

Kilometer 13.710 km. Bilder kommen später – WiFi ist echt lahm.

 

Tag 44 – 29.06.2013 – Mengla (China) – Oudomaxy (Laos) 164 km

29. Juni 2013 Oudomaxy (Laos) Presse, Unterstützer, Vietnam-Reise 2013 Kommentare deaktiviert für Tag 44 – 29.06.2013 – Mengla (China) – Oudomaxy (Laos) 164 km

Die letzte Nacht in China ist rum – schnell aufs Klo, kalte Dusche und los. Chu’s Traum war es – einmal vom Norden Chinas in den Süden zu fahren. Das sagte er mit auf den letzten 50 km China bis zur Laotischen Grenze. Diesen Traum hat er die letzten 14 Tage erlebt. Ich habe Chu zu Danken, denn ohne ihn hätte ich die Hürde China nicht geschafft. Er formulierte es wie folgt: „ Wir waren Fremde und trennen uns als Freunde. Jeder hat dem Anderen zu Danke für die Chance“. Und dann schob er noch eine chinesische Weißheit von Mao hinterher: „ Mao ging mal den langen Marsch, von 1935 bis 1936. Durchquerte sein China. Mao sagte danach: Der kleine Feuer kann ganze Grasssteppe anzünden“. Ich habe lange über diesen Satz nachgedacht. Danke Chu.

 

Zwei Stunden dauerte die Auseise aus China und knapp eine Stunde die Einreise nach Laos. Dann plötzlich war es wie – Vorhang auf – Film ab. Unbeschreiblich, was wir sehen durften. Eine Landschaft wie im Tropengarten im Dortmunder Zoo. Schwülwarm, wie eine Finnische Sauna während des Aufgusses. Die Straße gut und alle 50 Meter eine Kurve, rauf und runter, links und rechts. Das muss Garten Eden sein. Überall wuchsen Bananen oder Ananas. Echsen krabbelten über die Straße, gefolgt von Gottesanbeterinnen und fetten grauen Hausschweinen. Hunderte von Schmetterlingen flattern lautlos und majestätisch durch die Luft, mal Pechschwarz, mal schwarz/gelb, mal knallrot. Dicke fette Schnecken verträumen den Tag damit, die Straße zu überqueren.

 

Die Menschen leben direkt an der Straße, duschen nackt – während die einzelnen Autos vorbei huschen. Die Laoten sind ein sehr hübsches Volk – ein leichter „Indianertouch“ – gebräunte Haut und lange dünne schwarze Haare. Sie leben in kleinen Dorfgemeinschaften – deren Häuser aus Holz sind. Es mutet ein wenig an, wie eine stundenlange Fahrt durch eine Westernstadt an, deren Fassaden vom roten Staub der Erde gepudert wurden. Ich kann den Anblick und mein Gefühl nicht in Worte fassen – dazu war es „too much“.

Andreas und ich sind in Oudomaxy. Knapp 300.000 Menschen leben hier – sehr ländlich. Wir haben ein Guesthouse gefunden, 60.000 Kip pro Nase und Nacht incl. Save Parking und Wifi. Umgerechnet sind das 5,86 Euro !!!! Hans-Jürgen ist weiter gefahren um sich eine große Stadt und ein Kloster anzuschauen. Treffen uns Morgen an der Vietnamesischen Grenze.

 

Morgen geht es 200 km zur „Border of Vietnam“. Teil 3 von „Way to Huyen“ hat begonnen.

 

PS: Langsam nimmt die Mückenplage zu. Habe begonnen meine Malaria Tabletten zu nehmen.

 

Kilometer 13.511 km und … Bilder kann ich nicht laden – versuche es Morgen.

Tag 43 – 28.06.2013 – Mojiang (China) – Mengla (China) 359 km

28. Juni 2013 Mengla (China) Presse, Unterstützer, Vietnam-Reise 2013 0

Heute fuhr ich mit Chu im Auto. Wir haben über „Gott und die Welt“ geredet. Irgendwann waren wir bei  Klassicher Musik. Also sagte ich, er sollte in seinem Iphone nach Johann Sebastian Bach suchen. Er fand „Air“. Und so dudelte sein Smartphone und wir fuhren durch die südchinesischen Berge und hörten Klassik. Berge und Täler wechselten sich ab – sanft flog die Landschaft an uns vorbei, es war ein unbeschreiblicher – ja fast unwirklicher Moment, wir sprachen nicht, sondern genossen den letzten Tag zusammen.

Ohnehin ist Chu ein sehr ruhiger, in sich ruhender Mensch. Immer auf unser Wohl bedacht. Ein Mal hat er diese Ruhe verlassen – dass ist aber eine Geschichte, die gehört hier nicht hin. Wenn er sich über etwas ärgert, dann kommt schon Mal ein schnelles „Nönönönö“. Ansonsten sind seine Sätze sehr überlegt und wohl geformt. Er hat ein ansteckendes Lächeln. Noch nie habe ich solch einen jungen – sehr ausgeglichenen Menschen getroffen. Er beherrscht sehr gut den Spagat zwischen der Tradition und dem Modernen. Heute nannte er Andreas und mich „Freunde“ – obwohl er seit dem ersten Tag immer nur „Sie“ zu uns sagt – ein Augenblick seine Seele.

Nach Bach und anderen Klassikhelden – hörten wir Chinesische Volksmusik – sehr viel Melodie und gar nicht so weit von unserer Musik entfernt. Danach gab es Pink ! Also – selbst am Ende der Welt ist die Selbige die Gleiche.

Nächstes Jahr wird er seine Freundin heiraten – Andreas und ich haben ihn eingeladen, möchten ihm dann unsere Welt zeigen und Chu ist ganz wild auf Germany !

Ich werde ihn vermissen – den gute Mr. Chu !

Hotel erreicht in Mengla – 50 km vor der Grenze. Es hat fast die gesamte Strecke bei 33 Grad und knapp 80 % Luftfeuchtigkeit geregnet. Egal ! Morgen geht’s nach Laos.

Kilometer 13.347 km und Bilder vom Tag.