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Mein Name ist Lothar A. Baltrusch. Seit 2009 habe ich ein Patenkind in Vietnam: Thi Thao Huyen Pham. Anfang Mai 2013 bin ich durch 8 Länder gefahren über 15.000 km weit um sie zu besuchen. Hier meine Erlebnisse.

Tag Archives: Schwerte

Vietnam 30.06.2013 – 13.07.2013

13. Juli 2013 Vietnam Galerie 1

 

Tag 57 – 12.07.2013 – Bye Bye Dong Ha (Vietnam)

> Die erste Begegnung zwischen Huyen und mir. <

Ich bin wieder einigermaßen fit. Die letzten Tage haben mich oft, die „Halle der Harmonie“  besuchen lassen. Die Hitze machte mir zu schaffen. Und sicherlich die Aufregung. Heute war ein „Off Tag“ – das bedeutet, rumhängen, Wäsche waschen, in die Stadt gehen.

Gestern nach dem Abschied von Huyen ging es mir richtig dreckig. Dennoch habe ich Mr. Le Thiem Xuan (Communication Officer World Vision)  ein Interview versprochen. Also saßen wir über zwei Stunden beisammen und er stellte mir Fragen. Am Ende dann die Frage nach meinem Gefühl – das Gefühl des Abschieds. Da liefen dann die Tränen, erneut. Der Abschied von Huyen war sehr emotional.

>Hände aus zwei verschiedenen Welten<

Zeitsprung – Gestern 11.07. 2013, gegen 9 Uhr. Wir trafen Huyen und ihre Mutter im WV-Office. Es ging zu einem Kindergarten. Dort wartete man schon auf uns. Die Kinder – oftmals „Erben“ von Agent Orange, sprangen auf dem Hof rum – wir mussten sofort mitmachen, keine Chance auf “Flucht”. Danach ging es ins Gebäude, Malstunde. Wir lungerten auf dem Boden rum. Zwischendurch wurden Huyen und ich vom vietnamesischen TV-Team interviewt. Ansonsten spielten wir mit den Kindern. Huyen und ich malten mit den Kids und sprachen mit Blicken und Gesten. Die Kleinen können einem leidtun, sie haben nix mit den Dingen von vor 40 Jahren am Hut – müssen sie aber am eigenen Leib ausbaden. Wir lachten und tobten – ein paar Momente der Abwechslung. Auch wenn einige jetzt wieder denken – da kommt jemand, macht und geht dann wieder. Ich muss sagen JA – Wir haben es wenigstens gemacht – Andere nicht !

>Mitmachen war bei den Kids im Kindergarten angesagt<

Nicht nur dieser Kindergarten (52 Kinder zwischen 3 & 5 Jahren) hat neue sanitäre Anlagen bekommen, Zugang zu sauberem Wasser, sondern auch die über 260 Kinder der Trieu Tai Secondary School (Bilder im Tag 55) profitieren von Eurem Geld. Auch die Landarbeiter in der Region wurden mit Saatgut und Werkzeug bedacht. Und ich habe – ich darf es immer noch nicht sagen (no fotos, no text) – auch die Umbauten in Huyens Haus gesehen. Also all die Dinge, die ich im Vorfeld immer beschrieben habe sind erledigt. Ich hab es mit eigenen Augen gesehen. 1000 Dank !!!

>Huyen auf dem Bike – erst noch etwas “verhalten” – aber dann …<

Kurz bevor es weiter ging, Zitadelle gucken, einen alten Markt besuchen, Kaffee trinken, Lunchtime, fragte ich die WV Mitarbeiter ob es OK wäre, wenn Huyen auf meinem Bike mitfahren könnte. Verdutzte Gesichter. Hier in Viet Nam muss alles von „Oben“ abgesegnet werden. Minuten passierte nichts, dann ein Wunder. Sie sagten – ohne Telefonat – OK. Es ging los. Aber bitte nur ein paar Meter für Fotos. Leute, ich fahre doch nicht fast 15.000 km nur für ein paar Fotos. Wir fuhren einfach weiter. Am Ende des Tages waren es fast 50 km MIT HUYEN !!!

> Ich bin der König der Welt !<

Sie hatte erst etwas Angst – ne, sagen wir mal Respekt. Es gibt hier halt nur diese kleinen Mofas. Es dauerte keine 5 Minuten und sie fing an, sich wohl zu fühlen. Sie lachte und hatte Fun !!! Irgendwann breitete sie die Arme vorsichtig aus, a’la „Ich bin der König der Weeeeelt“ aus und da passierte es. Hinter uns „Lalülala – die Polizei ist da“, auf Mofas. Auf der gesamten „Way to Huyen“ Strecke habe ich mir immer gewünscht, die Polizei würde uns mal anhalten – hätte n cooles Bild gegeben. Aber daraus wurde nix. Jetzt und hier, mit Huyen hinten drauf – Stopp … Polizei! Ich hatte meinen Pass nicht dabei – der lag als Pfand für das Zimmer im Hotel. Aber Mr. Le Thiem Xuan redete mit einem Beamten und ich verstand nur „Way to Huyen“, „Duc“ (Deutschland), „Mr. Lothar Baltrusch“, “World Vision”. Der Beamte kam auf mich zu – ich sagte nett „Hello“ – er auch … und dann grüßte er mit der Handkante und ließ uns fahren !!! Ist das nicht cool ! (Danke “je”)

>Ihr Anhänger für mich.<

Später waren wir im WV Office. Nach einem wirklich sehr schönen Tag – kam der Moment des Abschieds immer näher. Uns liefen die Tränen und wir schafften es nicht, uns in die Augen zuschauen, denn dann wurde es schlimmer. Huyen gab mir mit leiser Stimme zwei kleine Geschenke, eins für Kerstin und eins für Timo – das fand ich sehr charmant. Und als wir beide „ohne Worte“ wussten, die letzten Minuten waren da, gab sie mir ihre Kette. Eine feine silberne Kette mit einem Anhänger. Sie nahm sie zitternd ab und reichte sie mir mit Worten, die ich nicht verstand. Mr. Le Thiem Yuan, der World Vision Photograph und Übersetzer hielt sich zurück. Denn solch ein Moment braucht keine Worte, die man versteht. Ich gab ihr meinen Anhänger. Da standen nun das 13jährige Mädchen und der 51jährige Mann. Tränen rollten lautlos.

>Honey’s Talisman in der Hand.<

Anschließend hatte ich noch etwas von meiner Frau für sie. Einen Talisman, den ich die gesamten fast 15.000 km immer in meiner rechten Hosentasche bei mir trug. Nun hat ihn Huyen, Honey. Er klingelt bei jedem Schritt und sie wird sich erinnern. Luft holen – tief durchatmen. Wir lenkten uns mit „die Fahnen hoch“ ab. Die Schwerter, die Ergster und die Böner Fahne hielten wir hoch. Die anderen 8 des Kreises Unna bekommen die Kinder in der Schule – davon wird es später Fotos geben. Eine letzte Bitte hatte dann Huyen. Sie wollte den Menschen in Deutschland „Cam on“ sagen. Wir gingen in einen leeren Raum, ich machte die Kamera an und Huyen sprach.

 “Hallo ich bin’s Huyen. Danke an die Menschen in Deutschland für die Hilfe. Danke und Good Bye – wir sehen uns wieder.”

Und dann war der Moment da. Das „Way to Huyen“ Team bedankte sich bei alles WV Mitarbeitern. Bei der Mama von Huyen liefen schon wieder diese verdammten Tränen. Sie nahm mich in den Arm und sagte: „Danke Lothar, Danke für alles was Du getan hast für Huyen und für die Kinder hier in Vietnam. Bitte sei vorsichtig auf Deinem Weg nach Hause“. Dann eine letzte Umarmung mit Huyen …

> Ohne Worte <

Heute verbrachte ich den Tag mit “Kopf leer kriegen“. Hat nicht ganz geklappt. Ich habe über die Zukunft nachgedacht. Fakt ist, ich komme wieder und dann mit meiner Frau – sie soll die Schönheit des Landes mit eigenen Augen sehen und die Herzlichkeit der Menschen spüren und natürlich „muss“ ich Huyen wieder sehen. Huyen sagte, sie möchte „Ärztin“ werden. Sie ist jetzt schon eine der „Besten“ der Schule. Also braucht sie – den Anschluss an die moderne Welt. Ich habe ihr ein Notebook gekauft – damit kann sie auch nach der Schule lernen. Vielleicht ist sie ja eines Tages „Frau Dr. Pham, Thi Thao Huyen“ und hilft armen und kranken Kindern in Vietnam.

 

Gesamtkilometer 14.975 km. Bike steht. Das “WtH Team” bedankt sich bei dem Team von World Vision. Bei Mr. Ton That Ky Van, Mr. Le Thiem Xuan und besonders bei Zone Manager Mr. Dao Van Duc. Und ich möchte auch nicht all die Menschen vergessen, die uns in Vietnam begegnet sind. Mr. Duc schrieb mir vor wenigen Minuten eine Mail:

Dear Lothar,

Just for your information and have a good trip forwards. My colleagues and I learnt a lot of from your compassion for children and people in Viet Nam

Our earth is round, hope to see you again!

Best wishes, Duc

 

Der Anhang der Mail war unglaublich. 3 Tage in der Stadt … aber schaut selbst.

English:
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Vietnamese:
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Und das soll erst der Anfang sein – upps !

Jetzt noch ein paar Bilder der letzten Tage, von der Ankunft bis zum Abschied. Morgen trennt sich das “WtH” Team. Hans- Jürgen wird nach Hue fahren, Andreas und ich nach Laos, dann nach Thailand. Part III von „Way to Huyen“ beginnt.

 

Tag 56 – 11.07.2013 – Abschied von Huyen – Dong Ha (Vietnam) 51 km

11. Juli 2013 Dong Ha Presse, Unterstützer, Vietnam-Reise 2013 19

Ich kann nichts schreiben …

 

Gesamtkilometer 14.975 km.

Tag 54 – 09.07.2013 – Minh Duc (Vietnam) – Dong Ha (Vietnam) 155 km

9. Juli 2013 Dong Ha (Vietnam) Presse, Unterstützer, Vietnam-Reise 2013 23

Der Tag ist da. Das Team “Way to Huyen” hat das Ziel erreicht. Andreas hat sein Wort gehalten und mich sicher zu Huyen gebracht. “Done the job” – wie er sagt. Hans-Jürgen hat sicher den Begleitwagen, der als Spende für das World Vision Projekt verbleibt, gelenkt. Zwei Jahre habe ich geplant. Zwei Jahre bin ich meiner Familie und Freunden auf den Keks gegangen. Zwei Jahre habe ich meine Kollegen genervt. Zwei Jahre haben Kritiker mein Vorhaben verlacht. Zwei Jahre hat es gedauerte und ich bin am Ziel. Das Ziel heißt: Ich habe den Arsch für das hochbekommen, wovon ich gesprochen habe. Ich habe auf gewohnte Dinge verzichtet. Kein Klo, kein Wasser, kein Essen. kalte Dusche, wenn überhaupt. Bei 0 Grad Hunderte von Kilometern gefahren. Ich habe Dreck gefressen, Dieselabgase geatmet, bin so einige Male knapp am Unfall vorbei. Bei 36 Grad im Bikeranzug bald zusammen gebrochen. Aber es ging nie um mich – ich bin kein Held. Ich bin jemand, der sein Versprechen gegeben hat. Das Versprechen  – Aufmerksamkeit zu schaffen. Und ich kann sagen – Machen statt Quatschen beginnt vor Eurer Haustür.

Ich habe Dinge erlebt, die konnte ich mir nur schwer vorstellen. Man warf mit vor, ich würde Urlaub auf dem Rücken armer Kinder machen. Ich habe diesen Kindern in die Augen geschaut – ihnen ist es egal, woher Du kommst, was Du bist. Ich habe immer geholfen, nicht immer öffentlich.

Mediengeilheit wurde mir vorgeworfen. Ich bin davon persönlich sehr weit entfernt. Ja, ich habe eine Bekanntheit, ja – ich nutze die Medien – Nein nicht für mich. DURCH mich bekamen zum Beispiel die Dumpkids in Ulaanbaator ein Forum, die blinden Kinder aus Hai Duong – Hilfe aus meiner Heimat, u.s.w. Diese Menschen haben nicht die Möglichkeiten, die wir haben. Sie beschäftigen sich nicht mit den Fragen: In welcher Farbe soll ich die geilen Schuhe nehmen ? Das XL-Paket für mein neues Auto mit Super Musikanlage oder evtl doch die coolen Felgen – ach was – lieber die Ledersitze ! Sie kämpfen jeder Tag ums Überleben – ohne WENN UND ABER !

Leute, ich habe Öffentlichkeit und nutze sie für Aufmerksamkeit – für ANDERE, die nicht die Möglichkeit haben wie ich – DAS ist der Grund, wieso ich hier bei Huyen bin. Der „Way to Huyen“ hat 11 neue Patenschaften „gezeugt“ (Stand 09.07.13). 11 Kids auf der Welt bekommen durch lächerliche 30 Euro im Monat eine Zukunft. Huyen – mal so nebenbei – will Ärztin werden und hilft dann später „ihren“ Leuten gesund zu werden. Das alleine war es schon wert, 2009 die Patenschaft zu übernehmen.

Sicher, ich habe auch fein gegessen, edel geschlafen, exklusiv mich verwöhnen lassen. Aber ich kann es mir leisten – deshalb habe ich es gemacht !!!  Ich bin stolz auf die Menschen, die mir ihr Vertrauen und ihr Geld und Material gegeben haben. Dafür habe ich Euch „Mitgenommen“ auf diese fast 15.000 km lange Reise – ich hoffe sie hat Euch genauso viel gegeben wie mir.

Ich musste das hier und jetzt Mal schreiben – viele sehen es so wie ich – die, die wieder etwas zu meckern haben – ihr werdet es nie verstehen.

Jetzt zu Huyen. Sie ist wie ein scheues Reh. Zerbrechlich in ihrem Wesen, zierlich in ihrer Anmutung und dennoch ein Teenager wie viele auf der Welt. Habe mir lange den ersten Moment vorgestellt und dieser war ganz anders. Sie kam auf uns zu – sah erst Andreas – er hatte den Helm auf – als er ihn abnahm, sah ich in ihrem Gesicht „nönönö“ das ist nicht Lothar. Dann kam sie auf mich zu. Scheu und ängstlich, angespannt um alles richtig zumachen. Und das hat sie. Sie gab mir zur Begrüßung Blumen und sagte mit einer leisen, sehr angenehmen warmen Stimme: „Nice to meet you“. Die Presseleute waren überall. Bild hier, ein Lachen da – bitte, hier mal die Hand ins Bild u.s.w.. Ich kenne solche Situationen – aber Huyen nicht. Zuviel R’n’R’. Also brach ich die ganze Show nach wenigen Minuten ab und bat den World Vision Mitarbeiter Ky und Huyen in die Lobby für ein Gespräch unter 6 Augen.

Danach beruhigte sich die Situation. Wir „sprachen“ mehrere Stunden und machten später auch Scherze, Huyen taute auf. Wir tauschten Geschenke, aßen gemeinsam und lächelten uns an. Dabei entstand diese Fotos. In den nächsten Tagen werden wir Zeit miteinander verbringen und ich schau mir die Projekte von World Vision an, die durch Euer Geld Realität geworden sind. Darüber werde ich dann schreiben.

Ich sitze im Hotel – bin übermannt der angestauten Gefühle und spüre die Kilometer in mir.

Aber der Weg hat sich gelohnt. Ich werde ihn nie vergessen !!!!

 

Gesamtkilometer 14.924 km. Danke für die “Route” an Karsten Kloss (Fa Gesat)

Tag 54 – 09.07.2013 – Dong Ha 14.924 km

9. Juli 2013 Dong Ha Presse, Unterstützer, Vietnam-Reise 2013 3

14:17 h. Dong Ha. Nach 14.924 km ist “Way to Huyen” am Ziel. Ich habe Huyen gesehen und gesprochen. Mehr später.

 

Cam on – Lothar