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Mein Name ist Lothar A. Baltrusch. Seit 2009 habe ich ein Patenkind in Vietnam: Thi Thao Huyen Pham. Anfang Mai 2013 bin ich durch 8 Länder gefahren über 15.000 km weit um sie zu besuchen. Hier meine Erlebnisse.

Tag Archives: Schwerte

Tag 29 – 14.06.2013 – Saymashand (Mongolei) – Erenhot (China) 222 km

14. Juni 2013 Erenhot / China Presse, Unterstützer, Vietnam-Reise 2013 1

Ich bin in Chinaaaaaaaa !!! Unglaublich. Doch der Reihe nach. Nachdem wir in Saymashand – Gottes vergessener Ort – aufgewacht sind – haben wir nicht geduscht, es gab kein Frühstück und ich hatte die Vorahnung auf „Piste“.

 

 

Hatte Recht, über 200 km. Hans-Jürgen fuhr das Bike. Unterwegs hat es dann auch Andreas erwischt und das obwohl er schon 1000de Kilometer Sand und Gedöns unter den Rädern hatte.

 

 

Es ging durch eine zwar traumhafte aber auch unwirkliche Gegend. Berg rauf, Berg runter. Hin und wieder trafen wir Menschen – machten eine kurze Pause. Manchmal standen wir alleine da. Drei Männer im Nichts. Nur der Wind wehte und in der Ferne frästen sich die Lkw vor ihrer eigenen Staubwolke fahrend, ihre „Straße“ in die Steppe. Jederzeit könnte hier ein Quentin Tarantino Film gedreht werden – die Kulisse war ja schon da.

 

Am Horizont zeichnete sich durch den Dunst der Steppe eine Silhouette ab – es ar die von Erenhot, die Grenzstadt Chinas, das war unser Ziel. Wildes Treiben erwartete uns. Lkw an Lkw standen in Reih und Glied und warteten auf die Durchfahrt ins Reich der Mitte. Da also war China. Für mich bislang nur ein Gedanke – jetzt zum Greifen nah. Wir fuhren an der kilometerlangen Schlange vorbei. Das ging fix – aber dann. Wie bei der Einreise, Zettel hier, Zettel da, Stempel hier … usw. Dauerte fast 1 ½ Std.

 

Währenddessen versammelten sich immer wieder Menschen an den Bikes. Nicht nur das, auch die Zöllner wollten gucken und wollten „Foto“ – also Klick. Sogar das Mongolische Fernsehen war da … leider ein paar Tage zu spät. Im Oasis hätten sie uns Tagelang filmen können.

 

Dann war es soweit – die Grenze Chinas! Das ging natürlich auch sehr gemächlich. Und auch hier wieder – Klick ! Dann ein letzter Gruß „Welcome to China“ und wir waren drin. Nur die Bikes und das Auto noch nicht, die mussten erst durch den Zoll. Und was dann kam, glaubt uns sicherlich kein Mensch. Wir wurden am „Roten Teppich“ empfangen. Zöllner machten Fotos !! OK – der Teppich war nicht für uns, der liegt da immer – aber es sah so aus.

 

Wir trafen Chu. Er ist 28 Jahre alt und unser Guide für die nächsten 14 Tage. Ein sehr netter Mensch. Er regelte unseren Papierkram. Und dann bekamen wir eine Ausnahmegenehmigung. Normal hätten die Bikes im Zoll stehen bleiben müssen – aber wir durften mit ihnen bis zum Hotel fahren, da wir versprachen, diese bis Morgen stehen zu lassen. Gesagt – getan. Und dann rollten wir die ersten Meter auf chinesischen Boden. Überall Elektroroller –lautlos. Auch hier schauten die Leute auf uns, als „wären wir nackt auf dem Fahrrad“. Nach wenigen Kilometern, unser Hotel. So richtig wie aus einem Film. Dusche, Essen, Feierabend. Ich bin in China !!!!

Übrigens – hier gibt’s (zumindest im Moment) wenig bis Null WiFi. Es gibt kein FB und auch das TV besteht nur aus zensierten Programmen. Andere Länder … Morgen bekommen wir den Chinesischen Führerschein – au Backe. “So la mning” – Lothar

 

Gesamtkilometer: 9.642 km und Bilder des Tages.

Tag 28 – 13.06.2013 – Ulaanbaator (Mongolei) – Saymashand (Mongolei) 466 km

14. Juni 2013 Saymshand (Mongolei) Patenkind(er), Presse, Unterstützer, Vietnam-Reise 2013 0

Ich bin kein Held – hab ich auch nie behauptet. Der Tag fing sehr nett an. Das letzte Frühstück, die letzten Worte mit Dimitri und Sibylle und ab ging es Richtung „Border of China“.

50 km nach der Stadt begann die Steppe, wunderschön im Licht des Morgens, rechts und links von der schönen neu asphaltierten Straße aus zu sehen. Ich freute mich auf die kommende Nacht  unterm Sternenhimmel – doch es sollte alles anders kommen.

Nach weiteren 200 km hörte die Straße auf und wir mussten auf die Steppe ausweichen – Sandsteppe !!! Meine schlimmste Befürchtung wurden wahr. Aber wer A sagt … doch das B wie Bums hat nicht lange auf sich warten lassen.

 

 

Ein paar Minuten später legte ich die BMW auf die Seite. Alles gut gegangen – war einfach zu wenig Gas und zuviel Sand. Also – aufstellen und weiter. Das „weiter“ dauerte ganze 15 Minuten. Dann legte ich mich wieder hin – diesmal aber etwas, na sagen wir mal – intensiver.

 

Mein rechtes Bein war eingeklemmt zwischen Alukoffer und hinterer Fußraste, ich lag unter dem Bike, zwar weich im Sand aber ich konnte den Fuß nicht wegziehen. Ausbuddeln ging auch nicht, da sonst der Sand von der „Kofferauflageseite“ (tolles Wort) nach unten gerieselt wäre und das Bike mehr und mehr meinen Fuß abgedrückt hätte. Also: Erstmal n Foto machen !

In der Zwischenzeit hat Andreas gedreht und kam mir zur Hilfe. Bike hingestellt und … weiter. Aber auch das dauerte gerade mal 20 Minuten und wir hielten an. Ich hatte Angst weiter auf Sand zufahren – oder hatte ich Respekt ? Egal wie man es nennt – ich war nicht in der Lage die „unbekannten Kilometer“ zu fahren. Also haben wir beschlossen, dass Hans-Jürgen das Bike fährt – immerhin ein alter Steppenhase und ich den Transit. Mir tat der Unterschenkel weh aber das Fahren im Transit gut. So ging es bis nach Saymshand.

Es zogen dunkle Wolken auf. An Campen war nicht zu denken. Regen kam auf und Wind und wie sollte es auch anders sein – Gewitter. Die Straße – die wieder da war – wurde leicht schmierig und der Wind spielte mit uns, allerdings sehr fies.

 

 

Danach wurden wir mit einem Regenbogen in der (östlichen) Wüste Gobi entschädigt. Wir erreichten Saymshand – ein Ort, den Gott vergessen hat. Dubiose Gestalten, immer leicht angeheitert, sprangen auf der Straße rum. Das Hotel – ein Loch über einer Karaokebar und voll mit ordentlich „betankten Leuten“. Die Bikes standen in einem Tiefgaragenloch, die Betten waren hart wie ein Brett. Zum Abendbrot gab es Chips ! Ich ging müde, erschöpft und mit Wut im Bauch ins Bett. Wollte und will immer noch, die gesamten Kilometer bis Huyen auf dem Bike fahren, doch nun fehlen 200 km. Aber – ich bin kein Held – die Vernunft hat gesiegt. Und was Hans-Jürgen betrifft, da hab ich den höchsten Respekt vor dem, was er da mit dem Bike in der Steppe hingelegt hat !

Und noch etwas ist mir aufgefallen. In Ulaanbaator haben wir getankt. 41.700,00 Tögrök hab ich bezahlt. Nach knapp 200 km hörte die Straße auf. Kurz vorher sah ich ein Auto mit der Zahl 417 auf der Heckklappe. Kurz bevor das Gewitter anfing, sah ich am Straßenrand die Kilometrierung: 417. Als ich später zufällig auf die Uhr schaute, war es in Deutschland 14:17 h ! Seit ewig langer Zeit, „verfolgt“ mich die Zahl 417. Wieso ? Das würde ich auch nur zu gerne wissen. Keine Ahnung. Aber so ist es nun mal – vielleicht bekomme ich ja in Vietnam die Erklärung.

Gesamtkilometer: 9.420 km

 

 

 

 

Bilder des Tages

 

Tag 27 – 12.06.2013 – Abschied vom Oasis in Ulaanbaator

12. Juni 2013 Ulaanbaator / Mongolei Patenkind(er), Presse, Unterstützer, Vietnam-Reise 2013 9

Die Ruhe hat ein Ende – die Straße ruft. Seit dem 7. Juni haben wir Anker im Oasis geschmissen. Länger als geplant. Aber die Zeit tat gut – wir brauchten sie. Wir haben die Seele baumeln lassen, mit den Anderen Geschichten ausgetauscht (DimitriWalter & Marion) ausgetauscht, die Bikes gewartet, den Transit gewaschen. Zwei Dinge sind hängen geblieben, die Herzlichkeit von Sibylle, die das Oasis nach 18 Jahren aufgibt und nach Afrika geht und die Bilder vom Besuch bei World Vision. Diese werde ich nicht vergessen. Unser „Mitfahrer“ der ersten Tage – Bernd Degwer hat sich gemeldet. Er packt auf die Summe, die wir für das Projekt geben, 100 Euro drauf. Danke Bernd !

Ich habe meine Homepage auf Fordermann gebracht – schaut mal unter “Galerie”. Da habe ich versucht alle Länder zu „bebildern“. Viele habe ich bislang noch nicht veröffentlicht. Sind zwar nicht immer in chronologischer Reihenfolge – aber … . Somit habt ihr wenigstens einen kleinen Eindruck von der Fahrt.

An dieser Stelle ein fettes DANKE an die Unterstützer des Projekts “Way to Huyen”. Danke auch an die vielen Leser. Eure Kommentare sind mir sehr wichtig. Leider kann ich nicht immer zurück schreiben, da mir doch die Zeit fehlt. Nun sind wir schon seit knapp 4 Wochen unterwegs – es kommt mir vor wie eine Ewigkeit. Ich habe das Zeitgefühl verloren. Weiß manchmal nicht was für ein Wochentag ist. Oft muss ich rechen, welche Uhrzeit in Deutschland ist, damit ich meine Lieben nicht aus dem Bett schmeiße.

Ich vermisse meine Frau, unseren Sohn und unseren Hund Lady. Denke oft an sie.

Jetzt liegt China vor uns. Fast 700 km müssen wir in den nächsten zwei Tagen schaffen. Einige sprachen von fast 200 km Sandpiste !! Da geht das Vorderrad bis zur Felge in den Sand und bremst das Bike in Sekundenschnelle von 70 auf 0 km/h ab. Dazu kommen die Seitenkräfte, der Lenkkopf geht nach links und/oder rechts und du kannst nicht mehr steuern. Darauf habe ich keinen Bock. Tipp bekommen: Straße verlassen und über die Steppe parallel fahren. Andreas hat sich schlau gemacht. Die Straße bis zur „Border of China“ sei mittlerweile eine geteerte Straße. Lassen wir uns überraschen.

Die nächste Nacht werden wir wieder in der Steppe verbringen. Wir haben Lebensmittel, Wasser und genug Sprit. Der Sternenhimmel und die „Lautlosigkeit“ können kommen.

 

Dann werde ich mich wohl das letzte Mal per Sat-Telefon melden können. Denn die Chinesen dulden keine Satgeschichten in ihrem Land. Wir hörten von einem Abenteurer, dem hat man die Anlage abgenommen. Also werde ich das Gerät auf die Bikes „in Teilen“ verteilen und in China selbst auf WiFi hoffen. Durchaus möglich, dass dieses nun das letzte Zeichen von mir ist – für 14 Tage.

Dann sind wir an der Grenze zu Laos und ich bin wieder ein Stück näher bei Huyen.

Lothar

Galerie Link

Mongolei 07.06.2013 – 14.06.2013

12. Juni 2013 Mongolei Galerie 0

Tag 26 – 11.06.2013 – Besuch bei World Vision – Toligoit ADP in Ulaanbaator

11. Juni 2013 Ulaanbaator / Mongolei Gedanken, Patenkind(er), Presse, Unterstützer, Vietnam-Reise 2013 7

Ich habe damit gerechnet. Dieser Besuch ging mir ans Herz. Aber ich habe auch das Funkeln in den Augen der Kinder gesehen und auch durch die Infos der Mitarbeiter – die Hoffnung gesehen. Dieses Projekt – Toligoit – wird ausschließlich von Paten aus Deutschland betreut. Es ist eins von vielen in der Umgebung von Ulaanbaator. 1901 Kinder sind registriert, 1310 bekommen Unterstützung aus meinem Heimatland. Die Dunkelziffer ist unbekannt. Im Winter leben die Menschen unter der Straße in der Kanalisation, der einzige Ort, der Wärme verspricht. Wir haben die Ärmsten der Armen besucht. Sie leben von dem, was die Anderen wegschmeißen – die Müllkippe ist ihr zu Hause und ihr Arbeitsplatz. „Lieber hier etwas finden und verkaufen, als anderen Menschen was zu klauen“, sagte mir der 9 jähriger Munkhzorig (ihr seht ihn auf den Bildern). Regelmäßig kommt der “Mobile Doc” im World Vision Transit. Er untersucht die „Dump Childs“ – die Müllkinder – kostenlos. Viele von ihnen leiden an Atemsbeschwerden oder an Hautausschlag. Die Sterberate ist hoch. Die folgenden Bilder – ohne Kommentar.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der BVB hat mir vor langer Zeit eine Tasche mit Sportsachen gegeben. Diese verteilten wir unter den Kindern. Die Augen der Kinder leuchteten und sie bedankten sich mit Gesten. Ein unbeschreiblicher Moment für mich.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Anschließend ging es in eine Siedlung. Dort besuchten wir einen Vater mit seinen zwei Kindern. Der Junge arbeitet auf dem „Black Market“ – auf dem Schwarzmarkt. Das Mädchen versucht sich zu Hause. Die Mutter der Kinder ist vor einigen Monaten gestorben, der Vater ist schwer krank. Vor wenigen Wochen brannte dann auch noch sein Ger ab, World Vision organisierte den Neuaufbau. Als wir wieder im WV-Van saßen,  sah ich die BVB-Tasche. Ich ging noch einmal zu ihnen. Der Junge bekam Turnschuhe, dem Vater gab ich drei dicke Trikots. Er bedanke sich mit Worten, die ich nicht verstand, er nahm meine Hände und küsste sie.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Es ging zu einem Kindergarten, quer durch das Armenviertel Ulaanbaators. Hier in diesem Kinderhort, werden Kids zwischen 3 und 15 Jahren betreut, während ihre Eltern draußen das Kultivieren und den Anbau der Felder beigebracht bekommen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Kinder haben für uns gemalt. Es gab Herzchen mit „I love you“ auf mongolisch und liebevoll gebastelte Sachen. Wir lungerten mit den Kids auf dem Boden rum und „sprachen“ eine Sprache.

 

 

 

 

 

 

Danach wurde es „musikalisch“. In einer Schule für junge Erwachsene bekamen wir ein Konzert geboten. In Tracht und original Instrumenten spielten sie uns etwas vor. Ich habe auch versucht auf der „Pferdekopfgeige“ zu spielen – fürs Foto war es OK. Letzte Station war eine Schule für Näherinnen. Hier lernen sie das Handwerk und können später davon leben.

Der Tag war eine Achterbahn. Zwischen „Herzbluten“ und „Herzhüpfen“ war alles dabei. Er war sehr berührend.

Noch einen Satz zu den „Dump Childs“. Munkhzorig hat es mir angetan. Ich werde vom “Way to Huyen” Konto 500,- Euro nehmen und diese zur Verfügung stellen. Hans-Jürgen gibt noch mal 250,- dazu. Dieses Geld ist für die Müllkinder. Das soll einen Start ermöglichen !

Wir können – das heißt ich kann – mich nicht einfach auf mein Bike setzen und dann Richtung China fahren und das alles hinter mir lassen. Wir werden einen Tag länger im Oasis bleiben. Donnerstag geht’s also erst Richtung China. Melde mich also Morgen wieder …

In Gedanken … Lothar