Abschied. Das Wort hat immer einen Beigeschmack, meist einen bitteren. Diesmal allerdings trat dieses Gefühl in den Hintergrund. Wir haben „wertvolle Menschen“ verlassen. Durch sie durften wir über unseren Tellerrand hinausschauen. Wir bekamen einen Einblick in eine uns völlig andere Welt. In eine Welt, die man Hoffnung nennt. Jürgen, Ha, Maya, Ha’s Eltern und das Team des Restaurants haben uns als Freunde empfangen. Ich möchte an dieser Stelle, nicht weil ich es mir leicht machen möchte – Jürgen’s Text aus Facebook einfügen. Diese Zeilen treffen den berühmten Nagel auf den Kopf.
Ich sitze nun am PC und irgendwie fuehle ich mich “empty”. Ich will aber eines loswerden: So grossartige Menschen wie Lothar, Andreas und Hans-Juergen zu treffen ist unbeschreiblich. Der Abschied war echt nicht einfach.
Sie sind dem Ziel nun wirklich nahe und das bewegt uns alle hier. Jeder in unserem Team ist stolz auf diese Momente und sie haben begriffen, dass die “Langnasen” mit Ihrer Aktion wirklich gutes tun.
Ganz geduldig haben Andreas und Lothar den Sinn und den Hintergrund der Aktion immer und immer erklaert. Ob es unsere Kunden waren, oder Menschen auf der Strasse….jeder fand das einfach nur “crazy” und genial.
Andreas und Lothar haben sich VOLL auf das Land eingelassen und gehen auf die Menschen zu. Meine Schwiegereltern sind auch total beeindruckt und koennen das alles noch nicht richtig fassen.Ich hatte das Glueck in den letzten 3 Wochen die wohl wertvollsten Menschen in meinem Leben zu treffen. Dafuer bin ich echt dankbar und der Danke geht auch an das Team aus Italien, die hier immer fleissig mitlesen und all ihre Energie fuer die Kinder Vietnams einsetzen.
Alle diese Menschen bringen fuer die Kinder ein besseres Leben. Sie bringen nachts die Sterne zum laeuchten…..anders kann ich das nicht sagen.
Nachdenklich und unendlich gluecklich.
Juergen Eichhorn
Etwas hat Jürgen aber verschwiegen. Wir wussten um einen OP-Termin am Mittwoch. Es handelt sich um Minh. Es sollte seine Augen verlieren. Die Betonung liegt auf „sollte“. Hans-Jürgen, Andreas und ich wurden über die Tage von Jürgen beköstigt – er wollte partu kein Geld von uns. Am letzten Morgen haben wir ihn überreden können. Jürgen gab sich geschlagen und meinte nur: „Ihr werdet schon sehen, was mit Eurem Geld gemacht wird.“ Ein paar Minuten später kam er strahlen zurück. Er hat mit einem Doc aus Hanoi telefoniert. Durch das, im Verhältnis wenige Geld, behält Minh für ein paar Jahre länger sein Augenlicht !!! Seine Augen werden nicht entfernt. Eine OP stoppt für ein paar Jahre den Zersetzungsvorgang !!!
Ich sollte durchaus mal erwähnen – keine 60 Euro kostet die OP – noch Fragen ?
Bevor wir die letzte Runde vor dem Restaurant drehten, waren wir mit Ha’s Eltern, Maya und Jürgen in einer Pagode. Ein Ort der Sinne, Harmonie und Yin Yang. Ha’s Eltern haben heimlich „Gummiteilchen“ von unseren Bikes gekratzt und diese schon vor ein paar Tagen dort hingebracht und für uns gebetet. Nguyen Dao Truong ist knapp 80 Jahre alt, ein alter Eisenbahner. Er hat wieder und wieder die Brücken aufgebaut, die die Amis im Krieg zerstört haben. Er selbst ist einer der wenigen Mensch Vietnams, der die alte Schrift pflegt, er schreibt Bücher und hat sich vor 10 Jahren einen PC zugelegt. Jeden Morgen habe ich mit ihm Tee getrunken. Ohne Worte haben wir gesprochen, nur mit Gesten und Händen und Füßen. Wir haben viel gelacht. Er gab Andreas die Bezeichnung „der große Ruhige“ und mich nannte er „der Treibende“ – beides sehr positiv gemeint.
Sein größter Wunsch war es, ein Foto mit uns zu haben – dem kamen wir gerne nach. Mittlerweile kennt er „Way to Huyen“ in und auswendig und auch die Webseite hat er rauf und runter studiert – wir haben seinen Segen. Ein sehr beeindruckender Mann !!!
Wir sind in Tinh Gia – ein Dorf an der Küste, direkt am südchinesischen Meer. Habe gerade mit Ky telefoniert – er ist unser Ansprechpartner bei World Vision Vietnam. Er, sein Team, das Dorf und Huyen freuen sich wie „Bolle“. Wir sind nur noch 401 km laut Navi von Huyen entfernt. Dienstag ist es soweit, Dienstag ist der „Way to Huyen“ am Ziel !!!
Leute, Leute, Leute … meine Nerven 😉
Gesamtkilometer 14.535 km und Bilder vom Tag.
Andreas Hülsmann, Schwerte, Vietnam, Way to Huyen