Jabadabadoooo – der Postmann war da. Das Dokument ist angekommen – unsere Freude war groß – Andreas schickt ein Gebet zum Himmel. Zwischen diesem Bild und dem Bild Nr. 2, liegen 4 Stunden. Davon sind wir etwas mehr als 30 Minuten gefahren. Aber der Reihe nach.
Mit gemischten Gefühlen fuhren wir zur Grenze. Zwei Tage zuvor hatten wir freundliche Letten getroffen – das war diesmal auch der Fall. Dann wurde es Ernst. Wir standen auf russischem Boden – waren aber noch nicht drin. Wir mussten Zettel ausfüllen. Und dann kam der Stempel – Zack „Willkommen in Russland“. Das ging schnell – aber dann. Die Bikes mussten ja auch mit. Bei Andreas gings reibungslos und bei mir … „Wo isch Berächtigung für fahren Motorrad von Firma“ Alles klar – dachte ich, hab ich. Doch leider nur auf Deutsch, Englisch und Französisch. „Wois auf Ruuuusisch ?“ Hab ich nicht ! Neiiiiin – bitte nicht !!! Andreas hatte die Idee – das „Carnet de Passage“ hatten wir dabei. Der Zöllner grummel –ich Ohhh-ha ! Es dauerte geschlagene 2 Stunden, bis er – zwischen Telefonanrufen und Kollegengesprächen – endlich seinen Stempel zückte. Man muss wissen – die Beamten machen keinen Schritt aus ihrem Häuschen ohne den Stempel mitzunehmen. Ein Heiligtum !!
Dann gab er mir die Papiere mit einem Lächeln und wünschte „Good Fahrt“
Russland – wir sind drin – im größten Land der Ede. Erster Stopp an der Tanke. Nasszeug an – denn der Himmel wurde dunkel. Sofort haben uns Leute angesprochen – „Wo kommen her – wo gehen hin – wie teuer Maschine“. Wir fuhren Richtung Osten. Ist schon komisch –jeden Tag Richtung Osten. Normalerweise fährt man Abends nach einer Tour wieder zurück – hier gehst immer weiter von zu Hause weg. Ich vermisse vieles !
Bis nach Moskau knapp 600 km. Mein Navi zeigte zum Ort, den wir vor Moskau angegeben haben 365 km GERADEAUS ! Unglaublich – hier fährst Du eine Landstraße – immer nur geradeaus – immer nur Richtung Osten. Die Sonne im Nacken – die dicken Wolken vor Dir und die Straße – super sauber ! (Noch) Rechts und links der Straße sah es aus wie „Little Everglades“ Seen, Tümpel und kleine Bäche, dahinter Tannen und Birkenwälder. Störche saßen in ihren Nestern und manchmal stand ein Elch (?) einfach nur rum. Unendlich schön und beruhigend. Bei 18° und 85 km/h war es für mich fast eine Art Meditation. So schön ist die Welt. Der Verkehr hielt sich in Grenzen.
Wir kamen nach ein paar Pausen an einem kleinen Hotel an der Landstraße vorbei. Ich hatte kein gutes Gefühl. Der Typ in Jogginghose und Muskelshirt sah aus wie Jean Claude van Damme. Sehr suspekt. Das Zimmer sollte 1800 Rubel kosten – etwas 45 Euro, plus bewachter Parkplatz. Aber irgendwie war mir das nicht koscher. Deshalb sind wir weiter. Kaum auf der Landstraße hieß es: 21 km Rüttelstrecke. Und wenn ich Rüttelstrecke schreibe … Der Untergrund wäre nicht einmal als Fundament für eine Bodenplatte eines Einfamilienhauses durchgegangen. Und immer wieder Löcher, die bei uns im Kreis Unna als Sickergrube durch gehen würden. Also schöööön vorsichtig. Nach über 25 km kamen wir an einen Gasthof mit Tanke. Ich glaube „Nactoyka“ heißt das Hotel. Von außen sehr nett. Doch je später der Abend, desto skurriler die Gäste. Männer mit Pomade im Haar, Frauen auf hohen Schuhen und wir mittendrin. Egal – die Nacht kam, immerhin sind wir hier 2 Stunden vor der Zeit. Also statt 20 Uhr Deutschland – 22 Uhr Russland. Zimmer gebucht und gut. Aber: Niemand lächelt hier. Alle bewegen sich wie in Trance – alles sieht aus wie aus einem alten UDSSR Film – Keiner spricht und wenn, dann hört sich das an wie beim Militär – Hart und Laut. Unsere Bikes werden bewacht von einem scharfen Hund, der mir leid tut. Sitzt er schon sein Leben und wohl auch den Rest an einer 3 Meter Eisenkette und bellt alles an, was in seine Nähe kommt. Draußen zog ein – ich will mal sagen „Mischling“ zwischen Hyäne und Schäferhund seine Runden. Abgemagert aber Frei ! Keine Ahnung was besser ist. Wir gingen zum Essen. In der Bar, Truckerfahrer. Tattoos und Wodka. Schnell was Gegrilltes und n kühles Bier – ab aufs Zimmer. Draußen zieht Bodennebel auf – die Landschaft hüllt sich ein. Unten im Café tritt eine Künstlerin auf. Unbekannte Lieder erfüllen die stickige Luft – sie riecht nach Diesel. Ich schreibe diese Zeilen und bin hin und her gerissen. Nicht zu Hause aber auch noch nicht am Ziel – Abenteuer eben ! Morgen geht’s an Moskau vorbei –leider. Hans-Jürgen ist vorgestern schon mit dem Transit vorgefahren und berichtete uns von überfüllten und chaotischen Straßen – also muss der “Rote Platz“ und Mc Donald ausfallen. Es gibt schlimmeres !! Wir treffen uns nach Moskau und wollen das CL Spiel BVB gegen Bayern München irgendwo in Russland sehen – eine neue Herausforderung !
10 Antworten auf Tag 07 – 23.05.2013 – Ludza (Lettland) – Nelidova (Russland) 328 km