Heute bin ich mutig gewesen. Die Hälfte der Mongolen lebt in der Hauptstadt. 1,6 Millionen. Und es gibt eine Hauptstraße. Noch Fragen ? Das ist so, als würde man beim Heimspiel des BvB extra über die B1 fahren wollen und das den ganzen Tag, jeden Tag ! Bleibst Du eine Sekunde länger stehen als dein Vordermann – gibt es ein feines Hubkonzert. Jede Lücke wird genutzt, quer über die Bahn, wenn man auf die gegenüberliegenden Seite will. Rote Ampeln sind toll anzusehen, mehr nicht.
Ich war bei „Ochirsux“ – auf Deutsch – „die starke Axt“. Ein kleines Geschäft im Hinterhof. Niemals würde man in Deutschland solch einen Laden betreten – hier ist so etwas Standard.
Flavor heißt der Besitzer. Täglich sitzt er in diesem Keller und fertigt Silberschmuck an. Ich hatte etwas vom Baikalsee aus Russland mitgebracht, dass wurde durch Flavor’s Hände zum Schmuckstück. Wer es bekommt ? Geheimnis!
Es ging später quer durch die Stadt. Ein pulsierender und aufstrebender Ort, allerdings mit dem Flair aus 1000 und einer Nacht. Die Häuser verfallen, vom Wind gehöhlt, von der Sonne verdört. Die Nebenstraßen verstaubt und die Fläche gleicht einer Mondlandschaft.
Dazwischen buntes Treiben. Die Frauen, wie schon in Russland, immer hübsch anzusehen. Die Männer immer mit schwarzen Schuhen und Stoffhosen. Alle achten auf „Style“. Hin und wieder ältere Menschen in Trachtenmode. Lange schwere Gewänder in grellen Farben. Die Jugend liebt es eher lässig.
Es war die erste Fahrt seit ein paar Tagen. Die neuen Reifen sind noch nicht so griffig aber ich denke bei den Rüttelstraßen wir das schon bald kein Thema sein. Ich blieb an einem Supermarkt stehen. Innerhalb von nur 30 Sekunden war mein Bike umringt von Menschen. Und dann gings wieder los. Knöpfchen hier, Knöpfchen da. Es wurde gestreichelt und getatscht. Ich liebe die Mongolen – ein sehr offenherziges Volk – man muss sie nur lassen.
Wir genießen echt die freien Tage hier im Oasis. Momentan sitzen wir in der Sonne. Geschlafen wird in einem Ger – das traditionelle Haus der Steppennomaden. Es ist einfach eingerichtet – wenn es kalt wird, können wir den Ofen amnachen.
Die Leute, die wir hier treffen, sind „völlig crazy“. Dimitri, der französisch/russiche Wurzeln hat, stammt aus den Staaten. Er umreist die Erde nur mittels Beinkraft. Zwei Schweizer, die nach Wladiwostok wollen und von dort über den Ozean nach Vancouver wollen und dann weiter nach Feuerland. Zwei Mädels aus Österreich, die per Rucksack unterwegs sind … und so weiter. Alle jagen einem Traum nach. So viel erleben, so viel sehen, wie nur möglich. Und etwas verbindet uns – Machen, statt Quatschen !
Lothar
2 Antworten auf Tag 25 – 10.06.2013 – Mit dem Bike durch Ulaanbaator