Andreas Hülsmann, Schwerte, Vietnam, Way to Huyen
Tag 26 – 11.06.2013 – Besuch bei World Vision – Toligoit ADP in Ulaanbaator
Ich habe damit gerechnet. Dieser Besuch ging mir ans Herz. Aber ich habe auch das Funkeln in den Augen der Kinder gesehen und auch durch die Infos der Mitarbeiter – die Hoffnung gesehen. Dieses Projekt – Toligoit – wird ausschließlich von Paten aus Deutschland betreut. Es ist eins von vielen in der Umgebung von Ulaanbaator. 1901 Kinder sind registriert, 1310 bekommen Unterstützung aus meinem Heimatland. Die Dunkelziffer ist unbekannt. Im Winter leben die Menschen unter der Straße in der Kanalisation, der einzige Ort, der Wärme verspricht. Wir haben die Ärmsten der Armen besucht. Sie leben von dem, was die Anderen wegschmeißen – die Müllkippe ist ihr zu Hause und ihr Arbeitsplatz. „Lieber hier etwas finden und verkaufen, als anderen Menschen was zu klauen“, sagte mir der 9 jähriger Munkhzorig (ihr seht ihn auf den Bildern). Regelmäßig kommt der “Mobile Doc” im World Vision Transit. Er untersucht die „Dump Childs“ – die Müllkinder – kostenlos. Viele von ihnen leiden an Atemsbeschwerden oder an Hautausschlag. Die Sterberate ist hoch. Die folgenden Bilder – ohne Kommentar.
Der BVB hat mir vor langer Zeit eine Tasche mit Sportsachen gegeben. Diese verteilten wir unter den Kindern. Die Augen der Kinder leuchteten und sie bedankten sich mit Gesten. Ein unbeschreiblicher Moment für mich.
Anschließend ging es in eine Siedlung. Dort besuchten wir einen Vater mit seinen zwei Kindern. Der Junge arbeitet auf dem „Black Market“ – auf dem Schwarzmarkt. Das Mädchen versucht sich zu Hause. Die Mutter der Kinder ist vor einigen Monaten gestorben, der Vater ist schwer krank. Vor wenigen Wochen brannte dann auch noch sein Ger ab, World Vision organisierte den Neuaufbau. Als wir wieder im WV-Van saßen, sah ich die BVB-Tasche. Ich ging noch einmal zu ihnen. Der Junge bekam Turnschuhe, dem Vater gab ich drei dicke Trikots. Er bedanke sich mit Worten, die ich nicht verstand, er nahm meine Hände und küsste sie.
Es ging zu einem Kindergarten, quer durch das Armenviertel Ulaanbaators. Hier in diesem Kinderhort, werden Kids zwischen 3 und 15 Jahren betreut, während ihre Eltern draußen das Kultivieren und den Anbau der Felder beigebracht bekommen.
Die Kinder haben für uns gemalt. Es gab Herzchen mit „I love you“ auf mongolisch und liebevoll gebastelte Sachen. Wir lungerten mit den Kids auf dem Boden rum und „sprachen“ eine Sprache.
Danach wurde es „musikalisch“. In einer Schule für junge Erwachsene bekamen wir ein Konzert geboten. In Tracht und original Instrumenten spielten sie uns etwas vor. Ich habe auch versucht auf der „Pferdekopfgeige“ zu spielen – fürs Foto war es OK. Letzte Station war eine Schule für Näherinnen. Hier lernen sie das Handwerk und können später davon leben.
Der Tag war eine Achterbahn. Zwischen „Herzbluten“ und „Herzhüpfen“ war alles dabei. Er war sehr berührend.
Noch einen Satz zu den „Dump Childs“. Munkhzorig hat es mir angetan. Ich werde vom “Way to Huyen” Konto 500,- Euro nehmen und diese zur Verfügung stellen. Hans-Jürgen gibt noch mal 250,- dazu. Dieses Geld ist für die Müllkinder. Das soll einen Start ermöglichen !
Wir können – das heißt ich kann – mich nicht einfach auf mein Bike setzen und dann Richtung China fahren und das alles hinter mir lassen. Wir werden einen Tag länger im Oasis bleiben. Donnerstag geht’s also erst Richtung China. Melde mich also Morgen wieder …
In Gedanken … Lothar
Andreas Hülsmann, Schwerte, Vietnam, Way to Huyen
Tag 25 – 10.06.2013 – Mit dem Bike durch Ulaanbaator
Heute bin ich mutig gewesen. Die Hälfte der Mongolen lebt in der Hauptstadt. 1,6 Millionen. Und es gibt eine Hauptstraße. Noch Fragen ? Das ist so, als würde man beim Heimspiel des BvB extra über die B1 fahren wollen und das den ganzen Tag, jeden Tag ! Bleibst Du eine Sekunde länger stehen als dein Vordermann – gibt es ein feines Hubkonzert. Jede Lücke wird genutzt, quer über die Bahn, wenn man auf die gegenüberliegenden Seite will. Rote Ampeln sind toll anzusehen, mehr nicht.
Ich war bei „Ochirsux“ – auf Deutsch – „die starke Axt“. Ein kleines Geschäft im Hinterhof. Niemals würde man in Deutschland solch einen Laden betreten – hier ist so etwas Standard.
Flavor heißt der Besitzer. Täglich sitzt er in diesem Keller und fertigt Silberschmuck an. Ich hatte etwas vom Baikalsee aus Russland mitgebracht, dass wurde durch Flavor’s Hände zum Schmuckstück. Wer es bekommt ? Geheimnis!
Es ging später quer durch die Stadt. Ein pulsierender und aufstrebender Ort, allerdings mit dem Flair aus 1000 und einer Nacht. Die Häuser verfallen, vom Wind gehöhlt, von der Sonne verdört. Die Nebenstraßen verstaubt und die Fläche gleicht einer Mondlandschaft.
Dazwischen buntes Treiben. Die Frauen, wie schon in Russland, immer hübsch anzusehen. Die Männer immer mit schwarzen Schuhen und Stoffhosen. Alle achten auf „Style“. Hin und wieder ältere Menschen in Trachtenmode. Lange schwere Gewänder in grellen Farben. Die Jugend liebt es eher lässig.
Es war die erste Fahrt seit ein paar Tagen. Die neuen Reifen sind noch nicht so griffig aber ich denke bei den Rüttelstraßen wir das schon bald kein Thema sein. Ich blieb an einem Supermarkt stehen. Innerhalb von nur 30 Sekunden war mein Bike umringt von Menschen. Und dann gings wieder los. Knöpfchen hier, Knöpfchen da. Es wurde gestreichelt und getatscht. Ich liebe die Mongolen – ein sehr offenherziges Volk – man muss sie nur lassen.
Wir genießen echt die freien Tage hier im Oasis. Momentan sitzen wir in der Sonne. Geschlafen wird in einem Ger – das traditionelle Haus der Steppennomaden. Es ist einfach eingerichtet – wenn es kalt wird, können wir den Ofen amnachen.
Die Leute, die wir hier treffen, sind „völlig crazy“. Dimitri, der französisch/russiche Wurzeln hat, stammt aus den Staaten. Er umreist die Erde nur mittels Beinkraft. Zwei Schweizer, die nach Wladiwostok wollen und von dort über den Ozean nach Vancouver wollen und dann weiter nach Feuerland. Zwei Mädels aus Österreich, die per Rucksack unterwegs sind … und so weiter. Alle jagen einem Traum nach. So viel erleben, so viel sehen, wie nur möglich. Und etwas verbindet uns – Machen, statt Quatschen !
Lothar
Tag 24 – 09.06.2013 – Neue Gummis und japanisches Öl.
Heute wurde das Bike „hübsch“ gemacht. Nach 9.000 km plus 3.000 km, die ich zu Hause gefahren bin, sollte das Öl doch mal gewechselt werden. Auch die Reifen wurden erneuert. Zuvor bekam die BMW eine Handwäsche. Anschließend hab ich meine Mails gecheckt – eine News von Iris (World Vision) bekommen. Der Besuch am Dienstag bei WV geht klar. Wir werden uns das Projekt hier in Ulaanbaator anschauen. Auch gabs positive News vom „Chinaman“. Unser Guide steht am 14.06. an der chinesischen Grenze und wartet dort auf uns. Die Papiere sind komplett. Am Mittwoch brechen wir auf. Die Strecke „to the border of China“ scheint ein Stück Asphalt und Piste zu sein. Hoffentlich nicht Sand ! Mittwoch und Donnerstag werden wir dann wieder in der mongolischen Steppe schlafen – unterm Sternenzelt ! Bis dahin … Abhängen im Oasis. PS: Heute gabs Kartoffelsalat mit Wiener Schnitzel … lecker !
Andreas Hülsmann, Schwerte, Vietnam, Way to Huyen
Tag 23 – 08.06.2013 – Abhängen im Oasis in Ulaanbaator
Wäsche gewaschen. In der Innenstadt gewesen. Ruhe.
Andreas Hülsmann, Schwerte, Vietnam, Way to Huyen