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Mein Name ist Lothar A. Baltrusch. Seit 2009 habe ich ein Patenkind in Vietnam: Thi Thao Huyen Pham. Anfang Mai 2013 bin ich durch 8 Länder gefahren über 15.000 km weit um sie zu besuchen. Hier meine Erlebnisse.

Tag Archives: Vietnam

Tag 03 – 19.05.2013 – Drobin (PL) – Kaunas (Litauen) 413 km

19. Mai 2013 Polen / Litauen Presse, Unterstützer, Vietnam-Reise 2013 3

Das ist Gregor. Er hat letzte Nacht auf unsere Bikes aufgepasst. Er ist Nachtwächter im letzten Hotel in Polen. Während seines Dienstes hat er sich den rechten Fuß verstaucht, ist ihm ein Baumstamm drauf gefallen. Der Fuß war dick wie ein Handball – aber er meckerte nicht und zog seinen Job durch. Früh um 7 war ich mit ihm verabredet. Er wollte den Grund wissen, wieso wir mit den Bikes nach Vietnam fahren. Ich kann kein Polnisch – er kein Englisch oder Deutsch. Also hat Mr. Google geholfen. Schnell merkte ich – Gregor kann weder richtig lesen noch schreiben. Also habe ich ihm Bilder gezeigt und vieles mit Händen und Füßen beschrieben. Wir „quatschten“ eine Stunde. Später schlich er um unsere Bikes und bestaunte sie. Also habe ich ihn fotografiert und das Bild an die Mail seines Chefs geschickt – er war total aus dem Häuschen und bedankte sich x-Mal.

Wir brachen auf Richtung Litauen. Knapp 400 km lagen vor uns – es wurde für mich „die Reifeprüfung“. Erst lief alles normal. Schönes Wetter (25,5 °) Sonne und wenig Verkehr. Dann irgendwann trennten sich unsere Wege. Hans-Jürgen fuhr mit dem Tranzporter links, wir geradeaus. Und dann gings los. Eine Straße, eingebettet zwischen Nadelbäumen, leichte Kurven, kein Gegenverkehr und das für knapp 10 km – ein Traum, wenn da nicht der Belag gewesen wäre. Das Gegenteil von Tanzparkett – also in etwas so wie alle Schlaglöcher des Kreises Unna zusammen, schön verteilt zwischen Querwellen – ähnlich der Wellen einer seichten See. Und da gings drüber, Vollgas. Irgendwann muss ich das ja lernen. Andreas meinte per Funk – so wird der Sibirische Highway sein. Na klasse dachte ich – später war ich enttäuscht, als die Strecke zu Ende war. Aber es dauerte nur Minuten und es gab die zweite Prüfung. Sandpiste durch einen Waldweg. 2 km – auf und nieder mit Naturschlaglöchern und engen Kurven. Wer bremst – fällt zwar weich – aber fällt. Also, immer die Maschine unter Zug halten, sagt Andreas. Schon mal gemacht ? Ich nicht ! Er und Bernd (mit einer Straßen BMW!!) wurden am Horizont immer kleiner, also Gang rein und los – irgendwann muss ich das ja lernen. Das Ergebnis – alles ohne Sturz gemeistert. Am Ende der Piste wartete dann noch mal Sand pur in einem tiefen Loch. Kurzer Gedanke: Wer bremst – fällt. Also … Geschafft, wo sind meine Kippen. Solche Pisten werden wir noch oft haben auf den restlichen knapp 13.500 km. Was solls …

Hier das Video von Bernd:

Es ging zur Tanke, einmal voll machen. Der Liter Super 95 kostet 1, 30 € und er wird Richtung Osten immer billiger. Die Fahrt ging weiter Richtung Kaunas/Litauen. Noch 100 km, die zogen sich wie Kaugummi. Wovon ich echt geschockt war: Überall streunende Hunde. Nicht diese kleinen „Strakö“ – ab Schäferhund gings erstmal los. Die liefen ständig auf und über die Straßen. Die Armen.

Litauen – Grenze. 50 km weiter waren wir am Hotel. Die Bikes stehen abgeschlossen im Hinterhof. Das 3. Land in 3 Tagen (Deutschland, Polen, Litauen), zusammen 1427 km ! Ein 10tel der Strecke geschafft. Wenn das so weiter geht … wird es aber nicht. Morgen fährt Bernd Degwer noch mit durch Lettland, dann geht’s für ihn zurück. Wir fahren weiter zur Russischen Grenze. Wartezeit ca. 5 Stunden PLUS !!! Bin gespannt.

Einen schönen Wochenanfang in Deutschland.

Lothar

Tag 01 – 17.05.2013 – Schwerte – Berlin 537 km

„Way to Huyen“ läuft. Um 9:05 h rollten Andreas Hülsmann, 10 Biker und ich aus der Teutonenstraße Richtung Antenne Unna. Es war der emotionalste Augenblick meines Lebens (abgesehen vom Tag meiner Hochzeit mit Kerstin). So viele Menschen kamen zur Abfahrt. Auch meine Mama. Sie ist eine sehr starke und tapfere Frau aber auch sehr gefühlvoll. Das gipfelte in einem Meer von Tränen. Hatte sie mir immer gesagt: „Ach Lothar – muss das sein, fahr doch wenn ich nicht mehr da bin“. Mama – das geht nicht. Du wirst 90 Jahre oder älter, dann bin ich 70 und werde wohl nicht mehr auf das Motorrad kommen. Ich nahm sie in den Arm und weinte auch. Dann ging alles sehr schnell. Rauf aufs Bike – ich muss weg. Ich schaute in die Gesichter der anderen Abschiedsgäste – auch dort kullerten die Tränen. 1. Gang rein und weg. Ich habe die ersten Kilometer vor Tränen kaum was gesehen und vor geballten Emotionen konnte ich mich schwer auf die Straße konzentrieren.

In Opherdicke standen Leute an der Straße – sie wussten dass wir kommen – winke winke. Erster Stopp – Antenne Unna. Gefühlsdose auf und weiter geht’s. Meine lieben Kollegen haben eine Sondersendung gefahren. Seit 6 Uhr hat mich Sebastian Pasutti begleitet und jetzt hier gab es 2 Stunden „Nachschlag“. Danke an „mein“ Antenne Unna Team !! Immer mehr Leute kamen und auch der 3.te im Bunde – Hans-Jürgen Weigt war mittlerweile da. Es gab Interviews, Fotos nicht nur für die Presse und Krim Sekt. Ich hatte dann mal 2 Minuten „Ruhe und Zeit“ mit meiner Frau. Was da passierte – unser Geheimnis. 11 Uhr – Abfahrt Richtung A1. Am Kamener Kreuz standen Leute auf der Brücke und wieder winke winke. Blinker rechts – A2 Richtung Berlin. In Bönen fuhr Andreas Hülsmann ab und wir weiter !! Was war passiert ? Nun – leider hat sich Andreas in den letzten Wochen das Knie verletzt. Wasser unter der Scheibe. Er hat bis zuletzt alles gemacht, damit das Knie besser wird. Und heute am Abfahrtag musste er leider noch einmal zum Doc. Also haben wir den Tag so durchgezogen wir gedacht – damit alle ihn so erleben sollten, wie er geplant war. Wir fuhren weiter nach Berlin. Andreas startet am Samstag gegen 5 Uhr und kommt nach – wir treffen uns hinter Frankfurt Oder auf der Bahn und dann ist das Team „Way to Huyen“ komplett. Wir haben einen „Beifahrer“ – Bernd Degwer, mein Nachbar aus Schwerte fährt bis Litauen mit. Find ich total cool. So – jetzt geht’s zum Essen und dann ab ins Bett. Morgen läuft „Way to Huyen“ Richtung Polen.

Lothar

Viele Gedanken

16. Mai 2013 Schwerte Gedanken, Presse, Unterstützer, Vietnam-Reise 2013 0

Der Gedanke” war der erste Titel meines ersten Blogs – am 19. November 2011. Heute nun heißt der Titel “Viele Gedanken”. Es ist ne Menge passiert. Ich habe zunehmend sehr viel Zuspruch bekommen. Viele Menschen nehmen Anteil an meinem Tun – so hat zum Beispiel Mareike geschrieben: “Von mir auch alles gute für Deine Reise. Respekt für Dein Handeln. Man sollte sich von sowas selbst motivieren lassen. Herzlichst alles gute !!!” Danke Mareike.

Es freut mich, dass ich Euch ein Stück weit einen “Gedankenschupps” gegeben habe. Das Projekt “Way to Huyen” ist für mich nicht einfach son Ding à la “Ja – dann mach ich mal, hab ich Bock drauf” – Nein! Da steckt, auch von allen Beteiligten, sehr viel Herzblut drin. Es ist über die Zeit gesehen, so intensiv geworden wie niemals etwas zuvor in meinem Leben. Anfangs waren die Kritiken heftig. Die Menschen haben meine Gedanken, mein Streben, mein Klappern nicht verstanden – oft wurde ich belächelt. Das hat sich nach und nach geändert. Die negativen Stimmen wurden leiser – die positiven lauter. Acht (8!) Kinderpatenschaften sind gewachsen. DAS war mein Ziel und es dürfen sehr gerne noch mehr werden.

Manchmal liegen die schönen Wünsche und die liebevollen Gedanken auch ganz nah. So hat mein Bruder Joachim mir folgende Zeilen geschrieben – wer sie in FB noch nicht gelesen hat – hier sind sie.

Ich möchte jetzt auch mal was sagen:
Nun kenne ich Lothar schon 46 Jahre. In dieser Zeit haben wir zusammen viel durchgemacht. Ich erinnere mich gern an Schrauberaktivitäten an Kadetts, MG Roadster, Jaguar E-Type und sonstige Fahrzeugen. Mir fallen Sachen ein, wie eine Radtour mit dem Nachbarn an die Möhnesee. Da bin ich zwar nicht mitgefahren, aber das Thema innerhalb der Familie war groß. Wir sind mit mehrerer Nachbarjungs in unseren Fussballschuhen über den Asphalt gegangen um, auf einem großem Bolzplatz mit Jacken als Torpfosten, zu kicken. Wir haben die Leidenschaft des Motorradfahrens entdeckt und so manche Tour unternommen.

Wir alle werden älter. Wir alle verändern uns und jeder findet seinen Weg und seinen Platz im seinem Abenteuer Leben. Keiner von uns wusste früher wohin es geht, was wir in 10 Jahren machen und mit wem wir unsere Jahren zählen dürfen.
Jetzt, wo das Projekt “Way to Huyen” seinen körperlichen Anfang findet und man, auch als nicht Mitfahrer, einmal in die Vergangenheit blickt, merkt man da ist jemand, den man kennt, aber auch nicht kennt.Der macht was, was man selber nicht machen würde. Er sucht sich die Öffentlichkeit und rüttelt wach. Selber ist man eher die leisen Töne gewöhnt.

In mir selbst sieht es so aus:
Eine Mischung aus großem Respekt vor der Verantwortung die jetzt noch kommt, gepaart aus Angst das was passiert und mit Freude garniert, das er etwas erreicht hat, was nicht viele wagen. Er ist mein großer Bruder, den ich in Gedanken auf der Reise begleiten werde. Er ist mein Bruder und ich freue mich, das er das wagt, was viele nicht wagen. Er setzt sich für Menschen ein, die er nicht persönlich kennt. Er sorgt dafür, das Menschen Bildung, Wasser und ein Dach über den Kopf bekommen. In einer Region, die für viele von uns unbekannt ist.
Wenn jeder nur einen Menschen über World Vision unterstützt, hat er in seinem Leben mehr getan als nur Wort schwingen.

Ich liebe meinen Bruder und er macht es richtig!

Danke Achim – hast es geschafft – mir Tränen zu bereiten !

Ich liebe Dich auch und die “Baltrusch Family” – Lothar

2 Tage bis “GO”

Jetzt sitze ich hier und grübel. Hab ich an alles gedacht ? Es gibt noch einige Dinge, die gemacht werden müssen. Kette spannen vom Bike, die 24 Volt Dosen nachschauen,  Moskitonetz besorgen, Speicherkarten kaufen, meine Klamotten raussuchen, noch drei Geschenke – für Huyens Vater und für die zwei Brüder besorgen, Kartenmaterial für das Navi aktualisieren. Nebenbei noch Futter für Lady einkaufen und Rasen mähen und eine Türzarge reparieren. Habe ich eigentlich alles richtig gemacht ?

Denke es wird sich zeigen. Fliege ja nicht bis zum Mond ;).

Am Freitag wird der Kollege Sebastian Pasutti um 5:30 h bei mir sein und mit mir die letzten Stunden bis zum Start verbringen. Mit Schatzi zusammen sitzen wir dann am Frühstückstisch. Es wird dann drei Stunden live auf Antenne Unna geben. Dann, gegen 9 Uhr, wird meine Familie aus dem Sauerland da sein und ich denke noch ein paar mehr Leute. Schalter um – BMW an und los gehts – die ersten 14 km – bis nach Unna und dort dann auf dem Parkplatz bei Antenne Unna ein kleiner Zwischenstopp. Die Geschäfts-führungen der Volksbank Unna, der Stadtwerke Unna und des Syburger Verlages wollen “Tüß” sagen. Wer will kann gucken kommen, würde mich freuen!! Dann gehts Richtung A 1. Auf einer Brücke über dem Kamener Kreuz werden dann noch ein paar Leute stehen und mein Onkel und meine Tante und winke winke machen. Rechts ab auf die A 2 Richtung Berlin … Way to Huyen rollt !

Ruhr Nachrichten 15. Mai 2013

 

 

 

 

 WAZ 15. Mai 2013

 

 

 

 

Hier ein sehr schöner Artikel von schwerte-moderation.de

 

 

 

 

 

Liebe Grüße Lothar (Ich bin nicht aufgeregt!)