Ich kann nichts schreiben …
Gesamtkilometer 14.975 km.
Mein Name ist Lothar A. Baltrusch. Seit 2009 habe ich ein Patenkind in Vietnam: Thi Thao Huyen Pham. Anfang Mai 2013 bin ich durch 8 Länder gefahren über 15.000 km weit um sie zu besuchen. Hier meine Erlebnisse.
Monatsarchiv: Juli 2013
Ich kann nichts schreiben …
Gesamtkilometer 14.975 km.
Gestern war echt der große Moment. Heute ging er weiter. Nach dem Frühstück sind wir zum World Vision Office Vietnam gefahren. Von dort aus in die Schule, die Huyen besucht.
Über 260 Kid waren da, standen Spalier und klatschten, als wir auf den Hof kamen. Es gab einige Ansprachen von einigen Lehrern, Menschen aus der Politik waren da und World Vision. Mädel sangen zu unser Ehren einige Stücke auf der Bühne und eine Trommeltruppe spielte einige Stücke und ich hab es mir natürlich nicht nehmen lassem und habe selber zu den Sticks gegriffen. Dann musste ich mal wieder eine Ansprache halten. Ich brach „die Stille“ mit einem perfekten „Xin Chao“ – danach wusste ich nix mehr – also quatschte ich lustig auf Englisch – das hat man dann übersetzt.
Anschließend ging es auf den neuen Schulhof. Alle – über 260 Kids standen „locker“ für ein Foto bereit. Leute, den habt ihr ermöglicht – schaut ihn Euch an.
Nach Sackhüpfen und Tauziehen ging es zurück zur Schule und dort schauten wir uns den Computerraum an – auch diese Dinge habt IHR ermöglicht !!! 10 x Danke ! Ach ja – n bißl stolz bin ich ja doch auch noch – schaut mal wie der PC Raum heißt:
Ohnehin gab es überall Plakate – hier eine kleine Auswahl:
Die Gitarre des Sängers Laith Al-Deen – er ist auch Pate – daneben mein Name – sehr charmant !
Später noch trafen wir das Komitee und diese Leute stellten viele Frage – haben wir alle beantwortet. Es ging zurück zum WV Office.
Dort wartete eine Überraschung auf mich. Nur ein Begleiter von WV und ich fuhren ein paar Kilometer quer durch die Felder. Ich durfte weder Fotos von dem machen, was ich sah, noch darf ich darüber schreiben. Also bleibt das, was ich gesehen, gefühlt, gerochen habe, für immer in meinem Herzen !!! Aber es waren Dinge, die IHR ermöglicht habt !!! Danke.
Ich seht auf den Bildern, was ich mit eigenen Augen bestätigen kann. ALLE Dinge, die ich Euch für Eure Unterstützung versprochen habe, sind eingetreten. Leute – ich soll Euch im Namen der Kinder ein FETTES DANKE sagen. Später war ich noch beim Friseur – die Haare waren viel zulang bei diesem Wetter. Schon sehr lustig, jemandem ohne Worte zu erklären, was man haben will – das Ergebnis kann sich sehen lassen (glaub ich). Ein sehr harmonischer Tag. Allerdings nicht mehr der Abend. Ich habe mal wieder alles gegeben – in der „Halle der Harmonie“. Hoffe es wird besser, weil Morgen will ich ne Runde auf dem Bike mit Huyen fahren !!!
Gesamtkilometer 14.924 km – das Bike steht und Bilder vom Tag.
Der Tag ist da. Das Team “Way to Huyen” hat das Ziel erreicht. Andreas hat sein Wort gehalten und mich sicher zu Huyen gebracht. “Done the job” – wie er sagt. Hans-Jürgen hat sicher den Begleitwagen, der als Spende für das World Vision Projekt verbleibt, gelenkt. Zwei Jahre habe ich geplant. Zwei Jahre bin ich meiner Familie und Freunden auf den Keks gegangen. Zwei Jahre habe ich meine Kollegen genervt. Zwei Jahre haben Kritiker mein Vorhaben verlacht. Zwei Jahre hat es gedauerte und ich bin am Ziel. Das Ziel heißt: Ich habe den Arsch für das hochbekommen, wovon ich gesprochen habe. Ich habe auf gewohnte Dinge verzichtet. Kein Klo, kein Wasser, kein Essen. kalte Dusche, wenn überhaupt. Bei 0 Grad Hunderte von Kilometern gefahren. Ich habe Dreck gefressen, Dieselabgase geatmet, bin so einige Male knapp am Unfall vorbei. Bei 36 Grad im Bikeranzug bald zusammen gebrochen. Aber es ging nie um mich – ich bin kein Held. Ich bin jemand, der sein Versprechen gegeben hat. Das Versprechen – Aufmerksamkeit zu schaffen. Und ich kann sagen – Machen statt Quatschen beginnt vor Eurer Haustür.
Ich habe Dinge erlebt, die konnte ich mir nur schwer vorstellen. Man warf mit vor, ich würde Urlaub auf dem Rücken armer Kinder machen. Ich habe diesen Kindern in die Augen geschaut – ihnen ist es egal, woher Du kommst, was Du bist. Ich habe immer geholfen, nicht immer öffentlich.
Mediengeilheit wurde mir vorgeworfen. Ich bin davon persönlich sehr weit entfernt. Ja, ich habe eine Bekanntheit, ja – ich nutze die Medien – Nein nicht für mich. DURCH mich bekamen zum Beispiel die Dumpkids in Ulaanbaator ein Forum, die blinden Kinder aus Hai Duong – Hilfe aus meiner Heimat, u.s.w. Diese Menschen haben nicht die Möglichkeiten, die wir haben. Sie beschäftigen sich nicht mit den Fragen: In welcher Farbe soll ich die geilen Schuhe nehmen ? Das XL-Paket für mein neues Auto mit Super Musikanlage oder evtl doch die coolen Felgen – ach was – lieber die Ledersitze ! Sie kämpfen jeder Tag ums Überleben – ohne WENN UND ABER !
Leute, ich habe Öffentlichkeit und nutze sie für Aufmerksamkeit – für ANDERE, die nicht die Möglichkeit haben wie ich – DAS ist der Grund, wieso ich hier bei Huyen bin. Der „Way to Huyen“ hat 11 neue Patenschaften „gezeugt“ (Stand 09.07.13). 11 Kids auf der Welt bekommen durch lächerliche 30 Euro im Monat eine Zukunft. Huyen – mal so nebenbei – will Ärztin werden und hilft dann später „ihren“ Leuten gesund zu werden. Das alleine war es schon wert, 2009 die Patenschaft zu übernehmen.
Sicher, ich habe auch fein gegessen, edel geschlafen, exklusiv mich verwöhnen lassen. Aber ich kann es mir leisten – deshalb habe ich es gemacht !!! Ich bin stolz auf die Menschen, die mir ihr Vertrauen und ihr Geld und Material gegeben haben. Dafür habe ich Euch „Mitgenommen“ auf diese fast 15.000 km lange Reise – ich hoffe sie hat Euch genauso viel gegeben wie mir.
Ich musste das hier und jetzt Mal schreiben – viele sehen es so wie ich – die, die wieder etwas zu meckern haben – ihr werdet es nie verstehen.
Jetzt zu Huyen. Sie ist wie ein scheues Reh. Zerbrechlich in ihrem Wesen, zierlich in ihrer Anmutung und dennoch ein Teenager wie viele auf der Welt. Habe mir lange den ersten Moment vorgestellt und dieser war ganz anders. Sie kam auf uns zu – sah erst Andreas – er hatte den Helm auf – als er ihn abnahm, sah ich in ihrem Gesicht „nönönö“ das ist nicht Lothar. Dann kam sie auf mich zu. Scheu und ängstlich, angespannt um alles richtig zumachen. Und das hat sie. Sie gab mir zur Begrüßung Blumen und sagte mit einer leisen, sehr angenehmen warmen Stimme: „Nice to meet you“. Die Presseleute waren überall. Bild hier, ein Lachen da – bitte, hier mal die Hand ins Bild u.s.w.. Ich kenne solche Situationen – aber Huyen nicht. Zuviel R’n’R’. Also brach ich die ganze Show nach wenigen Minuten ab und bat den World Vision Mitarbeiter Ky und Huyen in die Lobby für ein Gespräch unter 6 Augen.
Danach beruhigte sich die Situation. Wir „sprachen“ mehrere Stunden und machten später auch Scherze, Huyen taute auf. Wir tauschten Geschenke, aßen gemeinsam und lächelten uns an. Dabei entstand diese Fotos. In den nächsten Tagen werden wir Zeit miteinander verbringen und ich schau mir die Projekte von World Vision an, die durch Euer Geld Realität geworden sind. Darüber werde ich dann schreiben.
Ich sitze im Hotel – bin übermannt der angestauten Gefühle und spüre die Kilometer in mir.
Aber der Weg hat sich gelohnt. Ich werde ihn nie vergessen !!!!
Gesamtkilometer 14.924 km. Danke für die “Route” an Karsten Kloss (Fa Gesat)
14:17 h. Dong Ha. Nach 14.924 km ist “Way to Huyen” am Ziel. Ich habe Huyen gesehen und gesprochen. Mehr später.
Cam on – Lothar
Augen auf – ich wurde geweckt durch das Rauschen der Meeresbrandung. Ich liege da, meine Gedanken sind noch immer beim Abschied. Er war so ergreifend – kam nahe an den Abschied von zu Hause ran. Bin halt ein emotionaler Mensch, obwohl ich auch sehr schnell rational denken kann, wenn es sein muss. Auf den letzten knapp 14.500 km habe ich viele Sachen verschenkt. Diesmal waren die Medikamente dran, die ich von der Praxisklinik „Im Reiche des Wassers“ aus Schwerte bekommen habe. Ich habe sie Jürgen gegeben, damit er sie an den Doc und somit an die Kinder weitergeben kann. Denke, sie helfen. Danke an das Praxisteam !!!
Wir packen unsere Bikes. Es ist um 9 Uhr schon 33 Grad warm. Wieder stehen ne Menge Leute rum und bestaunen uns. Anschließend laden uns Einheimische zu einer Tasse Tee am Strand ein. Sie haben Shorts, Schlappen und sonst nix an, wir das volle Paket. Socken, Bikerstiefel, Anzug, T-Shirt – der Helm und die Handschuhe warte. Aufbruch. Knapp 400 km sagt das Navi. 400 km und ich sehe Huyen, nach fast 2 Jahren Vorbereitung. Unterwegs frage ich mich, wie wird der erste Moment sein, was werde ich sagen, machen ? Genauso Huyen – wird sie schüchtern sein ? Bestimmt. Vielleicht kann sie etwas auf Deutsch oder Englisch sagen ? 1000 Gedanken – Meter für Meter komme ich näher, Emotionen und Tränen steigen auf, der Puls geht hoch aber ich muss mich auf den Verkehr konzentrieren – Hupkonzert, Links /Rechts überholen und Einfädeln auf die Straße, Gegenverkehr, wie beim Autoscooter – alles wie immer. Also – Augen auf … Herr Baltrusch.
Die Kilometer ziehen sich wie Kaugummi – endlos lange brachen wir. Tanken ist mal wieder nötig. Und dann passiert es. Das Bike springt nicht mehr an. Nur noch „klack klack klack“ – Batterie leer. Also, Tank ab und nachschauen. Über eine Stunde haben wir gebraucht. Dann haben wir mit dem Überbrückungskabel von Hans-Jürgen das Bike gestartet. Das bedeutete aber – nicht mehr ausmachen. Der Grund wurde später klar. Die kaputte H7 Lampe wurde gegen eine Neue getauscht. 55 Watt gegen 100 Watt. Also hat die Lichtmaschine gesagt – ok, Lampe du nimmst den Strom den du brauchst aus der Batterie – tja, Dumm gelaufen. Also Lampe abgeklemmt, Batterie durch das Fahren gefüllt und gut is.
Ich hatte vor, die restlichen Kilometer bis Huyen heute zu fahren – Pustekuchen. Bevor die Geschichte mit der Batterie passierte, schaute ich auf die Uhr. 14:17 h in Deutschland. Jajaja !
Jetzt sind wir in Minh Duc. Durch Zufall sind wir in Höhe Kim Long von der Hauptstraße runter, Richtung Meer. Dort bleiben wir die Nacht. Ein sehr altes Strandhaus, 50 Meter bis zum Ostmeer – wir waren drin ! Sitze hier auf der Veranda, höre die Brandung, Geckos krabbeln Zuhauf über die Wände. Morgen geht’s weiter. Nur noch 149 Kilometer bis Huyen. Ich habe mit Ky gesprochen, Huyen und ihre Familie werden gegen 14 Uhr (9:00h Deutschland) im World Vision Hotel sein. Ich auch – Leute, Leute, Leute … mein Puls !!!
Zusatz zum Blindenhaus. Hans-Jürgen wird für eine Spende sorgen, damit das alte Gebäude provisorisch vor dem Einsturz gesichert werden kann. Es werden Stempel besorgt, die für die Abstützung für Kräne hier in Vietnam genutzt werden. Bis zum Neubau ist das Blindenhaus somit vor dem Einsturz gesichert.
Gesamtkilometer 14.769 km und Bilder vom Tag.