Seeeeehr gut geschlafen – wach geworden mit Blick auf den See. Eine leichte Brise wehte ins Zimmer. Ich bin raus auf die Terrasse, Kaffee und Zigarette und lauschte der Natur. Die Kois kamen und begrüßten mich. Perfekter kann der Tag nicht anfangen. Es sollte aber alles anders kommen. Der Reihe nach. Ich bin vom Haus 10 zur Lobby gegangen. Diese ist Licht,- und Luftdurchflutet – alles offen. Auf dem Weg dorthin sah ich kleine Hundertfüßler krabbeln. Ich dachte mir noch – och lustige Tierchen.
Es ging zu Touratech Meeting. Wir wollten die Dinge des Wochenendes besprechen. Bin zwischendurch raus um eine Zigarette zu paffen. Sitze dort in meiner kurzen Hose, gehe danach wieder rein zum Tisch, setzt mich hin. Plötzlich spüre ich in der Lendengegend ein „Krabbeln“. Denke mir noch – och, da läuft wieder etwas Schweiß durch die Buxe. Stelle mich hin, fasse danach und das „Kribbeln“ fährt am Bein runter und dann ein höllischer Schmerz. Ziehe blitzschnell „blank“. Stehe ohne Hose im Verkaufsraum – überall die Belegschaft und ich stehe dort nur mit Unterhose und runtergelassener Shorts. In dem Moment fällt ein riesen Hundertfüßer auf den Boden und verschwindet unter der Treppe. Dieser Mistwurm hat mich gebissen. Er muss mir beim Rauchen in die Hose gekrabbelt sein. Die Stelle in der rechten Kniekehle wurde dicker. Peera, Chef von Touratech sagte etwas von wegen „Hospital“ – ich hingegen meinte – „Och, ist doch nicht so schlimm.“ Aber die Stelle wurde dicker und tat mehr und mehr weh.
Also fuhr mich Tarn, eine Mitarbeiterin ins Hospital. Kreuz und quer durch Bangkok. Und dann alles wie im Film. Ich stieg aus dem Van, vielmehr krabbelte ich und ein Pfleger eilte mit einem Rollstuhl herbei. Leute, ich bin doch kein alter Mann! Es ging in die Aufnahme, danach in den Behandlungsraum. Sah aus wie in einer amerikanischen Serie. Überall Betten die man mit einem Vorhang dezent separieren kann. Schnell war eine Ärztin da und 5 (!) Krankenschwestern. Eine für den Puls, eine für das Fiebermessen, eine für die Hose, eine für die Decke und eine für das Händchen halten. Und dann ging alles sehr schnell. Die Wunde wurde gesäubert, Antibiotikum gespritzt, ich musste 20 Minuten liegen bleiben. Mir wurde echt ein wenig schummerig.
> Frau Doktor erklärt <
> Auuuuuah – lustige Ohrringe hat sie <
Tarn erledigte den Papierkram und bezahlte die Rechnung. Dickes Pflaster in der Kniekehle und Antibiotika 2×1 ein paar Tage lang – Danke Hundertfüßer. Zurück bei Touratech machte man sich schon Sorgen. Denn immerhin soll dieser Hundertfüßer giftig gewesen sein. Leider hat er den späten Nachmittag nicht mehr erlebt. Dafür aber ich. Wir sind beim Lunch.
> v.l. Joey und Panote, dann Touratech Mitarbeiterinnen, dann Tarn und Andreas. <
Da fährt man fast 16.000 km und so ein kleines Tierchen streckt einen in den letzten Tagen fast dahin.
Gesamtkilometer 15.988 km.
Zusatz: Sorry Leute, es war kein Tausendfüßer – sondern “nur” ein Hundertfüßer. Dennoch nicht lustig. Schaut selbst – Quelle Wikipedia.
Die Hundertfüßer (Chilopoda) sind eine Klasse der Gliederfüßer (Arthropoda) und werden bei den Tausendfüßern (Myriapoda) eingeordnet. Weltweit sind etwa 3.000 Arten dieser Tiere bekannt, womit sie nach den Doppelfüßern die zweitgrößte Gruppe der Tausendfüßer darstellen. Die Tiere erreichen Körperlängen von 1 bis 10 Zentimetern, tropische Scolopendra-Arten (dt.: Skolopender) können auch bis 25 Zentimeter lang werden.
Gift: Bestandteile der Skolopendergifte können Acetylcholin, Serotonin sowie Histamin sein. Einige wenige Arten produzieren auch Blausäure. Die Giftwirkung ist für einen robusten, gesunden und erwachsenen Menschen normalerweise nicht lebensgefährlich, jedoch sehr unangenehm und schmerzhaft. Die Bissstelle schwillt in der Regel sehr stark an, es kommt zu sehr intensiven, über den gesamten Körper strahlenden Schmerzen. Dazu kommen je nach Art und Dosierung des Giftes Lähmungserscheinungen, die über mehrere Tage anhalten können. Ebenfalls verursacht das Gift oftmals Übelkeit und Schwindelgefühle sowie ein Taubheitsgefühl an der Bissstelle. In seltenen Fällen kann es auch zu Atemproblemen und Herzrhythmusstörungen führen. Vor allem bereits erkrankten und geschwächten Menschen sowie Kindern und Senioren wird empfohlen, eine ärztliche Behandlung in Anspruch zu nehmen. Auch eine Nekrose kann unterhalb der Bissstelle auftreten und muss dringend medizinisch behandelt werden. Wie bei allen Bisswunden besteht die Gefahr einer Blutvergiftung.
Es sind bisher zwei Todesfälle dokumentiert, dabei handelte es sich zum einen um ein Mädchen, das von einem Skolopender direkt am Kopf gebissen wurde. Bei dem anderen Fall hatte ein 39-jähriger Thailänder, nachdem er gebissen wurde, den Hundertfüßer gegessen. Innerhalb von zwei Stunden starb er.
Andreas Hülsmann, Schwerte, Vietnam, Way to Huyen
10 Antworten auf Tag 62 – 17.07.2013 – Bangkok (Thailand) 5 km