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Mein Name ist Lothar A. Baltrusch. Seit 2009 habe ich ein Patenkind in Vietnam: Thi Thao Huyen Pham. Anfang Mai 2013 bin ich durch 8 Länder gefahren über 15.000 km weit um sie zu besuchen. Hier meine Erlebnisse.

Tag 57 – 12.07.2013 – Bye Bye Dong Ha (Vietnam)

> Die erste Begegnung zwischen Huyen und mir. <

Ich bin wieder einigermaßen fit. Die letzten Tage haben mich oft, die „Halle der Harmonie“  besuchen lassen. Die Hitze machte mir zu schaffen. Und sicherlich die Aufregung. Heute war ein „Off Tag“ – das bedeutet, rumhängen, Wäsche waschen, in die Stadt gehen.

Gestern nach dem Abschied von Huyen ging es mir richtig dreckig. Dennoch habe ich Mr. Le Thiem Xuan (Communication Officer World Vision)  ein Interview versprochen. Also saßen wir über zwei Stunden beisammen und er stellte mir Fragen. Am Ende dann die Frage nach meinem Gefühl – das Gefühl des Abschieds. Da liefen dann die Tränen, erneut. Der Abschied von Huyen war sehr emotional.

>Hände aus zwei verschiedenen Welten<

Zeitsprung – Gestern 11.07. 2013, gegen 9 Uhr. Wir trafen Huyen und ihre Mutter im WV-Office. Es ging zu einem Kindergarten. Dort wartete man schon auf uns. Die Kinder – oftmals „Erben“ von Agent Orange, sprangen auf dem Hof rum – wir mussten sofort mitmachen, keine Chance auf “Flucht”. Danach ging es ins Gebäude, Malstunde. Wir lungerten auf dem Boden rum. Zwischendurch wurden Huyen und ich vom vietnamesischen TV-Team interviewt. Ansonsten spielten wir mit den Kindern. Huyen und ich malten mit den Kids und sprachen mit Blicken und Gesten. Die Kleinen können einem leidtun, sie haben nix mit den Dingen von vor 40 Jahren am Hut – müssen sie aber am eigenen Leib ausbaden. Wir lachten und tobten – ein paar Momente der Abwechslung. Auch wenn einige jetzt wieder denken – da kommt jemand, macht und geht dann wieder. Ich muss sagen JA – Wir haben es wenigstens gemacht – Andere nicht !

>Mitmachen war bei den Kids im Kindergarten angesagt<

Nicht nur dieser Kindergarten (52 Kinder zwischen 3 & 5 Jahren) hat neue sanitäre Anlagen bekommen, Zugang zu sauberem Wasser, sondern auch die über 260 Kinder der Trieu Tai Secondary School (Bilder im Tag 55) profitieren von Eurem Geld. Auch die Landarbeiter in der Region wurden mit Saatgut und Werkzeug bedacht. Und ich habe – ich darf es immer noch nicht sagen (no fotos, no text) – auch die Umbauten in Huyens Haus gesehen. Also all die Dinge, die ich im Vorfeld immer beschrieben habe sind erledigt. Ich hab es mit eigenen Augen gesehen. 1000 Dank !!!

>Huyen auf dem Bike – erst noch etwas “verhalten” – aber dann …<

Kurz bevor es weiter ging, Zitadelle gucken, einen alten Markt besuchen, Kaffee trinken, Lunchtime, fragte ich die WV Mitarbeiter ob es OK wäre, wenn Huyen auf meinem Bike mitfahren könnte. Verdutzte Gesichter. Hier in Viet Nam muss alles von „Oben“ abgesegnet werden. Minuten passierte nichts, dann ein Wunder. Sie sagten – ohne Telefonat – OK. Es ging los. Aber bitte nur ein paar Meter für Fotos. Leute, ich fahre doch nicht fast 15.000 km nur für ein paar Fotos. Wir fuhren einfach weiter. Am Ende des Tages waren es fast 50 km MIT HUYEN !!!

> Ich bin der König der Welt !<

Sie hatte erst etwas Angst – ne, sagen wir mal Respekt. Es gibt hier halt nur diese kleinen Mofas. Es dauerte keine 5 Minuten und sie fing an, sich wohl zu fühlen. Sie lachte und hatte Fun !!! Irgendwann breitete sie die Arme vorsichtig aus, a’la „Ich bin der König der Weeeeelt“ aus und da passierte es. Hinter uns „Lalülala – die Polizei ist da“, auf Mofas. Auf der gesamten „Way to Huyen“ Strecke habe ich mir immer gewünscht, die Polizei würde uns mal anhalten – hätte n cooles Bild gegeben. Aber daraus wurde nix. Jetzt und hier, mit Huyen hinten drauf – Stopp … Polizei! Ich hatte meinen Pass nicht dabei – der lag als Pfand für das Zimmer im Hotel. Aber Mr. Le Thiem Xuan redete mit einem Beamten und ich verstand nur „Way to Huyen“, „Duc“ (Deutschland), „Mr. Lothar Baltrusch“, “World Vision”. Der Beamte kam auf mich zu – ich sagte nett „Hello“ – er auch … und dann grüßte er mit der Handkante und ließ uns fahren !!! Ist das nicht cool ! (Danke “je”)

>Ihr Anhänger für mich.<

Später waren wir im WV Office. Nach einem wirklich sehr schönen Tag – kam der Moment des Abschieds immer näher. Uns liefen die Tränen und wir schafften es nicht, uns in die Augen zuschauen, denn dann wurde es schlimmer. Huyen gab mir mit leiser Stimme zwei kleine Geschenke, eins für Kerstin und eins für Timo – das fand ich sehr charmant. Und als wir beide „ohne Worte“ wussten, die letzten Minuten waren da, gab sie mir ihre Kette. Eine feine silberne Kette mit einem Anhänger. Sie nahm sie zitternd ab und reichte sie mir mit Worten, die ich nicht verstand. Mr. Le Thiem Yuan, der World Vision Photograph und Übersetzer hielt sich zurück. Denn solch ein Moment braucht keine Worte, die man versteht. Ich gab ihr meinen Anhänger. Da standen nun das 13jährige Mädchen und der 51jährige Mann. Tränen rollten lautlos.

>Honey’s Talisman in der Hand.<

Anschließend hatte ich noch etwas von meiner Frau für sie. Einen Talisman, den ich die gesamten fast 15.000 km immer in meiner rechten Hosentasche bei mir trug. Nun hat ihn Huyen, Honey. Er klingelt bei jedem Schritt und sie wird sich erinnern. Luft holen – tief durchatmen. Wir lenkten uns mit „die Fahnen hoch“ ab. Die Schwerter, die Ergster und die Böner Fahne hielten wir hoch. Die anderen 8 des Kreises Unna bekommen die Kinder in der Schule – davon wird es später Fotos geben. Eine letzte Bitte hatte dann Huyen. Sie wollte den Menschen in Deutschland „Cam on“ sagen. Wir gingen in einen leeren Raum, ich machte die Kamera an und Huyen sprach.

 “Hallo ich bin’s Huyen. Danke an die Menschen in Deutschland für die Hilfe. Danke und Good Bye – wir sehen uns wieder.”

Und dann war der Moment da. Das „Way to Huyen“ Team bedankte sich bei alles WV Mitarbeitern. Bei der Mama von Huyen liefen schon wieder diese verdammten Tränen. Sie nahm mich in den Arm und sagte: „Danke Lothar, Danke für alles was Du getan hast für Huyen und für die Kinder hier in Vietnam. Bitte sei vorsichtig auf Deinem Weg nach Hause“. Dann eine letzte Umarmung mit Huyen …

> Ohne Worte <

Heute verbrachte ich den Tag mit “Kopf leer kriegen“. Hat nicht ganz geklappt. Ich habe über die Zukunft nachgedacht. Fakt ist, ich komme wieder und dann mit meiner Frau – sie soll die Schönheit des Landes mit eigenen Augen sehen und die Herzlichkeit der Menschen spüren und natürlich „muss“ ich Huyen wieder sehen. Huyen sagte, sie möchte „Ärztin“ werden. Sie ist jetzt schon eine der „Besten“ der Schule. Also braucht sie – den Anschluss an die moderne Welt. Ich habe ihr ein Notebook gekauft – damit kann sie auch nach der Schule lernen. Vielleicht ist sie ja eines Tages „Frau Dr. Pham, Thi Thao Huyen“ und hilft armen und kranken Kindern in Vietnam.

 

Gesamtkilometer 14.975 km. Bike steht. Das “WtH Team” bedankt sich bei dem Team von World Vision. Bei Mr. Ton That Ky Van, Mr. Le Thiem Xuan und besonders bei Zone Manager Mr. Dao Van Duc. Und ich möchte auch nicht all die Menschen vergessen, die uns in Vietnam begegnet sind. Mr. Duc schrieb mir vor wenigen Minuten eine Mail:

Dear Lothar,

Just for your information and have a good trip forwards. My colleagues and I learnt a lot of from your compassion for children and people in Viet Nam

Our earth is round, hope to see you again!

Best wishes, Duc

 

Der Anhang der Mail war unglaublich. 3 Tage in der Stadt … aber schaut selbst.

English:
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Vietnamese:
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Und das soll erst der Anfang sein – upps !

Jetzt noch ein paar Bilder der letzten Tage, von der Ankunft bis zum Abschied. Morgen trennt sich das “WtH” Team. Hans- Jürgen wird nach Hue fahren, Andreas und ich nach Laos, dann nach Thailand. Part III von „Way to Huyen“ beginnt.

 


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