2013 geht zu Ende. Für mich war es ein besonderes Jahr. Ich habe Dinge erlebt, die mich verändert haben – allerdings nicht so, wie manche glauben.
Menschen ändern sich nicht, nein – Menschen erweitern ihr schon immer vorhandenes Innere. Jeder Mensch trägt Teile in sich, die dann erwachen, wenn sie angezündet werden. Papier brennt nicht, wenn es nicht mit Feuer in Berührung kommt. So war es in meinem Fall, einfach nur eine Frage der Zeit. Schon immer habe ich Teile in mir gehabt, die nur darauf gewartet haben – angezündet zu werden.
Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass viele meiner Freunde und Bekannten auch den Drang verspüren, etwas zu machen. Etwas, das es nur in ihren Vorstellungen gibt. Es ist leicht für mich jetzt zu sagen „Machen, nicht Quatschen“ – ja … aber das habe ich auch schon vor 2013 gesagt. Nur habe ich meinen Worten Taten folgen lassen. Ich wusste nicht wie weit mich diese Reise bringt – manchmal wusste ich nicht – ob sie überhaupt stattfinden wird.
Menschen, die mir heute – nicht immer ins Gesicht – sagen: „Du hast dich verändert“ – denen sage ich: Ja, hab ich. Doch die Fragen sind:
Habe ich mich in „ihren“ Köpfen so verändert, dass ich dort nicht mehr nach „Ihrer“ Auffassung und Meinung hineinpasse ? Sind meine Ansprüche nicht mehr konform mit „ihren“ Ansichten ? Oder haben sie Angst „ihren“ Träumen nachzugeben und sie nehmen meine Traumerfüllung als Vorwand und machen es sich leicht und sagen ich hätte mich verändert, weil ihnen der Mut fehlt ?
Worte wie: „Das kann ich mir nicht erlauben, weil ich keine Zeit habe“, sind Ausreden. Durch das Verständnis meiner Familie und das meines Arbeitgebers, wurde das Fundament geschaffen, auf dem ich bauen konnte. Ohne sie hätte es 2013 für mich in der Art nicht gegeben. Dafür bin ich Dankbar, es ist ein Geschenk. Solch ein Geschenk hat jeder.
Jeder kann sich seinen Wunsch erfüllen, unabhängig von der Art des Wunsches, vom finanziellen Volumen. Der erste Schritt dazu, der passiert im Kopf. Danach muss der Wunsch ausgesprochen werden. Ab diesem Moment seid ihr öffentlich und viele Dinge prasseln auf Euch ein. Genau diesen Schritt machen viele nicht – weil sie Angst vor Rechtfertigungen, Missgunst und Neid haben. „Was denken die Anderen über mich …? “ Ist das wichtig ? Um solchen Dingen aus dem Weg zugehen sagt man ganz gerne: „Das kann ich mir nicht erlauben, weil ich keine Zeit habe.“ Und was bleibt ? Der ewige Wunsch.
Für wen oder was lebe ich, wenn nicht für mich ? Für die Angepasstheit, für die gesellschaftlichen Normen, für die Nachbarn für die Anderen ? Ich lebe für mich ! Sicherlich mit Blick auf meine „Liebenden“ aber in letzter Konsequenz doch nur für mich.
Nicht jeder hat vielleicht diesen „mir in den Schoß gefallenden“ Rückhalt, dass leuchtet mir ein. Jedoch bedarf es oftmals nur ein paar Worte damit die wichtigen Säulen im Leben überhaupt mal davon Wind bekommen, was ihr denkt – wie euer Wunsch aussieht. Jeder kann sich auf seine eigene Art und Weise, mit seinen vorhandenen Möglichkeiten, seinen Traum erfüllen, davon bin ich nun überzeugt.
Die 10 Wochen auf der Straße haben mich verändert – ganz langsam – Stück für Stück. Kleine Dinge haben an Bedeutung gewonnen. Vormals „wichtige Sachen“ sind bedeutungslos geworden, haben nicht mehr den Stellenwert von früher. Ich habe Menschen getroffen und Momente erlebt, die ich mir nie vorstellen konnte. Nicht einmal einen Gedanke habe ich vor der Abfahrt verschwendet, was eine Tasse Tee bewirken kann.
Gelassenheit: Sibirischen Highway. Ich sitze auf einem Baumstumpf, eine heiße Tasse Tee in der Hand – ohne Worte. Spüre den Wind, höre die Vögel, sehe in die endlose Weite. Die Glieder schmerzen, noch 700 km bis nach Irkutsk. LKW rasen Richtung Osten, Termine sind ihr Motor. Ich bin fertig, dennoch bin ich bei mir und mit meiner Welt im Einklang. Ich atmete tief und ziehe den Duft des Tees durch meine Nase, in mein Inneres. Es ist unbeschreiblich, solch ein Gefühl kannte ich bislang nicht.
Jetzt versuche ich diese Gelassenheit, diesen Moment des Gleichmutes zu bewahren. Sei es im Auto an der Ampel, mit dem Einkaufswagen an der Kasse oder im täglichen Miteinander. Es ist nicht wichtig der Schnellste oder der Beste zu sein. Gelassenheit sollte zum Schulfach werden. Es bringt soviel mehr, wenn man in sich ruht. Etwas was wir – in unserer ach so modernen, voller „musst Du haben – sei der Erste“ Welt verloren haben.
Demut: Hai Duong. Das Blindenheim von Jürgen Eichhorn. Kinder, die nichts haben außer ihr Leben. Kinder, die Dir nur ihre Liebe geben können, Berührungen. Sie streichelten mein Gesicht, meine Hände. Kinder, die mich darüber nachdenken lassen, wie gut es mir geht, zu gut ! Ihr Dasein, jetzt und hier – nur 14.200 km entfernt, beeinflusst mein Leben und zwar nachhaltig. Demut sollte in unserer „I-Phone/G-Star – Welt“ zum Schulfach werden. Das Gegenteil von Demut ist Hochmut – Frage, was ist erstrebenswert ?
Dankbarkeit: Dong Ha. Sie steht vor mir. Huyen. Fast 15.000 km, fast 2 Jahre hat es gedauert. Sie lächelt mich an. Für diesen Moment habe ich alles gemacht. Für den Blick in ihre Augen. Später auch für den Blick in die Augen ihren Mitschüler, in die Augen der Kindergartenkinder, die an Agent Orange leiden. Für die Gewissheit fast 300 Kindern geholfen zu haben – Dank an die Menschen, die geholfen haben. Über 50 Kinder haben durch „Way to Huyen“ einen Paten gefunden. Ich selbst habe keine leiblichen Kinder – bedingt durch Krebs war es mir nie vergönnt. Meine Frau sagt: „ Nun hast Du „mehr Kinder“ als je ein Mensch zuvor.“
52 Jahre werde ich nun im Februar. Ich habe – nicht zuletzt durch meinen Job beim Radio, sehr viele Menschen und Situationen kennen gelernt. Dieses hat mich geprägt, machte aus mir das, was ich bin. Jedoch haben mir diese 10 Wochen „Way to Huyen“ eine völlig neue Richtung gegeben. Ich habe meine Werte verändert. Ob ich ein besserer Mensch geworden bin ? Wer fragt das ?
Allen (besonders Andreas), die mir diesen Traum erfüllt haben, eine gesegnete Weihnacht und haltet an Euren Träumen fest.
Lothar
Andreas Hülsmann, Schwerte, Vietnam, Way to Huyen
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